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Re: [ox-de] keimform.de: Wie es den Kapitalismus zum Commonismus treibt



Hallo Franz,


Warenproduzentinnen sind nun mal Kapitalistinnen, nenns doch beim Namen.

Ich bin mir nichtmal bei ihrer Bezeichnung als 'WarenproduzentInnen'
sicher, weil sich im Laufe des Transformationsprozesses ja ihre Rolle,
ihre gesellschaftliche Einbettung und damit ihr gesamter Charakter
verÃndert.

Beide Begriffe, Kapital(istInnen) und Ware(nproduzentInnen), beziehen
sich fÃr mich eigentlich auf eine spezifische gesellschaftliche
Konstellation. Es macht fÃr diese Kategorien eventuell einen riesigen
Unterschied, ob wir von einer Gesellschaft reden, deren Reichtum (wie im
ersten Satz des 'Kapital') als "ungeheure Warensammlung" beschrieben
werden kann oder nicht â sie ergeben vielleicht nur in Bezug auf eine
solche Gesellschaft wirklich Sinn. Ihr Charakter Ãndert sich in anderen
Kontexten vielleicht derart, dass man nicht mehr von derselben Kategorie
sprechen kann.

Der Begriff 'KapitalistInnen' ist da noch viel fraglicher: Ist z.B. die
Aneignung von Mehrwert im Rahmen dieser Produktionseinheiten mit
"AusgabegerÃt"-Charakter denknotwendig? Ich bin mir da nicht so sicher â
relativ fix ist fÃr mich ja lediglich, dass gewisse Arbeiten externe
Anreize voraussetzen. Der Warenbegriff erscheint mir als zumindest etwas
weniger Komplex und kontextgebunden als der Kapitalbegriffâ

GrundsÃtzlich gbt es verschiedene Wege hier nach LÃsungen zu suchen.

* Stefan Merten forciert die freien Potentiale aktiver ProfessionalitÃt,
er vertraut drauf dass die Leute die einen Job und eine Existenz haben mit
der Bildung und Duldung ihrer "Atbeitgeber" sich freien Projekten zuwenden
und die Resultate im internen Prozess ihren Firmen zukommen lassen....

* Meine LÃsung sind die "Globalen DÃrfer", quasi "Reproduktionsinseln"
im kapitalistischen Alltag, die schon nach einer demonetÃren Logik
funktionieren und daher dauerhaft intellektuelle KapazitÃten freistellen
kÃnnen und sich an globalen Entwickler- und DesignConnunities beteiligen
kÃnnen (Kloster-Metapher). Hier gibt es AnsÃtze wie Marcin Jakubowskis
"Global Village Construction Set", aber die laufen sehr Low Tech und
absolutistisch. Und sie finden im Bereich schon existierender physischer
Communities kaum Resonanz.

Nur wenn die Communities genÃgend Eigenmacht und StabilitÃt besitzen,
werden Warenproduzenten auch auf siesetzen. Das ist unser "Realparadox"
das wir zu lÃsen haben.,

Nach meinem VerstÃndnis ist der primÃre "Hebel" wie gesagt die
Herstellung von Transparenz in Bezug auf Produktionsprozesse â sobald
die in einem Bereich besteht, ist grundsÃtzlich einmal Verhandelbarkeit
hergestellt. 'Verhandelbarkeit' heiÃt fÃr mich zunÃchst einmal nur, dass
(entlang von Sinnkritierien gefÃhrte) Auseinandersetzungen Ãber die
jeweiligen Prozesse ermÃglicht sind. Auf Grundlage solcher
Auseinandersetzungen kÃnnen dann weitergehende Dynamiken entstehen.

Zum Zweck des Experimentierens in diese Richtung hab ich mit einem
Freund vor einiger Zeit ein Textildruck-Projekt gegrÃndet & in Bezug auf
diesen Bereich (in dem wir auch als Warenproduzent auftreten) mÃchte ich
in den nÃchsten Jahren versuchen, einerseits weitestgehende Transparenz
herzustellen, andererseits an mÃglichst vielen bestehenden Communities
(wie beispielsweise der Open Clipart Library, der Wikipedia, dem derzeit
leider toten Wikichains-Projekt etc., aber auch den Umfeldern der
CleanClothes-Kampagne u.Ã.) anzudocken, um das jeweils Geschaffene fÃr
einander nutzbar zu machenâ â und schauen was passiert ;)

Komm doch mal bei mir in Wien vorbei. Es gibt genug Entwicklungsarbeit und
Ãberzeugungsarbeit zu leisten.

Gern :) Wenns mal gerade ein bisschen weniger stressig bei mir ist als
derzeit â gerne!

Liebe GrÃÃe,
Stefan.



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