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Re: [ox] Re: Kritik, Widerstand, Perspektive



Hallo!

On Tue, Sep 11, 2001 at 11:08:43PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Wenn ich ihn recht verstanden habe, dann fällt für ihn vor allem das
Dämme und Schiffe bauen zusammen - und zwar - zugespitzt - als einzige
Option.

Aha. Komisch, hab ich ganz anders verstanden. 

Aber auch Eliten brauchen Freiräume. Das zeigt doch gerade die FS.

Das stimmt. Auch die Bürgers brauchten Freiräume von der
Feudalgesellschaft.

Aber: In beiden Fällen habe sich die Eliten die Freiräume im
wesentlichen selbst geschaffen - bzw. wurden/werden historisch
begünstigt. Ob da der Dammbau eine entscheidende Rolle spielt wäre
vielleicht wirklich nochmal genauer zu untersuchen.

Die ersten bürgerlichen Revolutionen und Aufstände haben sich an meist recht
konkreten Zumutungen entzündet. Oft waren allerdings auch antijüdische
Ressentiments die Auslöser. Hier in Frankfurt: Fettmilch-Aufsstand 1612.

Das sind jetzt Jörg B.'s Erregungskorridore. Ich bin da skeptisch...

Ja. Worin genau besteht Deine Skepsis?

Widerstand ist erstmal eine Anti-Haltung. Aus der folgt aber erstmal
gar nichts.

Das ist eine allgemein Skepsis zu Widerstand. Ich wollte aber wissen, was Du
speziell an Jörgs Variante auszusetzen hast. Er macht ja gerade durch seine
"Erregungskorridore" deutlich, dass es ihm um mehr geht, als nur den Akt des
Widerstands an sich.

Mir geht es auch nicht um Widerstand an sich, sondern darum, dass man das
mit Perspektive und Kritik verbinden muss.

Klar gibt es wichtige Effekte bei konkreten Widerstandsaktionen -
Gruppengefühl, Solidarität, das Erleben eigener Macht etc. Aber das
sind keine Sachen, die dem Widerstand vorbehalten sind, sondern, die
kannst du auf vielen Feldern menschlicher Existenz machen. Dafür
*braucht's* also erstmal keinen Widerstand. (Es wäre aber vielleicht
mal interessant zu erfahren, warum einige Linke diese Erfahrung
offenbar vor allem dort machen...)

Vor allem gibt es aber manchmal die Chance konkret etwas zu verbessern. Wenn
man zum Beispiel eine Abschiebung durch eine Widerstandsaktion verhindern
kann, ist das doch klasse. Oder eine Nazidemo. Oder ein Patentgesetz, btw.

Aus Widerstand folgt aber wie gesagt erstmals gar nichts - die Frage
mit dem Gegenteil von Blau. Die Negation ist nur Nein! und kein Ja!
:-( . Und sie begünstigt auch Kritik nicht. Um eine Analyse der
beschissenen Welt zu machen - d.h. Kritik -, dazu brauche ich keinen
Widerstand. Der vernebelt mir da eher den Sinn.

Das genau sehe ich anders. Das klärt auch den Sinn, wenn man z.B. Repression
mal etwas hautnäher erlebt. Widerstand bedeuted doch oft einfach nur, dass
man sich weigert die vom System vorgesehene Rolle auszufüllen und dann merkt
man doch erst, was falsch läuft. Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln
nicht.

Das ist jetzt allerdings schon wieder ein anderer Punkt als die
Erregungskorridore, der aber auch mit der Richtung Widerstand->Kritik zu tun
hat.

Und mit dem gehört werden erinnert mich das immer so verdammt an Spam.
Wir leisten jetzt Widerstand - und wenn wir schon endlich mal in den
Medien sind, dann drücken wir auch gleich noch den Leuten unsere
Welterklärung in die Birne. Vielleicht ein bißchen überspitzt, aber
das habe ich noch nie gemocht :-( . Gut, das Mediensystem ist ein
Problem und macht solches Vorgehen vielleicht legitimer.

Die Massenmedien sind doch eh Spam pur.

Meine Erfahrung ist durchaus, dass es
funktionieren kann.

Ja. Kann. Mir wäre es aber wichtiger, den Widerstand als notwendiges
Übel zu betrachten anstatt ihn zu vergötzen (wie Jörg B. das tut...).

Na, vergötzen würd ich das auch nicht. 

Für mich ist das alles hier eh nur "notwendiges Übel". In Wirklichkeit hasse
ich Oekonux ;-)

Grüße, Benni
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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