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Re: [ox] Fwd: Widerspruch!



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Diese Mail schicke ich zum zweiten mal, weil sie beim ersten mal nicht 
wieder zu mir zurückgefunden hat, was heißt, daß sie GMX oder sonstwer 
entweder beim Senden oder Empfangen verschusselt hat. Falls letzteres 
der Fall sein sollte, und ihr sie schon kennt, einfach ignorieren...
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Hi, Dirk!

On Don, 03 Mai 2001, Dirk Herrmann wrote:

Allgemeiner Widerspruch 2:
Stichwort Materielle Ressourcen: Wie bereits auf der Konferenz
gesagt, endet eine Open Source Entwicklung genau da, wo der
materielle Bereich anfängt. Ich weiss nicht, warum ich Ansätze wie
?dann hat jeder eine CNC-Frässmaschine an seinem PC am Parallelport
hängen und baut sich sein Auto selber? mehr als nur belächeln
sollte.

Nicht eine einzelne Fräsmaschine, sondern ein komplettes Autowerk. 
Die paßt genau unter den Schreibtisch und erzeugt beliebige 
Werkstücke, z.B. komplette Autos, durch schichtweises Auftragen von 
Protonen, Neutronen und Elektronen...

Das mag vielleicht unrealistisch klingen, aber vielleicht klingt das 
folgende Szenario ja realistischer:

Wenn eines Tages erstens einige Autofirmen komplett auf freie Software 
umsteigen, zweitens die Maschinen soweit zueinander kompatibel 
gemacht werden, daß man jedes Auto in jedem der Werke fertigen könnte 
und drittens freie Autodesigns, wie OSCar eins werden soll, im Netz 
herumschwirren, dann kann sich diese jeder herunterladen, am 
Bildschirm angucken, bearbeiten und weiterkopieren. 

Selber fertigen kann man das ganze aber wohl kaum (es sei denn, man 
hat zufällig einen kleinen Fabber unterm Schreibtisch ;o). Die 
Situation ähnelt damit der, wenn man ein ISO-Image herunterlädt ohne 
über einen CD-Brenner zu verfügen (ähnliches Beispiel: TeX-Datei und 
kein Drucker vorhanden). Ähnlich, wie man in diesen Beispielen 
heutzutage nach endlichen Bemühungen einen CD-Brenner- oder 
Druckerbesitzer (für Einzelstücke), bzw. ein Preßwerk oder eine 
Druckerei (für eine Serienfertigung) finden kann, wird es dann auch 
bei einem Auto-Datensatz möglich sein, ein Autowerk zu finden, das 
einem das Auto als Prototyp oder in Serie fertigt.

Sich selbst ein einzelnes Auto herzustellen ist
zwar prinzipiell möglich, sollte allerdings in etwa doopelt so hohe
Kosten verursachen wie der Kauf eines Solchen beim Hersteller.

Zehnmal so hohe... Mindestens ;o)

 - - - - - 

Wirtschaftswiderspruch:
Im Kommunismus hies es: "arbeite soviel Du kannst, nimm soviel Du
brauchst".

Wo bitte wurde diese wunderbare Wirtschaftsform je 
praktiziert??? 

Im Sozialismus hieß es jedenfalls ungefähr: "Arbeite für deinen 
Monatslohn soviel du willst, und bezahle einen solchen für einen 
Kassettenrekorder, falls du einen brauchst. Bananen brauchst du 
nicht."

Gerade in der Ex-DDR konnte man ja das fehlen ein lohnbezogenen
Anreizsystemes wunderbar nachvollziehen.

Stimmt. Um so spannender ist aber die Frage, warum große Teile der 
freien Software völlig ohne lohnbezogenes Anreizsystem entstanden sind.

Ich denke, man muß dafür den Spaßfaktor betrachten:

1. Schöpferische Arbeit macht mehr Spaß als schematische.

2. Arbeit, deren Ergebnis einem selbst zukommt, macht mehr Spaß als 
   solche, deren Ergebnis zum Tausch vorgesehen ist.

3. Arbeit, die die Verringerung einer unangenehmen Arbeit zum Ziel
   hat, macht mehr Spaß als solche, die ein immer wiederkehrendes 
   Problem nur kurzzeitig löst. 

4. Künstlerische Betätigung ist noch eine Stufe spaßiger.

Arbeit, die so wenig Spaß macht, daß sie keiner von alleine macht, muß 
man entweder durch Maschinen machen lassen oder, wo dies (noch) nicht 
möglich ist, Anreizsysteme schaffen, bzw. bestehen lassen.


welche den Sieg des
Kapitalismus über den Kommunismus herbeigebracht hat
(Misswirtschaft, Vetternwirtschaft und Ineffizienz sowie andere
Gründe trugen nicht weniger dazu bei).

Ob es ein ?Sieg? war oder nicht, lasse ich hier mal dahin gestellt.
Denn auch der Sozialismus hat gewisse Vorteile, besonders was die
soziologische Sichtweise betrifft. Nur liess sich das im
Gesamtkonzept nicht richtig umsetzen.

Interessant... Kannst du das bitte näher erläutern?


Ich glaube nicht, das GNU, GPL und dergleichen den Kapitalismus
beseitigen werden. Sie werden vielmehr einen Teilbereich davon
übernehmen und erheblich verbessern. Die neue Wirtschaft wird
dann auf dieser Tatsache aufbauen, ebenso wie die ganze
Weltordnung überhaupt.

Da stimme ich Dir zu, möchte allerdings noch hinzufügen, dass dies
nur in den Teilbereichen funktioniert, in den eine solche
Entwicklung überhaupt möglich ist, also in allen
?entmaterialisierten? Bereichen.

Gehört dazu auch, mit einem CAD-Programm ein Auto zu entwickeln? 
(s. oben)

Wenn man dies ausdehnt auf die
Produktion und die kapitalistischen
Wertschöpfungsketten, sind wir wieder oben an dem Punkt mit den
Anreizsystemen.

Kostenlos am Fließband stehen und so?
(s. oben zum Thema "Spaßfaktor")

Tschüß,
Thomas
 }:o{#


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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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