Message 11914 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT11910 Message: 3/137 L1 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Verantwortung übernehmen! (was: Re: [ox] Reset ox - Fragen, die gestellt werden müssen)



Hi StefanMz et al!

1 hours ago Stefan Meretz wrote:
über Monate habe ich (vor allem aus Zeitgründen) die Metadebatten und
die für mich nicht nachvollziehbaren Streits um komische Weltsichten
(kann an mir liegen) nur quer gelesen.

Um dich jetzt an der Metadebatte zu beteiligen. Na super...

Aber weil hier so viel durcheinander geht *muss* ich ein paar Sachen
klar stellen.

Seit Anfang Juli gucke ich nun
wieder intensiver hin und stelle fest, dass die Situation von vielen
(allen?) als Krise wahrgenommen wird: "Schließen oder Weitermachen" ist
die Frage.

Nein. Das Weitermachen stand nie in Frage.

Es ist lediglich die Frage, ob [ox-de] geschlossen werden muss, weil
die Mailing-Liste dem Projekt mehr schadet als nutzt. Oder aber:
Welche Maßnahmen dagegen ergriffen werden können und vor allem: *Wer
dafür die Verantwortung übernimmt*. Vor allem für Letzteres sehe ich
auf weiter Flur niemensch.

Es zeigt schon, wie sehr mittlerweile alles hier um den eigenen
Bauchnabel kreist, dass selbst du offensichtlich Oekonux mit [ox-de]
gleich setzt. Nichts könnte falscher sein. Oekonux kommt seit geraumer
Zeit ohne [ox-de] aus und wird das weiter tun.

Weder-noch ist meine Antwort: Nicht schließen, aber auch nicht so
weitermachen. Mein Vorschlag ist, dass wir uns einen Reset gönnen, und
uns eine Reihe von Fragen stellen.

Mit anderen Worten: Du willst die Selbsterfahrungsgruppe auf
erweiterter Stufenleiter fortsetzen. Das ist für mich eine Antwort auf
die Frage: Wie kann ich das Problem noch größer machen?

Die erste Frage, die wir uns stellen
sollten, ist die nach den Fragen, die wir uns stellen müssen;-)

Eine ohnehin schwierige Frage noch zusätzlich zu generalisieren, ist
ein probates Mittel, ein Problem völlig unlösbar zu machen.

Dann fallen mir ein:

Die einzig relevante Fragen ist: Wofür bin je ich bereit Verantwortung
zu übernehmen? Der Rest ergibt sich daraus.

Parallel zu dieser Mail werde ich einige Oekonuxis, die ich am
Wochenende beim New-Work-Treffen in Hütten/Thüringen sehe, befragen
bzw. dort ein Open-Space-Thema vorschlagen. Nach meinem Eindruck geht
es nicht so sehr um Oekonux allein, sondern die o.g. Fragen betreffen
viele Projekte. Finden wir für die unterschiedlichen Wünsche und Ziele
integrative Formen, die ein gemeinsames Weiterkommen ermöglichen, die
gemeinsame Events hervorbringen (z.B. Oekonux-Konferenzen), die die
Verschiedenheit der Menschen produktiv machen?

Sorry, aber das ist doch wirklich Kappes. Darum geht's doch überhaupt
nicht. Immerhin hat auch diese Liste viele Jahre lang sehr gut bis
ganz leidlich und mit großer Offenheit funktioniert und es hat sich im
letzten Jahr an den Rahmenbedingungen jetzt nicht so fundamental
geändert, dass die eine Erklärung abgeben könnten. Davon abgesehen
funktioniert [ox-en] sehr gut und ist produktiv.

Nein. Die Frage ist, wie wir mit Störungen umgehen. Aber - und da hat
es Florian gut auf den Punkt gebracht - in einer Gutmenschen{gr,s}uppe
ist das Wort Störung ja allein schon bääh. Logisch, dass gutmensch
dann damit auch nicht umgehen kann. Wie sich anfangs kleine Störungen
zur Katastrophe auswachsen können, hat die Entwicklung dieser Liste
eindrücklich gezeigt.

