Re: [ox] Keimform Elite-Uni: C4-Professur ab Geburt
- From: PILCH Hartmut <phm a2e.de>
- Date: Sat, 13 May 2006 23:07:32 +0200
Dieser Effekt wird von "bedingungslosem Grundeinkommen" / "Bürgergeld" etc
nicht besonders gefördert, soweit ich sehen kann.
Wieso nicht? Ist schließlich eine klare Antwort auf die "Brötchenfrage",
wenigstens, was die Existenzmittel IN DIESER GESELLSCHAFT betrifft.
Nach der "Sicherung des Grundeinkommens" bleiben weiterhin unersättliche
individuelle Bedürfnisse (z.B. nach Absicherung und Macht aller Art) bestehen.
Wer stattdessen einfach der Verwirklichung individueller
kreativer/forscherischer Triebe nachgeht, handelt nach wie vor nicht unbedingt
ökonomisch klug.
Spricht das gegen die Menschen oder gegen die Ökonomie?
Weder noch.
Es spricht gegen die vom System gesetzten falschen Anreize.
Wobei ich mit System hier die das System der "bedingungslosen Grundsicherung"
meine.
Bevor man jeden einzelnen Bürger wie einen Professor behandelt, der einfach
nur möglichst viel schöpferische Freiheit braucht ...
Jeder ist (funktional) in naher Zukunft ein "kleiner Professor" - eine
meiner lange vertretenen zentralen Thesen.
Dann habe ich ja richtig geraten. Nur auf dieser Basis finde ich das ganze
auch nur halbwegs diskutabel.
Das von dir favorisierte System setzt aber weniger Anreize hin zum
"kleinen Professor" als das von mir favorisierte System der direkten Belohnung
für Leistungen im Bereich des Aufbaus öffentlicher Güter.
... sollte man vielleicht lieber erst mal wieder an den Universitäten
etwas von der dort in den letzten Jahren aufgebauten Systemen der
Leistungsbemessung zurückdrehen.
Das mit zu erledigen wäre gleich ein Aufwasch.
Bei ernst gemeinten Reformen geht man Schritt für Schritt vor, prüft die
Wirkung, und weitet langsam aus.
Aber diese Art
"Leistungsbemessung" ist ja nicht neu, sondern hat in der Geschichte
schon mehrfach ihre Untauglichkeit in praxi bewiesen. Sie läuft entweder
auf ein Gießkannen-Prinzip hinaus oder zementiert Machtstrukturen.
Beides ist kreativ-schöpferischem Tun im Wege.
Ähnliches vermute ich auch. Aber die Leistungsbemessung ist wohl auch
z.T. eine Reaktion auf teilweise unerfreuliche Erfahrungen mit einem früheren
Zustand größerer akademischer Freiheit.
Für viele hier scheint von vorneherein fest zu stehen, dass die "freie
Gesellschaft" diejenige ist, in der jeder Mensch mit der Geburt zum
C4-Professor der Humboldschen Universität ernannt wird.
Siehe oben. Das hat Gründe im Funktionalen der Wissensreproduktion der
Gattung Mensch. Genauer ausgeführt etwa in meinem mawi-paper.
Gut, dass es solche Papiere gibt. Ich melde mich mal wieder zu dem Thema,
wenn ich eine Wiki-Seite mit Verweisen dazu zusammengestellt habe. Bisher
habe ich allerdings noch nicht wirklich überzeugende Argumente vorgefunden,
die mich dazu veranlassen könnten, andere Sachen liegen zu lassen um diese
Papiere zu lesen. Ich sehe vielmehr sehr viele Unstimmigkeiten.
... und die Forderung nach "C4 für alle" o.ä. dürfte in der Praxis
alles andere als befreiend wirken.
Hier drehst du dich im Kreis, denn "die Forderung nach 'C4 für alle'"
ist ja (im Kern) nichts anderes als die Grundsicherungsforderung, nur
eben in DIESER Konnotation leicht überzogen. Womit du - mit Verlaub -
unsachlich wirst.
"C4 für alle" meine ich nicht als Polemik, sondern als Versuch, ein ansonsten
ganz abwegiges Konzept halbwegs seriös diskutabel zu machen.
--
Hartmut Pilch http://a2e.de/phm/
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