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Re: [ox] Re: Der eigentliche Dissenz



Jac wrote:

Selbst wenn man mal von den stofflichen / biologischen Abh"angigkeiten
von anderen (d.h. den Eltern) absieht, braucht's ja zum Mensch-Sein noch
wesentlich mehr.

Sicherlich. Ich spreche von der Körperlichkeit des Säuglings, nicht vom
Mensch-Sein. Diese Körperlichkeit ist u.a. Ausgangspunkt der weiteren
Entwicklung zum Mensch-Sein.

Gegen die k"orperliche Autonomie (im Sinne der individuell k"orperlichen
Bed"urfnisse) habe ich auch gar nichts einzuwenden. Mein Punkt betraf
Deinen Autonomie-Begriff, der, so habe ich Deine mails gelesen wesentlich
weiter greift, denn Du hast mir ja darin widersprochen das wir erst zu
Menschen werden.



Bist Du Dir denn nicht bewusst dass man das Argument auch genau
andersrum aufziehen kann: Der Konflikt zwischen der 'eigenen Lebendigkeit'
und der gesellschaftlichen Ordnung kommt genau daher, dass Menschen
darauf konditioniert wurden, ihre scheinbare Autonomie als Primat
zu betrachten, und ihre Wechselwirkung mit der Gesellschaft als
freiwillig zu empfinden (d.h. als etwas dem sie sich entziehen
k"onnen) ?

Durch wenn findet diese Koordination statt?

Was meinst Du hier mit Koordination ? Braucht Koordination unbedingt ein Subjekt ?

Wie ist es möglich, daß diese
Koordination wirksam ist, bevor ein erster sozialer Kontakt stattgefunden
hat?

Das ist wieder das Henne-Ei Dilemma. Sozialer Kontakt *ist* Koordination.
(Aber eigentlich weiss ich ja noch gar nicht was Du mit Koordination meinst...)

Ist Lebendigkeit für Dich eine Illusion? Oder nur eigene Lebendigkeit?

So wie ich Deinen Lebendigkeitsbegriff verstehe, sind das die eigenen Bed"urfnisse,
oder das Wahrnehmen derselben. Diese Bed"urfnisse sind etwas sehr materielles
(im philosophischen Sinne, versteht sich), d.h. insbesondere sehr reales.


Sind Deine Kinder für Dich in Wahrheit Automaten, an welchen nur die
richtigen Hebel zu drücken sind, um sie zu erziehen? Oder ab wann darf
man von einer Lebendigkeit des Kindes sprechen?

Ich habe ein bisschen Angst dass wir uns an diesem Begriff 'Lebendigkeit'
festbeissen. Meine Kinder sind Wesen die wie alle anderen auch Bed"urfnisse
haben und ausdr"ucken, und die, in immer komplexerer Weise, mit ihrer
Umwelt (und mit mir ganz besonders) wechselwirken.
Ich bin mir nicht sicher wieso Du hier einen Vergleich mit Automaten
bringst. Worauf willst Du hinaus ? Determinismus ? Was hat das mit den
bisherigen Argumenten zu tun ?


Kinder brauchen sich der Gesellschaft nicht zu entziehen, weil ihre 
Körperlichkeit biologisch, nicht gesellschaftlich vermittelt ist. Diese
entzieht sich der Gesellschaft, nicht das Kind. An eine Gleichzeitigkeit
mag hier keiner decken, daß könnte ja dazu führen, sich nicht mehr
überall so gezwungen zu sehen, daß ein anderes Verhalten nun wirklich
nicht von einem erwartet werden kann.

Dein Gesellschaftsbegriff klingt, genau wie Dein Erziehungsbegriff, wie
ein "ausserer und unnat"urlicher Zwang dem Individuen unterworfen werden.
Wie kommst Du darauf dass Gesellschaft die individuellen Bed"urfnisse
ignoriert oder gar auf antagonistische Weise unterdr"uckt ?
Was *ist* Gesellschaft f"ur Dich ?

Du und Stefan Meretz verteidigst hier verzweifelt Eurer Bedürfnis, entfremdet
zu sein und in Eurem Inneren nichts Eigenes außer der vertrauten Ordnung
der Gesellschaft zu finden....

Donnerwetter ! Wie hast Du das aus meinen mails rausinterpretiert ? Das
klingt mir viel zu polemisch als dass ich darauf sinnvoll eingehen k"onnte.

Gruss,
		Stefan

-- 

      ...ich hab' noch einen Koffer in Berlin...
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