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[ox] Re: Kritik, Widerstand, Perspektive



Hallo Stefan und Mitleser,

On Wed, Sep 05, 2001 at 08:07:16PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Dann wählt bitte eine andere Bezeichnung, denn die "Kritische Theorie"
ist eine Bezeichnung für die "Frankfurter Schule", Horkheimer, Adorno,
Marcuse, Fromm, z.T. Habermas etc. Wobei witzigerweise
Horkheimer/Adorno die Bezeichnung "Kritische Theorie" für die
Marx'sche Theorie benutzt haben - bei den Nazis war das wohl sicherer.

Der Begriff wird auch in einem umfassenderen Sinn benutzt. Wurde es auch
schon von den Frankfurtern.

Oder macht das Kleine "k" da schon alles Klar ;-) ?

Das wäre zumindestens eine mögliche Konvention um das eine vom anderen zu
unterscheiden.

1. Kritik -> Widerstand: Man muss sich klar machen wogegen man warum Widerstand
leistet, logisch.

Nun, Kritik im hier verstandenen Sinne geht aber weiter als einfaches
Unwohlsein/Not, daß sehr wohl Widerstand hervorrufen kann.

Natürlich. Hab ich irgendwo was anderes gesagt?

Brotaufstände sind Widerstand aber ohne Kritik.

Die franz. Revolution wurde wesentlich durch einen Brotaufstand
vorangetrieben. Da _kann_ was draus entstehen, muss aber nicht.

2. Widerstand -> Perspektive: Widerstand gegen Zumutungen schafft Räume um sich
Perspektiven zu erarbeiten (Dämme bauen für Schiffebauer)

Das sieht Jörg Bergstedt ja anders - aber das nur BTW.

Kann ich mich nicht mehr dran errinnern. Was sieht er denn da anders? Er
liest ja hier wohl nicht mit, also kannst Du das ja vielleicht nochmal
zusammenfassen?

Ich weiß aber auch gar nicht, ob die Schiffebauer die Dämme so
unbedingt brauchen. Durchgreifende Revolutionen sind immer(?) von den
Eliten ausgegangen - nicht von den Entrechteten. Das kann vermutlich
Christoph mit VP-irgendwas (ich mag Abkürzungen nur bedingt...)
belegen.

Aber auch Eliten brauchen Freiräume. Das zeigt doch gerade die FS. Ausserdem
müsste man schonmal sich überlegen, was denn überhaupt "durchgreifende
Revolutionen" sind. Auch ist ja gerade der Witz an unserer Zeit, dass die
Eliten oft am wenigsten Handlungsspielraum von allen haben.

Ausserdem klingt das ... nun ... verdammt elitär, wenn Du da so im Unterton
mit transportierst, das es egal ist, wie es den Underdogs geht, weil die ja
eh nicht die Revolution machen. Aber das meinst Du ja sicher nicht so.

4. Widerstand -> Kritik: In Zeiten des Widerstandes gibt es viele
Möglichkeiten Kritik zu entwickeln, zu äußern und dabei gehört zu werden.

Das sind jetzt Jörg B.'s Erregungskorridore. Ich bin da skeptisch...

Ja. Worin genau besteht Deine Skepsis? Meine Erfahrung ist durchaus, dass es
funktionieren kann. Ist für Dich Widerstand völlig sinnlos?

6. Perspektive -> Widerstand: Ohne Perspektive wird Widerstand sinnlos weil
am Ende immer zum Scheitern verurteilt. (Ohne Schiffebauen hält der größte
Damm irgendwann nicht mehr)

Ohne Perspektive ist Widerstand vor allem einfach nur konservativ.

Nicht zwingend. Aber oft.

Grüße, Benni
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