Leider werden auch aus dieser Erfahrung die Gutmenschen nicht lernen.
Und so werden auch weiterhin gute Projekte von im Grunde einfach zu
bekämpfenden Störungen zerstört werden. OpenTheory hat es vorgemacht,
CoForum wie ich höre leidet unter ähnlichen Problemen und jetzt eben
[ox-de] - um nur ein paar aus nächster Umgebung zu nennen, mir fallen
noch reichlich non-virtuelle Projekte in dieser Reihe ein. Wir können
noch 70 technische Artefakte hinsetzen - das ändert *nichts* am
Gutmenschenproblem. Um auch noch mit einem Nebensatz auf das Thema der
Liste einzugehen: Ein Erfolgsfaktor Freier Software ist, dass sie
*nicht* von Gutmenschen geschrieben wird.

Ich will das noch ein bisschen aus meiner Sicht illustrieren. Ein
wichtiger Keim der jetzigen Situation auf [ox-de] liegt m.E. in dem
Streit um das Oekonux-Wiki vor einiger Zeit. Dieser Streit hat m.E.
erhebliche Teile der Kultur von [ox-de] nachhaltig in Frage gestellt.
Es war plötzlich ok, teils sehr technische Metadebatten hier zu
diskutieren. Dazu kam ein aggressiver Tonfall, der vorher nicht üblich
war. Das alles wäre verschmerzbar gewesen, aber das i-Tüpfelchen war,
dass auch noch wichtige Leute *hier* auf diesen Streit eingegangen
sind. Das hat m.E. den Boden für das bereitet, was wir heute
beobachten können. Der entscheidende Punkt ist, dass sich hier die
"kulturelle Achse" von [ox-de] fundamental verschoben hat.

Es gab vor Jahren einen ähnlichen Fall auf [ox-en]. Ich habe damals -
nach längerer ergebnisloser Debatte auf [pox] eine der ganz wenigen
einsamen Maintainer-Entscheidungen übrigens - die Reißleine gezogen
und die Liste eine Zeit lang moderiert (war technisch ein für alle
offener Prozess, aber auch da wollte sonst niemensch Verantwortung
übernehmen...). Ich habe dafür *teuer* bezahlt. Noch heute nehmen mir
Leute wie Graham das übel. *Aber* ich habe die Liste damit in ihrer
Substanz gerettet und sie ist heute wieder eine Freude und Störungen
sind mittlerweile praktisch ganz verschwunden :-) . Ich bin fest davon
überzeugt, dass [ox-en] ohne eine einschneidende Maßnahme den gleichen
Weg gegangen wäre wie [ox-de]. Das sagt mir mein aus Erfahrung
gewachsenes Gespür.

Um's nochmal knapp zu formulieren: Wer [ox-de] retten will, sollte
zügig Vorschläge zu konkreten Maßnahmen an [pox] (projekt oekonux.de)
richten und am Besten gleich dazu sagen, wozu sie bereit ist
Verantwortung zu übernehmen. Die Metadebatte auf [pox] zu verlagern
wäre dabei m.E. eine der entscheidenden Voraussetzungen einer
Verbesserung, da dort die Leute sind, die sich um das ganze Projekt
und nicht nur eine Mailing-Liste kümmern möchten. Wäre nett, wenn's
auf Englisch ginge, aber notfalls würde ich versuchen grob zu
übersetzen. Aber ich sage auch offen: Ich glaube nicht, dass [ox-de]
zu retten ist.

Und versprochen: Das war mein endgültig letzter Beitrag auf [ox-de] zu
einer Metadebatte.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

PS: Da ich gerne produktiv auch mit solchen Katastrophen umgehe, habe
    ich auch vieles zu diesem Themenkomplex aufgeschrieben:
    http://en.wiki.oekonux.org/StefanMerten/AboutSocialSystems

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



[English translation]
Thread: oxdeT11910 Message: 3/137 L1 [In index]
Message 11914 [Homepage] [Navigation]