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[ox] notizen zur keimform



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[1  <text/plain; iso-8859-1 (8bit)>]
1.
das konzept der keimform, die Freie Software für eine neue gesellschaft
darstelle, ist auf der konferenz von Sabine und Michael H. explizit
kritisiert worden. Norbert T. sprach davon, dass eine neue gesellschaft nur
"negatorisch" auf die wertvergesellschaftung bezug nehmen könne.
2.
"keimform" beinhaltet im wort eine analogie zur biologie, legt einen
entwicklungsprozess zumindest nahe, der bei allen veränderungen im ablauf
einem bauplan, sozusagen einer DNA, folgt.
3.
das unterschlägt aber die von Stefan Mz. sonst betonte wesentliche differenz
eines offenen gesellschaftlichen vorgangs zu einem determiniert biologischen
prozess. vielleicht kommt das daher, dass der begriff aus dem historischen
materialismus zu stammen scheint, nach dem ja der kapitalismus trotz aller
greuel die historische mission hat, die vorbedingungen einer Freien
Gesellschaft zu schaffen, die sich aus der alten "entwickeln" lässt. Marx
selbst spricht ja in diesem zusammenhang von naturgeschichte der menschheit.
dieser meinung bin ich nicht (mehr), sondern stimme dem von Norbert T. auf
der konferenz referierten gedanken zu, dass die produktivkraftentwicklung
als entscheidende determinante der gesellschaftlichen entwicklung nur für
die vom wert beherrschte gesellschaft gilt, aber nicht exprapoliert werden
darf (so jedenfalls hab ichs verstanden).
4.
dass Freie Software entwickelt wird, ist nicht ergebnis davon, dass
"information wants to be free", sondern dass menschen das vielleicht sein
wollen. für Open Source reichen auch rentabilitätserwägungen. wenn diese von
manchen subjektiv als befreiend empfunden werden, ändert das nichts an ihrer
objektiven funktion unter der herrschaft des werts.
5.
freie selbstentfaltung ist kein letztlich uneingelöstes versprechen der
produktivkraftentwicklung in der wertgesellschaftlichen form (wie ich Stefan
Mz. [miss?]verstanden habe). sie ist eine zielvorgabe, die mit der logik des
werts nichts zu tun hat. Sie ist ein von menschen empfundenes bedürfnis, das
(seit langem) in widerspruch zu den gesellschaftlichen verhältnissen steht.
wenn das von diesen menschen so gesehen wird, können sie sich dazu stellen
(bewusst anpassen, ausweichen, konfrontieren, einen mix daraus).
6.
die Freien Software-Bewegung kann nur dann ein beitrag zu einer Freien
Gesellschaft sein, wenn die beteiligten menschen das wollen, wenn sie sich
bewusst dazu entscheiden.
ich denke, es handelt sich nicht um "keim"formen, sondern um
handlungsmöglichkeiten, um potenzen, die wir heute vorfinden, die wir, wenn
wir eine Freie Gesellschaft erreichen wollen, aus der analyse (auflösung)
der welt des werts gewinnen können. Solche gibt es vermutlich viele, die
mehr oder weniger bedeutung haben und mehr oder weniger tiefe der
veränderung zulassen.
die potenzen der Freien Software" sind recht groß und eröffnen viele
perspektiven von veränderung. sozusagen sprengkraft bekommen sie, glaub ich,
wenn sie sich mit vielen anderen möglichkeiten und anliegen kombinieren -
mit der "benachbarten" "Free Hardware", mit den von Franz N. immer wieder
vorgebrachten ansätzen, mit den von Flo L. unlängst genannten fragen und
anderem, wovon ich (noch) gar nichts weiß - aber das wenigstens weiß ich
;-).
ciao,
Lorenz
[2  <text/html; iso-8859-1 (quoted-printable)>]


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Organisation: projekt oekonux.de


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