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Re: [ox-de] Re: [ox-de] keimform.de: Wie es den Kapitalismus zum Commonismus t



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Hi Stefan!

SchÃn dass wieder mal Diskussion aufkommt hier!

Stefan Nagy schreibt:
Hallo Franz & alle,

Am Montag, den 07.03.2011, 22:15 +0100 schrieb Franz Nahrada: 
Ich halte den Fabber Ãbrigens fÃr ein schlechtes universelles
Produktionsparadigma. Wir sollten ihn lediglich als Metapher fÃr
dezentrale Produktzion verstehen, aber nicht ernsthaft glauben dass
alles
gefabbert werden wird. 

Ich sehe es auch so, dass Fabber mehr als Metapher herhalten kÃnnen â
aber bei mir in einem ganz anderen Sinn als bei Franz. Bitte um Geduld
mit mir, beteilige mich hier erstmals aktiv an der Diskussionâ

schaun wir uns an

Das Bild von Gesellschaftsentwicklung, mit dem hier generell operiert
wird (wenn ich mich nicht irre), ist ja eines, in dem Keimformen nicht
nur denkbar, sondern vielmehr notwendig sind â d.h. Neues muss im bzw.
aus dem Alten entstehen (woher sollte es schlieÃlich sonst kommen?).
Also ich hoffe ich habe aufmerksam genug mitgelesen, um davon mal
ausgehen zu kÃnnen.

Ich denke das ist weitgehend konsensual und macht den Sinn dieser Liste
aus:
Inwiefern wir eine Keimform identifizieren kÃnnen in den Praktiken die
z.B.
im Freien Softwarebereich entstanden sind.


1. Ich mÃchte jetzt auf die "andere Seite" des Prozesses und die Frage
nach dem Alten im Neuen stellen. Ich habe in meinem Bild also nicht eine
Produktionsweise  einen Bruch  und dann eine andere Produktionsweise,
sondern jeweils eine gesellschaftlich dominante bei gleichzeitigem
Bestehen anderer (darunter auch ehemalig und/oder zukÃnftig
"dominanter").

Das klingt aber jetzt furchtbar abstrakt. Historisch ist sicher oft genug
dieses
"Persisistieren alter Formen" festzustellen. Aber es gibt jedesmal auch
struktuelle
GrÃnde dafÃr, warum etwas Ãberlebt....


Daher steht fÃr mich eigentlich fest, dass die Warenproduktion nicht
einfach mit einem Fingerschnippen verschwindet, sondern (wenn auch
verÃnderter Form) als Altes im Neuen fortbesteht. Die wesentliche
VerÃnderung im Zuge eines revolutionÃren Prozesses besteht m.E. darin,
dass die ehemalig dominante Produktionsweise ihre zentrale Rolle fÃr die
Gesellschaft einbÃÃt, dass sie also lediglich in *dieser zentralen
Rolle* abgelÃst wird.

Der revolutionÃre Punkt ist eigentlich nichts anderes als der Punkt wo
das Neue
stark genug ist die zentrale Rolle zu Ãbernehmen. Er ist nie abstrakt
bestimmbar,
es spielt auch immer der subjektive Faktor eine groÃe Rolle, das Begehren,
die wahrgenommene MÃglichkeit....


2. Das Problem der Ãbertragbarkeit der Produktionsweise Freier Software
(oder wie immer man sie nennen mag) betrifft nun meiner Ansicht nach
lediglich (zumindest ab einem bestimmten Entwicklungsstand der
Communities) jenen der Materialisierung des kollektiv Geschaffenen. Und
dieses Problem hat vor allem damit zu tun, dass in diesen Bereich viele
TÃtigkeiten fallen, die nicht selbst als Mittel der
BedÃrfnisbefriedigung in Frage kommen â TÃtigkeiten, die man eben nur
dann bereit ist auszufÃhren, wenn man dafÃr etwas bekommt, womit man
sich Zugang zu anderen Mitteln der BedÃrfnisbefriedigung verschaffen
kann; also sozusagen externe Anreize gesetzt werden.

Wobei auch diese Grenzte nicht absolut ist; in einer Gesellschaft wo jeder
jedem jeden
Handgriff bezahlen muss wird sich viel weniger leicht jemand solcher
TÃtigkeiten 
freiwillig annehmen. In einer Notsituation spÃren die Leute oft wie sehr
sie in
diese AbsurditÃt sich hineingelebt haben und wie leicht es auch ganz
anders ginge.


