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Re: [ox] Tausch




Ein Einwurf zu Euerm "Tausch"-Handel (mail von FN vom Tue, 24 Apr
2001, unendlich lange 15 Tage her!):

   Sabine hat schon was geschrieben dazu. Vielleicht muß ichs wirklich
   genauer sagen, ich meine auch daß wir hier eine wirklich wichtige
   Entdeckung gemacht haben, auch im Zusammenhang mit Bennis  
   Dialektik von Kooperation und Nicht-Kooperation. Also: ich stelle meine
   Kooperation unter Vorbehalt: Wenn ich das und das nicht kriege, dann 
   kooperiere ich nicht. Das Bestehen auf dem Tausch ist daher das 
   beständige Ins-Spiel-Bringen der Nichtkooperation, Tausch geht nur
   mit dem prinzipiellen Vorbehalt "dann wars halt nichts".

   ... Es wird von vorneherein darauf verzichtet, einen
   rationellen Arbeitsteilungsvertrag anzustreben, stattdessen tritt
   der Tauschgegenstand (die Ware) als Anspruch auf eine Proportion
   der gesellschaftlich verausgabten Arbeit auf. Meine Arbeit soll
   mit anderer Arbeit identisch sein, sie sozusagen repräsentieren.
   Marx schreibt daß hier eigentlich ein kriegerischer Urzustand
   unterstellt ist, wo eben nicht kooperiert wird, auf der anderen 
   Seite "reicht die Kraft nicht hin", einander direkt zu berauben.
   Also wird der Tausch zum Ersatz für den Kampf. Die Arbeit wird 
   sublimierte Aneignungstätigkeit, Kampf um den Wert.

Hier kommt wieder der Punkt durch, der am Spehrschen Konzept der
freien Kooperation noch etwas unterbelichtet ist - ihre
gesellschaftskonstituierende Wirkung. Mannigfacher "Tausch"
konstituiert eben Bedingungen, unter denen Tausch "gewöhnlich"
abläuft.  Vielleicht muss man die Spirale noch etwas intensiver
verfolgen:

Tausch -> Bedingungen gemeinsamen Handelns (incl. Tausch) ->
Bedingungen, unter denen das Entstehen von Bedingungen gemeinsamen
Handelns steht (-> geht noch weiter, wenn jemand Lust hat)

   Das Paradox - und hier kann ich auch der Krisis einen Vorwurf
   nicht ersparen - ist, daß die Arbeit diesen kooperativen Doppel-
   charakter hat. Also das ganze geht nur auf der Grundlage daß sich
   "hinter dem Rücken der Subjekte" eine allgemeine Subjektivität
   herausbildet. Durch Tausch wird diese allgemeine Subjektivität 
   zugleich anerkannt und negiert.

Das ist mir nun aber nicht klar. Dass sich bisher die "Bedingungen der
Bedingungen" hinter dem Rücken der Subjekte durchgesetzt haben, muss
ja nicht für alle Ewigkeit so bleiben. Spehrs neuen Gedanken habe ich
eigentlich so verstanden: 

Tausch -> _Verhandeln_ der Bedingungen gemeinsamen Handelns ->
_Verhandeln_ der Bedingungen, unter denen Bedingungen gemeinsamen
Handelns ausgehandelt werden

Allerdings nehme ich an, dass _Verhandeln_ der Bedingungen der
Bedingungen noch immer begleitet sein wird von den Bedingungen der
Bedingungen der Bedingungen, die sich hinter dem Rücken der Subjekte
durchsetzen. 

-- 
Mit freundlichen Gruessen, Hans-Gert Graebe

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