Re: [ox] Re: Gegen die eigenen Beduerfnisse handeln?
- From: "Franz J. Nahrada" <f.nahrada reflex.at>
- Date: Sun, 25 May 2003 22:25:48 +0200
Holger Weiss schreibt:
Die Aussage
`Wenn(Reallohnsteigerung)=>Dann(Entlassungen)' kann ich (ceteris
paribus und unter durchschnittl. Bedingungen) fuer den Gegenstand
`Kapitalismus' sehr wohl machen, weil dies ein struktureller Vorgang
ist. Hier handeln zwar tatsaechlich Individuen (konkrete Kapitalisten
entlassen Leute), und bei keinem einzelnen Kapitalisten kann ich die
Handlung vorhersagen. _Aber_: Die Struktur _determiniert_ hier die
Handlung, _solange_ sich der Wille nicht der _Struktur_ widersetzt
(aus ihr "aussteigt", sie zerstoert, whatever). Zerstoert der Wille
die gesellschaftliche Struktur, ist der Gegenstand meiner Aussage
futsch, trotzdem war die Aussage richtig (und im Uebrigen auch
unverzichtbar zum Verstaendnis der individuellen Handlung).
So ganz kann ich diese Entgegensetzung von Willen und gesellschaftlicher
Struktur
nicht nachvollziehen. Fast möcht ich mir den Spaß erlauben und sagen:
typisch deutsch.
Um es weniger spaßig zu sagen: ein Wille, der gesellschaftliche Strukturen
aufzuheben
in der Lage ist, ist also selber sowas wie "eingebettet in eine"
gesellschaftliche Struktur.
(sonst tät er sich wirklich schwer; da haben die Krisis Leute recht, wenn
sie die
"Willensillusion" als Fetischform im Denken angreifen)
Auf der anderen Seite ist das Element sehr wichtig, daß es immer eine
kreative und
spontane Komponente gibt. Die Indianer haben das Problem dadurch gelöst,
daß sie
die kreative Komponente des Willens als Anfangsperspektive nehmen, die
sich in
Wahrnehmung, Gefühl, Erinnerung, Wissen, Prognose, Entscheidung und
Intersubjektivität
zu reflektieren hat. Das nenne ich eine reichere Theorie des Willens als
unser ewiges
westliches Hin und Her zwischen Freiheit und Notwendigkeit. Der Wille muß
sich seiner
eigenen Realität versichern, er wird aber genau dadurch strukturell.
Franz
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