[ox] Fragen der Frankfurter Rundschau an Oekonux
- From: Stefan Merten <smerten oekonux.de>
- Date: Mon, 17 Nov 2003 15:22:19 +0100
Liebe Liste!
Seitens der Frankfurter Rundschau (für die, die es nicht wissen: eine
der großen überregionalen Tageszeitungen in Deutschland) liegt eine
Interview-Anfrage an Oekonux vor. Wenn ich mir diese Bemerkung
erlauben darf: Ich glaube, darauf können wir alle hier stolz sein
:-) .
Mit dem anfragenden Redakteur konnten wir vereinbaren, dass die Fragen
an die Liste hier gehen, so dass wir alle Ideen hier sammeln und
diskutieren können. Ich mache - auch auf seinen Wunsch hin - eine
Zusammenfassung (6000+ Zeichen) und die restliche Kommunikation mit
ihm.
Leider zeitlich alles ein wenig knapp: Ich kann nur Beiträge bis
Montag, 24.11.
berücksichtigen. Die Diskussion, die seine wirklich interessanten
Fragen vermutlich auslösen wird, ist dadurch natürlich nicht begrenzt.
Vielleicht kann der Artikel auch mit der URL garniert werden, die
einen Einstieg in diesen Thread bietet.
Anbei seine Anfrage. Ich freue mich auf diesen Thread :-) .
Mit Freien Grüßen
Stefan
--- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< --- 8< ---
Die Frankfurter Rundschau plant einen Schwerpunkt, bei dem es um
"Alternativen" in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft geht. Die
Wirtschaftsredaktion möchte auf ihrer Titelseite mehrere Themen
vorstellen. Aufmacher soll Freie Software sein. Er soll untersuchen,
ob Freie Software eine Art Modell für eine über Software und IT
hinausgehende Alternative sein kann.
Freie Software wie Linux gewinnt immer mehr an Bedeutung. Alle großen
IT-Multis haben auch den "Pinguin" im Programm. Zunehmend setzen
IT-Nutzer - Unternehmen, Ämter, Privatleute - Freie Software ein.
FRAGEN: Wohin führt der Erfolg?
1. Führt er zur Integration in die Marktwirtschaft, wird Freie
Software kommerzialisiert?
* Sparen die auf Gewinne zielenden Firmen wie IBM oder Sun
Entwicklungskosten, indem sie die Leistungen von
Freie-Software-Entwicklern verwenden?
* Scharf formuliert: Hilft die Freie-Software-Gemeinde dem
Kapitalismus?
* Oder zumindest dem Teil der IT-Branche und Anwender, der sich vom
Microsoft-Monopol verabschieden möchte?
* Besteht die Gefahr, dass wenn die Wirtschaft die
Entwicklungsziele setzt, die "Kultur" der Freie Software kaputt
geht?
2. Oder kann die Art und Weise, wie Freie Software entsteht, einen Weg in
eine neue Ökonomie weisen?
* Helfen IBM und Co, auch wenn sie es nicht wollen, dabei sogar?
* Ist Kommerzialisierung von Linux "gut"?
* Wie könnte der Weg zu einer alternativen Ökonomie aussehen?
* Welche Rolle spielt das Internet dabei?
Dazu genauer:
A. Software ist zwar extrem wichtig für die Wirtschaft, aber sie ist
nicht alles. Auf welchen Gebieten lassen sich
Freie-Software-Prinzipien noch anwenden?
* Gibt es Beispiele dafür, die über freie Musik, Texte und ähnliche
"immaterielle" Produkte hinausgehen?
* Wie stehen die Chancen für "Hardware" vom Auto bis zum Joghurt?
B. Wenn es einen solchen Weg in eine andere Ökonomie gibt, wie kann
man sich den vorstellen?
* Geht das quasi von selbst, weil die Industriegesellschaft sich
zur Informationsgesellschaft wandelt, oder muss der Weg
"organisiert" werden?
* Sind Projekte wie Oekonux mehr als ein Experimentierfeld oder
eine Spielwiese für eine privilegierte Minderheit von Experten?
C. Wie können mehr Menschen zum Mitmachen gewonnen werden?
* Was kann der Einzelne tun?
* Wo liegen die größten Hürden für eine andere Wirtschaft, beim
Markt, der Politik, den Leuten?
* Es hat den Anschein, dass es eine Art Rollback gibt: Kampf gegen
Musiktauschbörsen im Internet, Versuch, Softwarepatente in der EU
einzuführen, Vorwürfe von SCO gegen Open Source. Wie ernst ist
das für die Oekonux-Perspektive zu nehmen?
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de