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Re: [ox] Re: Arbeit oder was?



Hi alle!

Ich versuche mal eine Konklusion zu bauen, während ich den Thread
durcharbeite. Ich benutze dabei mal Zitate, die m.E. was Wichtiges auf
den Punkt brachten. Einiges wurde auch von mehreren Leuten gesagt.

Nebenbei versuche ich auch mal ein bißchen weiterzudenken.

Den Sigor-Brocken, den Franz uns mal wieder reingeworfen habe, habe
ich noch nicht gelesen. Vielleicht setze ich mich diesmal ja mal
wirklich damit auseinander.

12 days ago Henrik Motakef wrote:
Da muss man trennen zwischen dem "anthropologischen Arbeitsbegriff" und dem
gerade gemeinten "gesellschaftssprezifischen", der die Form der Arbeit im
Kapitalismus beschreibt.

Wichtig! Wir sprechen von einem anthropologischen und einem
gesellschaftlichen Arbeitsbegriff! Das scheint mir schon einen
erheblichen Teil der Verwirrung auszumachen, weil diese beiden
Kategorien schnell durcheinander gehen.

Der "Anthropologische" meint im wesentlichen ja die planvolle
Auseinandersetzung mit der Natur zum Lebenserhalt.

Und das finde ich auch eine brauchbare und knappe Definition dieses
anthropologischen Arbeitsbegriffs. Prima!

In diesen Begriff paßt sogar auch die kapitalistische Arbeit, denn
auch sie dient dem Lebensunterhalt - allerdings halt nicht direkt
sondern vermittelt über das Geld und damit auf eine spezifische Weise
vermittelt über die Gesellschaft.

Aber auch in der GPL-Gesellschaft hätte diese Definition noch Sinn -
na ja, das ist ja von einem anthropologischen Begriff auch zu erwarten
:-) .

Mir scheint, dieser anthropologische Arbeitsbegriff ist also schon so
etwas, worüber wir reden können, ohne in irgendeine Ideologiefalle zu
tappen.

Zum Weiterdenken: Auch in der GPL-Gesellschaft wäre diese Arbeit nur
vermittelt über die Gesellschaft nützlich für den Lebensunterhalt -
Gnu/Linux-EntwicklerInnen können die Früchte ihrer Arbeit halt nicht
essen. Allerdings würde nicht mehr das Geld als anonyme
Vermittlungsinstanz auftreten. Was aber würde als Vermittlungsinstanz
auftreten? Das ist in unseren Diskussionen bisher höchstens
angeschnitten. Bisher stelle ich mir das als ein
anarchisch-produktives Gewusel vor - ob's das sein kann?

Wichtig scheint mir hier auch, daß es sich bei der GPL-Gesellschaft
also nicht um ein Zurück zu vorkapitalistischen Subsistenzstrukturen
handeln würde, sondern um eine fortentwicklende Überwindung
kapitalistischer Strukturen.

Da wären unsere Gedanken dann wenigstens auch gründlich von diesem
ganzen New-Work-Krams und High-Tech-Self-Providing uns so weg. Nee,
nee, die gesellschaftliche Vermittlung - vulgo: Arbeitsteilung - muß
schon bleiben.

der Punkt ... ist ... das Phänomen "Gesellschaft" zu erklären. Das
ist, aus marxscher Sicht, die Art, wie diese Arbeit ... kollektiv
organisiert wird, also wie Arbeitsteilung und die Distribution der
Produkte gemanagt wird.

Das wäre dann der gesellschaftliche Begriff von der Arbeit. Also der
Bereich, den ich oben als Vermittlung beschrieben habe - denke ich.

12 days ago Benni Baermann wrote:
Man sollte also ... das
Wort [Arbeit] einfach in den Muell treten, da es viel zu sehr belastet ist
von Jahrhunderten voller Ideologisierungen.

Das wäre evt. auch eine Möglichkeit - habe ich auch schon mit
gespielt.

Worum's mir mit dem Versuch einer Klärung ging, war aber, die
verschiedenen Ebenen, die das Wort hat, mal herauszufiltern, um mal
genauer zu sehen, über was wir eigentlich reden. Ich denke, die obige
Differenzierung ist schon ein wichtiges Ergebnis.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan


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