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Re: [ox] Tausch



Hallo,

um mich auch noch kurz einzumischen:

Ich kann den Aufwand erfassen welcher noetig ist um
 > zB ein Elektronenmikroskop herzustellen,
 
 Ich behaupte, daß du das nicht kannst und wenn du eine noch so große
 Zettelwirtschaft beginnst. Wie willst du denn z.B. die
 Ausbildungskosten derer einbeziehen, die an der Herstellung von
 Produkten und Vorprodukten beteiligt waren? Wie willst du das Wissen
 einbeziehen, daß in einem solchen Produkt steckt und das auch mal
 irgendjemenschen Zeit gekostet hat?

Bei allen Problemen, den Arbeitsaufwand für die Produktion eines Dings 
präzise zu erfassen: du schüttest das Kind mit dem Bade aus. Es muss nämlich 
gar nicht so super präzise sein. Es kommt doch eh immer nur auf den 
Durchschnitt an, und auf den sich verändernden Zeitaufwand zum je aktuellen 
Zeitpunkt. Die og. Fragen sind auch zu lösen, wobei da unterschiedliche 
Lösungen denkbar sind, aber wie gesagt, es kommt nicht darauf an, das präzise 
zu machen. Es gibt sogar noch schwieriger lösbare Probleme, z.B. 
Kuppelproduktion (also ein Produktionsprozess bringt mehrere Produkte hervor, 
wie verteilt sich der Arbeitsaufwand dann auf die verschiedenen Produkte?). 
Aber auch daran scheitert das Prinzip in der Realität nicht.

Worauf es ankommt und was möglich ist und funktioniert und m.E. Sinn macht 
und (auch ohne Wert) notwendig ist, ist unabhängig von all diesen Problemen 
den Arbeitsaufwand zu einem zentralen Kriterium der Regulierung der 
Produktion zu machen und Mechanismen zu haben, diesen Arbeitsaufwand 
sukzessive zu senken, also die Produktivität der Arbeit zu steigern. Bei 
allen negativen "externen Effekten" ist m.E. nicht zu bestreiten, dass (insb. 
kapitalistische) Warenproduktion, die auf dem Wert und damit diesem Prinzip 
beruht, zu gewaltigen Steigerungen der Arbeitsproduktivität geführt hat. Es 
kommt m.E. darauf an, dieses Prinzip erstens von der bornierten Beschränkung 
auf Einzelunternehmen zu lösen, also tatsächlich nach 
gesamtgesellschaftlichen und globalen Kosten und Arbeitsaufwänden zu fragen, 
die bisher abgewälzt werden zugunsten höherer Privatprofite, und dies Prinzip 
nicht das einzig bestimmende sein zu lassen, sondern es anderen Kriterien 
unterzuordnen, also auch bewusst entscheiden zu können, höheren 
Arbeitsaufwand in Kauf zu nehmen um bestimmter Qualitäten und  sozialer, 
humaner, ökologischer Ziele willen. Aber Ökonomie muss weiterhin sein, und 
d.h. im Kern: Ökonomie der Zeit.

Sicher kann man Produkte nach vielen Kriterien oder auch rein zufällig 
verteilen, aber sinnvoll ist das nicht. Gerade wenn man möglichst viel Zeit 
für freie Tätigkeit haben will, ist es notwendig, die notwendige Arbeitszeit 
so kurz wie möglich zu gestalten, und dafür muss zwingend der für die 
Produktion nötige Arbeitsaufwand ein zentrales Kriterium für die Regulierung 
der Produktion und Verteilung der Produkte sein, auch nach Überwindung des 
Kapitalismus. Dazu Marx im Kapital III: Es "bleibt, nach Aufhebung der 
kapitalistischen Produktionsweise, aber mit Beibehaltung gesellschaftlicher 
Produktion, die Wertbestimmung vorherrschend in dem Sinn, dass die Regelung 
der Arbeitszeit und die Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit unter die 
verschiednen Produktionsgruppen, endlich die Buchführung hierüber, 
wesentlicher denn je wird" (25/859

Freundliche Grüße

Ralf Krämer
Fresienstr. 26
44289 Dortmund
Tel. 0231-3953843
Fax 0231-3953844

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