Re: [ox] Tausch
- From: RalfKrae aol.com
- Date: Sat, 9 Jun 2001 05:08:33 EDT
Hallo,
um mich auch noch kurz einzumischen:
Ich kann den Aufwand erfassen welcher noetig ist um
> zB ein Elektronenmikroskop herzustellen,
Ich behaupte, daß du das nicht kannst und wenn du eine noch so große
Zettelwirtschaft beginnst. Wie willst du denn z.B. die
Ausbildungskosten derer einbeziehen, die an der Herstellung von
Produkten und Vorprodukten beteiligt waren? Wie willst du das Wissen
einbeziehen, daß in einem solchen Produkt steckt und das auch mal
irgendjemenschen Zeit gekostet hat?
Bei allen Problemen, den Arbeitsaufwand für die Produktion eines Dings
präzise zu erfassen: du schüttest das Kind mit dem Bade aus. Es muss nämlich
gar nicht so super präzise sein. Es kommt doch eh immer nur auf den
Durchschnitt an, und auf den sich verändernden Zeitaufwand zum je aktuellen
Zeitpunkt. Die og. Fragen sind auch zu lösen, wobei da unterschiedliche
Lösungen denkbar sind, aber wie gesagt, es kommt nicht darauf an, das präzise
zu machen. Es gibt sogar noch schwieriger lösbare Probleme, z.B.
Kuppelproduktion (also ein Produktionsprozess bringt mehrere Produkte hervor,
wie verteilt sich der Arbeitsaufwand dann auf die verschiedenen Produkte?).
Aber auch daran scheitert das Prinzip in der Realität nicht.
Worauf es ankommt und was möglich ist und funktioniert und m.E. Sinn macht
und (auch ohne Wert) notwendig ist, ist unabhängig von all diesen Problemen
den Arbeitsaufwand zu einem zentralen Kriterium der Regulierung der
Produktion zu machen und Mechanismen zu haben, diesen Arbeitsaufwand
sukzessive zu senken, also die Produktivität der Arbeit zu steigern. Bei
allen negativen "externen Effekten" ist m.E. nicht zu bestreiten, dass (insb.
kapitalistische) Warenproduktion, die auf dem Wert und damit diesem Prinzip
beruht, zu gewaltigen Steigerungen der Arbeitsproduktivität geführt hat. Es
kommt m.E. darauf an, dieses Prinzip erstens von der bornierten Beschränkung
auf Einzelunternehmen zu lösen, also tatsächlich nach
gesamtgesellschaftlichen und globalen Kosten und Arbeitsaufwänden zu fragen,
die bisher abgewälzt werden zugunsten höherer Privatprofite, und dies Prinzip
nicht das einzig bestimmende sein zu lassen, sondern es anderen Kriterien
unterzuordnen, also auch bewusst entscheiden zu können, höheren
Arbeitsaufwand in Kauf zu nehmen um bestimmter Qualitäten und sozialer,
humaner, ökologischer Ziele willen. Aber Ökonomie muss weiterhin sein, und
d.h. im Kern: Ökonomie der Zeit.
Sicher kann man Produkte nach vielen Kriterien oder auch rein zufällig
verteilen, aber sinnvoll ist das nicht. Gerade wenn man möglichst viel Zeit
für freie Tätigkeit haben will, ist es notwendig, die notwendige Arbeitszeit
so kurz wie möglich zu gestalten, und dafür muss zwingend der für die
Produktion nötige Arbeitsaufwand ein zentrales Kriterium für die Regulierung
der Produktion und Verteilung der Produkte sein, auch nach Überwindung des
Kapitalismus. Dazu Marx im Kapital III: Es "bleibt, nach Aufhebung der
kapitalistischen Produktionsweise, aber mit Beibehaltung gesellschaftlicher
Produktion, die Wertbestimmung vorherrschend in dem Sinn, dass die Regelung
der Arbeitszeit und die Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit unter die
verschiednen Produktionsgruppen, endlich die Buchführung hierüber,
wesentlicher denn je wird" (25/859
Freundliche Grüße
Ralf Krämer
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