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Re: [ox] Selbstentfaltung ohne Vereinnahmung - Beispiel



Hi Heinz und Liste!

Eigentlich hatte ich den Thread schon abgelegt, aber irgendwie hat
mich das nicht los gelassen.

3 weeks (24 days) ago Heinz Weinhausen wrote:
Computergesteuerte Maschinen haben wir noch nicht angedacht.

Obwohl euch die bei eurer alterschwachen Mühle - ähm: LKW - vermutlich
sogar gute Dienste leisten könnten: Mit entsprechenden Messmaschinen
könntet ihr die defekten Bauteile vermessen um sie dann mit geeigneten
Fabbern neu herstellen zu lassen. Das Ende des Flickwerks...

Knackpunkt bei uns ist, dass wir die Technik insofern beherrschen, dass
wir lernen, einfache bis mittlere Störungen selbst zu beheben,

Das ist mein Problem mit Projekten wie der SSM: Es findet auf
handwerklichem Niveau statt. Da können einfache bis mittlere Störungen
gerade noch behoben werden. Und da es alles in Subsistenz geschehen
muss - äußere Mittel stehen ja nicht zur Verfügung - reduziert sich
das auch noch auf das Wissen, das gerade zufällig ins Projekt gespült
wurde, oder ohne besondere Ausbildung autodidaktisch zu erwerben ist.
Auf diesem Niveau ist die komplexe Technik, die heute Standard ist, -
wie ihr selbst feststellt - nicht zu beherrschen geschweige denn
weiter zu entwickeln.

Da liegt m.E. ein tieferer Grund dafür, dass ein Projekt wie die SSM
keine Überwindungsperspektive haben kann (was ich vor vor Oekonux
übrigens auch mal geglaubt hatte).

Der andere tiefere Grund ist, dass ihr eben aus der Arbeit als Fron
nicht rauskommt. Legion sind die Schilderungen, wie toll es in der SSM
klappt, das Leiden zu verteilen. Ich kann - Gemeinschaft hin oder her
- an der Verteilung von Leiden nichts Tolles finden - und schon gar
keine Überwindungsperspektive erkennen. Leiden gehört abgeschafft oder
zumindest minimiert - und nicht zelebriert.

Mit der permanenten Peitsche des Untergangs bedroht schafft ihr es
nach eigener Schilderung eben gerade, das Leiden namens Arbeit
halbwegs gleichmäßig zu verteilen und brüstet euch noch damit, jede
Lebensäußerung in Arbeit zu verwandeln. Das soll's sein?

Warum schafft ihr nicht aus eurer Selbstentfaltung heraus einen
Überfluss wie es in der Freien Software geschieht? Die Frage ist
durchaus Ernst gemeint und zielt darauf, die Unterschiede zwischen SSM
und Freier Software zu betachten.

da wir
uns sonst zu sehr vom Geldmarkt abhängig machen

Ihr macht euch nicht nur nicht vom Geldmarkt abhängig, sondern nehmt
euch auch die Chancen, die Arbeitsteilung bietet. Nur die Teilnahme an
einem arbeitsteiligen Gesamtproduktionsprozess kann heute die
materielle Lebensqualität sichern, hinter die zurück nur harsche
Verzichtsideologie führt. Und wie das - in der vergleichsweise
abgemilderten Variante - aussieht, führen uns unsere Herrn und Damen
PolitikerInnen ja mittlerweile auf täglicher Basis vor.

und wir stets eher zu
wenig Geld haben (was aus antipolitischer Sicht gut und vorwärtstreibend
ist).

Es ist in eurem Fall nicht vorwärtstreibend, weil es keinen Ersatz für
das gibt, was das Geld (noch) zu leisten im Stande ist. Das ist bei
Freier Software anders. Da ist in der Doppelt Freien Software die
Abwesenheit von Geld sogar *Bedingung* für die Selbstentfaltung - und
nicht der Zwang sich zu den Verhältnissen irgendwie zu verhalten.

In anderen Worten meine generelle (Hypo)These: Stofflich-produktiver
Reichtum gibt in einem Entkoppelungsprojekt nur Sinn, wenn parallel dazu
die geistige Produktivkraftentwicklung einhergeht. Lieber kleine
Brötchen backen als gar keine. Langsam steigern.

Na, ich bin da nicht so sicher. Die SSM ist sicher eine feine Sache,
aber ich würde sie heute nicht mehr als perspektivenreichen Ansatz
begreifen.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan


________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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