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Re: [ox] Re: Gegen die eigenen Beduerfnisse handeln?



On Tuesday 13 May 2003 15:08, Stefan Seefeld wrote:
Wenn "Logik" ein Vorgang dritter Person ist, dann kann man IMHO auch
nicht von "tautologisch" sprechen. Aber es stimmt: Jede Handlung
eines Individuums ist begründet - das ist meine Übersetzung von
"entspricht dem Massstab des Individuums". Wobei "Grund" -- wie ich
anderenmails deutlich machte -- stets nur erster Person gedacht
werden kann. Der Kurzschluss besteht meist darin, diesen Standpunkt
der ersten Person für nicht verallgemeinerungsfähig (als je mein
Standpunkt) und damit auch für nicht wissenschaftsfähig zu halten.

mag sein. Erste Person *ist* nicht 'wissenschaftsf"ahig', da
Wissenschaft stets von einer Beobachtung, und somit einer Handlung
'in dritter Person' ausgeht.

Das ist der große Irrtum der bürgerlichen Humanwissenschaften - obwohl die 
noch nicht mal in der Lage sind, das so zu erkennen und zu formulieren, 
wie du das hier tust. Die denken (teilweise) nämlich, sie bewegen sich im 
Modus erster Person - eine Art Selbstmissverständnis. -- Also: Respekt!

Es gibt also nach meiner Auffassung nicht _die_ wissenschaftliche Methode, 
sondern stets jeweils Methoden, die gegenstandsadäquat sind oder nicht.

Der Fakt, dass jede Person einen 'Grund' 'in erster Person' angeben
kann, "andert daran "uberhaupt nichts.

Es ändert dann etwas, wenn man eine Form der Verallgemeinerung finden 
kann, die den Standpunkt erster Person nicht suspendiert. Das ist für 
mich das Kriterium und die große Herausforderung. Allgemeiner ist es 
meine Forderung für eine Freie Gesellschaft.

Dieser jemand hatte einen _Grund_ dafür. Das ist eine radikale
Aussage, weil sie -- ernst genommen -- ein Ausweichen auf ein
Spekulieren (dritter Person) nicht zulässt. Du musst diesen Menschen
fragen und einen interindividuellen Prozess beginnen, in dem er sich
dir verständlich macht (wenn er das will).

hier offenbart sich meiner Meinung nach noch einmal ganz krass das
Problem:

Du suggerierst, dass jedwedes Interpretieren einer Beobachtung ein
Spekulieren ist. Damit stellst Du, zumindest was Humanwissenschaften
betrifft, den wissenschaftlichen Ansatz als Ganzes in Frage.

Ja, glasklar erkannt: Ich halte die naturwissenschaftliche Methode 
(dritter Person) nicht für gegenstandadäquat in Bezug auf den 
gesellschaftlichen Menschen (erster Person).

Ich kann Dir im "Ubrigen v"ollig zustimmen, dass jede Handlung einen
Grund hat. Aber diese Aussage so ohne Relativierung ist eben auch nur
eine Neuformulierung der Leibitz'schen These, dass diese Welt die beste
aller m"oglichen ist. Oder, mit Hegel, die raison d'etre der
Philosophie ein *Nach*denken, eine posthume Rechtfertigung von bereits
Geschehenem.

Hm.

Der Versuch, so etwas wie ein "objektives Interesse" ontologisch zu
bestimmen, bekommt schnell etwas teleologisches: Sprich, es sieht so
aus als ob es ein Ziel sei, die dem Sein eine Bestimmung gibt. Da
fängt halt Religion an.

Immer langsam, hier machst Du mehr als drei Schritte auf einmal.
Von wessen Sein sprichst Du hier ? Die des Subjektes, dass da per
Interesse handelt ? Oder das Sein des Interesses ?

In dem Fall: des Menschen allgemein (nicht eines konkreten).

Zu essen um meinem objektiven Interesse nach Nahrung nachzukommen hat
nichts mit Teleologie und auch nichts mit einer Sinngebung meiner
Existenz zu tun. Oder ?

Ack.

Ciao,
Stefan

--
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