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Re: [ox] Re: [ot:Linux-wertlos] STOP!



Hi Bernd und alle,

Bernd schrieb:
Mir kommt es noch immer so vor als wuerde man um angemessene Begriffe
streiten: Soll man in der Nach-Kapitalistischen Gesellschaft
die Herstellung von Guetren Arbeit "nennen"oder nicht?
Darauf deuten schon folgende in Ulis Kommentar
vorkommenden Woerter hin:

1. 'fragwrdigen Marx'schen Begriff der "Arbeit"'
2. 'zumindest kategorial sogar noch einen Ehrenplatz'
3. 'Aber lasst doch diese "verkehrte" Welt der Arbeit auch begrifflich
    hinter Euch.'

"Begriff" ist nicht gleich "Wort", es geht Uli, und das teile ich, um
das _Begreifen_ der Sache mit den richtigen _Begriffen_. Wenn man das
Begriffene mal gepackt hat, ist es weniger wichtig, wie man das Kind
"nennt", also welches Wort man der Bedeutung gibt. Konfus?

Inhaltlich die Kritik folgende: "Arbeit" ist nicht etwas dem puren
"Menschsein" zu kommendes, sondern "Arbeit" ist die besondere Form der
Re-/Produktion des Lebens unter Bedingungen der Klassengesellschaft. Da
mit dem Eintritt in die Menschheitsgeschichte die Klassengesellschaften
begannen (die "klassenlose" Urgesellschaft fällt noch in den Übergang 
vom Tierreich zur menschlichen Gesellschaftsgeschiche), kennen wir
nichts anderes als eben diese Form der "Arbeit". Sie zeichnet sich aus
durch permanent zu wiederholende miesen Tätigkeiten aus
Überlebensnotdurft, nicht-intellektuelle unmittelbar-operative
Tätigkeiten im direkten Stoffwechsel mit der Natur etc. oder so ähnlich. 

In dieser Hinsicht ist Arbeit immer "abstrakt", ist sie nicht das, was
ich will, sondern was ich tun muss, das, was von meinem "sonstigen"
("eigentlichen") Leben abgespalten vor sich geht. Die Krönung der
Abstraktheit setzt der Kapitalismus dem Ganzen auf: Die sinnliche,
konkrete, nützliche Seite, die bislang immer präsent war, wird nun
marginal, da alle Arbeit der Verwertung untergeordnet wird. Es zählt
nicht mehr, was du machst, sondern nur noch, dass du Arbeitszeit
ablieferst, sprich Wert (=tote Arbeit) produzierst.

Weil das alles zu so ätzend ist, kann Selbstentfaltung - und um das geht
es bei Freier Software - nicht "Arbeit" sein. Selbstentfaltung findet
eben nicht in einer abspaltenen Sondersphäre statt, sondern ist eben
Entfaltung des Selbst - umfassend zeitlos und ortslos sozusagen. Jede
Einsperrung der Selbstentfaltung in "Arbeit" zerstört diese.

War das ok so zusammengefasst? So habe ich's jedenfalls verstanden.

Ciao,
Stefan

-- 
  Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen
  HA II, Abteilung Datenverarbeitung
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