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Re: [ox] Re: Der eigentliche Dissenz



Am Donnerstag, 20. Juli 2006 23:08 schrieb Stefan Seefeld:
Jac wrote:
Am Mittwoch, 19. Juli 2006 19:03 schrieb Stefan Seefeld:
Diese Vorstellung von Autonomie hast Du nun schon sehr oft hier betont.
Trotzdem kann ich damit "uberhaupt nichts anfangen. Wir sind nicht nur
k"orperlich nicht in der Lage 'aus uns selbst heraus' zu leben. Auch
zu Menschen werden wir erst durch kontinuierliche Wechselwirkung mit
der uns umgebenden biologischen und sozialen / kulturellen Umgebung.

Hallo Stefan,

diese Autonomie erwächst der selbständigen, körperlichen Existenz als
von der Mutter nach der Geburt getrenntes Einzelwesen, welches aus sich
selbst bzw. der eigenen Innerlichkeit heraus Kontakt zur Umwelt aufnehmen
und Eindrücke dieser Umwelt verarbeiten kann. Es ist grundfalsch, dem
Säugling die eigene Innerlichkeit und die Fähigkeit z.B., selbständig zu
atmen, nach Dingen zu greifen und diese mit dem Mund zu erfahren, zu
riechen, zu schauen, daß Verhalten seiner Umwelt zu reflektieren und
damit wirklich 'aus sich selbst heraus zu leben', abzusprechen.

Ich sehe riesen Unterschiede zwischen 'atmen' und 'Eindr"ucke verarbeiten'.
Hat es nicht in der Geschichte schon Versuche gegeben S"auglinge ohne
menschliche Kommunikation aufwachsen zu lassen um zu sehen was f"ur eine
Entwicklung da 'von alleine' stattfindet ?

Hat es - freiwillig und unfreiwillig. Die Kinder waren zurückgeblieben, jedoch
zu eigenen Emotionen, Bedürfnissen und Wünschen in der Lage.

Selbst wenn man mal von den stofflichen / biologischen Abh"angigkeiten
von anderen (d.h. den Eltern) absieht, braucht's ja zum Mensch-Sein noch
wesentlich mehr.

Sicherlich. Ich spreche von der Körperlichkeit des Säuglings, nicht vom
Mensch-Sein. Diese Körperlichkeit ist u.a. Ausgangspunkt der weiteren
Entwicklung zum Mensch-Sein.

Wie bei den meisten Menschen fehlt die Erinnerung dieses elementaren
eigenen Willens, aus der Lebendigkeit der eigenen Innerlichkeit heraus

Was hier eigen ist sind die Bed"urfnisse, die allerdings einen nicht
zu untersch"atzenden Einfluss auf den Willen haben.

Kontakt mit der Umwelt aufzunehmen. Es ist Teil der Herrschaft der
Erziehungsprogramme, ihre Manipulationen so früh anzusetzen, daß
die Erinnerung an diese Manipulationen zum Austreiben jeden eigenen
Willens zugunsten einer tiefen Überzeugung, den Forderungen der äußeren
Ordnung der Eltern und Erziehern sowie später den Forderungen der
äußeren gesellschaftlichen Ordnung unbedingt nachzukommen, ins
Unbewußte abgedrängt werden.

Ja, das hast Du schon ein paar mal behauptet, wenn auch nie schl"ussig
belegt. Bist Du Dir denn nicht bewusst dass man das Argument auch genau
andersrum aufziehen kann: Der Konflikt zwischen der 'eigenen Lebendigkeit'
und der gesellschaftlichen Ordnung kommt genau daher, dass Menschen
darauf konditioniert wurden, ihre scheinbare Autonomie als Primat
zu betrachten, und ihre Wechselwirkung mit der Gesellschaft als
freiwillig zu empfinden (d.h. als etwas dem sie sich entziehen
k"onnen) ?

Durch wenn findet diese Koordination statt? Wie ist es möglich, daß diese
Koordination wirksam ist, bevor ein erster sozialer Kontakt stattgefunden
hat? Ist Lebendigkeit für Dich eine Illusion? Oder nur eigene Lebendigkeit?
Sind Deine Kinder für Dich in Wahrheit Automaten, an welchen nur die
richtigen Hebel zu drücken sind, um sie zu erziehen? Oder ab wann darf
man von einer Lebendigkeit des Kindes sprechen?

Kinder brauchen sich der Gesellschaft nicht zu entziehen, weil ihre 
Körperlichkeit biologisch, nicht gesellschaftlich vermittelt ist. Diese
entzieht sich der Gesellschaft, nicht das Kind. An eine Gleichzeitigkeit
mag hier keiner decken, daß könnte ja dazu führen, sich nicht mehr
überall so gezwungen zu sehen, daß ein anderes Verhalten nun wirklich
nicht von einem erwartet werden kann.

Du und Stefan Meretz verteidigst hier verzweifelt Eurer Bedürfnis, entfremdet
zu sein und in Eurem Inneren nichts Eigenes außer der vertrauten Ordnung
der Gesellschaft zu finden....

Gruss,
Jacob
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