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Re: [ox] Wer ist dieses "wir" ?



Die Rhetorik, mit der dieses Prinzip hier negiert wird, ist die Rhetorik 
der Schoepfungslehre.  Man betreibt viel Wissenschaftstheorie, stellt 
selbstverständliches als Ideologie dar und befreit sich selbst scheinbar
von allen Scheuklappen, um insgeheim viel größere Scheuklappen in die
Diskussion einzuführen.  

Von welchen Scheuklappen sprichst Du ?

Befreiung von Scheuklappen: man macht sich die Begrenztheit wissenschaftlicher
Hypothesen bewusst und warnt vor populären Ideologisierungen von dem, was
ursprünglich vielleicht sehr vorsichtige Hypothesen mit einem engen Kontext
waren.  Das kann tatsäclich befreiend wirken.  Sowohl die besseren
Evolutionslehre-Kritiker als auch die besseren Argumentatoren auf dieser Liste
beherrschen dies gut.

Neue Scheuklappen: z.B. allerlei Moralkeulen, meist irgendwie mit Faschismus
zusammenhängend, auf Basis vager Assoziationen oder unüberschaubarer Theorien
mit imposantem Begriffsfeuerwerk, welches viel mehr voraussetzt und viel
unbescheidener daherkommt als die ursprünglich kritisierte "Ideologie".
Hinter all dem findet sich schließlich kaum mehr als die alte Sehnsucht
nach dem Paradies.
 
Du postulierst also den "Leistungsdruck als Grundbedingung menschlicher
Existenz" und verwirfst Diskussionen die dies in Frage stellen als
unwissenschaftlich ?
Auf welcher (wissenschaftlichen) Basis beruht denn Deine Erkenntnis ? 
Und, um mal wieder an die Urspr"unge von [ox] anzukn"upfen, wie erkl"arst Du den
Erfolg von nicht-leistungsgebundener Kreativit"at (Sei es Freie Software,
oder auch die von Moglen zitierte Mozartsche Musik) ?

Ich habe nicht gesagt, dass Menschen nur auf Druck hin etwas leisten.  S. auch
die Diskussion über den notwendigen Freiraum der Professoren, mit der ich
versucht habe, dem ganzen eine Basis in der Realität zu geben (Re: Keimform Elite-Uni).

Aber auch Entwickler freier Software streben nach einer Balance von Leistung
und Gegenleistung.  Wo die nicht hergestellt werden kann, brennen sie nach ein
paar Jahren aus, so meine Hypothese.

Aber die Erfahrung der freien Software hat durchaus ein paar reale 
Implikationen
fuer die heutige Wirtschaftsordnung, die einer Liste wie dieser eine
Existenzberechtigung liefern.

Welche w"aren das denn, im Rahmen des Leistungsdenkens ?

Etwa die Überlegungen, die Fritz Machlup in seinem Buch von 1961, "The Economy
of Knowledge Production in the United States", anstellt.

Es gibt auch noch mehr gut durchdachte volkswirtschaftliche Literatur dazu,
aber sie wird m.E. zu wenig beherzigt und auch auf dieser Liste, soweit ich
sehe, vor lauter Paradiessehnsucht kaum rezipiert.

Ich bin leider in Eile, hoffe später mehr per Wiki o.ä.. hierzu zusammentragen
zu können.
 
--
Hartmut Pilch		http://a2e.de/phm/













  
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