Die Begeisterung fÃr Fabber ist so groà (wenn ich es richtig verstehe),
weil diese perspektivisch die Drecksarbeiten Ãbernehmen kÃnnen/sollen
â
und damit (zumindest gedanklich) die ganz Problematik "der Arbeit" (im
Sinne von MÃhsal) vom Tisch gefegt wird.

Arbeit im Sinn von MÃhsal sagst Du richtig. Das ist natÃrlich jene Seite
der Arbeit
die wir los werden wollen. Es gibt auch eine andere Seite von Arbeit, die
man als
"planmÃÃige TÃtigkeit" beschreiben kÃnnte, und die geht jetzt erst so
richtig los....


3. Wenn ich nun diese beiden kurz skizzierten StrÃnge verbinde; also
einerseits davon ausgehe, dass im Neuen ebenso notwendig Altes besteht
wie im Alten Neues, andererseits unser wesentliches Problem die
Materialisierung ist, dann komme ich jetzt endlich zu "meiner"
Fabber-Metapher:

an der ich nun tatsÃchlich meine Zweifel kriege.....


FÃr mich ist der Fabber ein Bild fÃr die Funktion und Rolle der
Warenproduktion im Neuen; und diese besteht lediglich in der
Materialisierung kollektiv geschaffener Dinge. Nicht dass ich ihr auch
nur irgendetwas abgewinnen kÃnnte, aber diese Rolle behÃlt die
Warenproduktion m.E. eben so lange und muss sie â schlicht aufgrund des
oben benannten Charakters bestimmter TÃtigkeiten â behalten, bis quasi
"echte Fabber" sie Ãbernehmen kÃnnen.

Jetzt trennst Du zwischen "echten" und "unechten" Fabbern.....

ich sehe den Fabber als niedrigskaliertes MaterialisierungsgerÃt im
Bereich 
des Anwenders.

Ich bin mir nicht so sicher ob nicht die hochspezialisierte Fabrik die
bessere
Metapher fÃr die persistierende Warenproduktion ist.

Mich wundert einfach, dass ich zwar immer wieder vom Neuen im Alten
lesen â aber nie etwas vom Alten im Neuen. Nachdem ich weiÃ, das
zweitere Behauptung deutlich unpopulÃrer ist, ziehe ich jetzt einfach
mal die Arschkarte ;) Ich denke aber nunmal auch, dass die erste
Behauptung (die "ganze Keimform-Sache") ohne der zweiten kaum haltbar
ist.

Kein Problem., Meiner Ansicht wird es in vielen Sektoren noch lange Waren-
produktion geben, der "Umsturz" der ProduktionsverhÃltnisse eher von den
RÃndern
als vom Zentrum kommen. Gerade die hochskalierte Toolproduktion wie z.B.
Computer
ist am schwierigsten gemeinschaftlich zu organisieren.

Aber auch das ist nicht unmÃglich.


Vielleicht noch als ErgÃnzung (was den "AblÃsungsprozess" betrifft): Ich
sehe das VerhÃltnis von Communities & warenproduziernden Firmen als
gegenseitiges AbhÃngigkeitsverhÃltnis, das frÃher oder spÃter
zugunsten
ersterer kippt â d.h. um sich die Zusammenarbeit sowie AbsatzmÃrkte zu
sichern mÃssen Firmen mit Communities kooperieren. Erste derartige
Entwicklungen zeichnen sich m.E. schon jetzt im Software-Bereich ab. Wie
es dann weiter gehtâ soweit bin ich gedanklich noch nicht ;)

Muss auch nicht sein, aber es wÃre schÃn wenn Du das "gegenseitige
AbhÃngigkeits-
verhÃltnis" mal genauer beschreiben kÃnntest.

Das ist nÃmlich in der Tat ein heiÃes Thema! Nur von dort kann eine
Stabilisierung
unserer BemÃhungen kommen.


WÃrde mich sehr interessieren was ihr von alldem haltet, vor allem wie
Argumente gegen Altes im Neuen bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der
Keimform-Idee aussehen kÃnnten.

der Satz macht fÃr mich logisch keinen Sinn


Franz




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