Re: [ox] Tausch
- From: "Franz J. Nahrada" <f.nahrada magnet.at>
- Date: Tue, 24 Apr 2001 09:42:33 +0200
liste oekonux.de schreibt:
Ich beschreibe zwecks Belehrung was ich von diesen Begriffen verstanden zu
haben glaube:Freiheit(nach Speer) liegt dann vor, wenn die
Kooperationsteilnehmer eineKooperation
aufgeben können. Die Verweigerung der Kooperation ist die einzig mögliche
Form von Druckausübung in einer freien Gesellschaft.
Das Bestehen auf NichtTausch würde ich als Verweigerung von Kooperation
verstehen, aber umgekehrt kriege ich das nicht hin. Der
NichtTauschenWollende ist dann frei, wenn er trotz NichtTausch bestehen
kann.
Wie soll denn dann gerade der Tausch die Verweigerung der Kooperation
sein ?
Sabine hat schon was geschrieben dazu. Vielleicht muß ichs wirklich
genauer sagen, ich meine auch daß wir hier eine wirklich wichtige
Entdeckung gemacht haben, auch im Zusammenhang mit Bennis
Dialektik von Kooperation und Nicht-Kooperation. Also: ich stelle meine
Kooperation unter Vorbehalt: Wenn ich das und das nicht kriege, dann
kooperiere ich nicht. Das Bestehen auf dem Tausch ist daher das
beständige Ins-Spiel-Bringen der Nichtkooperation, Tausch geht nur
mit dem prinzipiellen Vorbehalt "dann wars halt nichts".
Es kann ja sein, daß dieser Vorbehalt einerseits sehr wichtig ist, auf
der anderen Seite ist er enorm störend für den Aufbau kooperativer
Verhältnisse. Sigor versucht mit seinen Begriffen
* Reflektierte_Form_des_allgemeinen_Subjekts
* konkretes_Subjekt
* Gesamtprodukt
* Gesamtarbeiter
darauf abzustellen, daß wir auf der einen Seite sowas wie ein
gesellschaftliches ex-ante Verhältnis wollen (Arbeitsteilung),
wo die Verläßlichkeit dazugehört, daß die anderen auch ihre Arbeit
tun, auf der anderen Seite wir eben immer verschiedene Vorstellungen
haben, wie diese Arbeitsteilung beschaffen sein soll.
Bei Karl Marx heißt es in den James Mill-Exzerpten, daß eine
Ökonomie, die auf dem Tausch aufbaut, eine verfeinerte Kraft von
Plünderung ist. Es wird von vorneherein darauf verzichtet, einen
rationellen Arbeitsteilungsvertrag anzustreben, stattdessen tritt
der Tauschgegenstand (die Ware) als Anspruch auf eine Proportion
der gesellschaftlich verausgabten Arbeit auf. Meine Arbeit soll
mit anderer Arbeit identisch sein, sie sozusagen repräsentieren.
Marx schreibt daß hier eigentlich ein kriegerischer Urzustand
unterstellt ist, wo eben nicht kooperiert wird, auf der anderen
Seite "reicht die Kraft nicht hin", einander direkt zu berauben.
Also wird der Tausch zum Ersatz für den Kampf. Die Arbeit wird
sublimierte Aneignungstätigkeit, Kampf um den Wert.
Das Paradox - und hier kann ich auch der Krisis einen Vorwurf
nicht ersparen - ist, daß die Arbeit diesen kooperativen Doppel-
charakter hat. Also das ganze geht nur auf der Grundlage daß sich
"hinter dem Rücken der Subjekte" eine allgemeine Subjektivität
herausbildet. Durch Tausch wird diese allgemeine Subjektivität
zugleich anerkannt und negiert.
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