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Re: Was ist Kompetenz? / Re: [ox] Empirie vs. Dogmen



Hallo Jac,

Jac (2006-06-01 03:25 [PHONE NUMBER REMOVED]):
Hallo El Casi,

Am Mittwoch, 31. Mai 2006 23:42 schrieb El Casi:
Jac (2006-05-30 04:25 [PHONE NUMBER REMOVED]):
Das meint Kompetenz: Kompetenz, einen Song zu komponieren,
Kompetenz, ein natura- listisches Bild einer Landschaft zu
malen, Kompetenz, ein Auto zu reparieren, Kompetenz, sein
Empfinden abstrakt in einem Bild oder einer Skulptur
auszudrücken, Kompetenz, eine Jagd strategisch zu leiten,
Kompetenz, gut zu kochen, Kompetenz, mit anderen friedlich
umzugehen, Kompetenz, ein Schiff über den Ozean zu lenken etc.

Nein. Macht ist definiert als das Bestreben einzelner oder
vieler, andere zu etwas zu zwingen, was diese zu tun oder zu
unterlas- sen ablehnen.

Das Vermögen, andere zu etwas zu zwingen, ist dann für mich nur
eine Facette.  Dieses Vermögen kommt sicherlich nicht nur von
irgendwelchen individuellen oder kollektiven Bestrebungen! Oder
siehst Du das wirklich so? 

Wesentlich ist die Erkenntnis, daß sich auch Sachzwänge in indi-
viduelle und kollektive Bestrebungen auflösen lassen - denn nur 
dann sind sie veränderbar. Eine Institution kann nicht handeln -
es ist immer ein Mensch oder eine Gruppe von Menschen, welche(r) 
im Namen der Institution handeln bzw. handelt.

Das würde ich ganz anders formulieren:  Eine Institution kann
handeln, weil eine Institution sich immer (im umgangssprachlichen Sinn
von Institution) aus Menschen zusammensetzt.  Allgemeiner gesagt:
eine Institution ergibt sich aus dem Handeln von Menschen, aus
der Verfestigung bestimmter Handlungsweisen (unter anderem aus den
Handlungsweisen Überordnung und Unterordnung).

In Klammern mal wieder die wikipedia-Einleitung zum Thema
Institution: 

   Institution (v. lat. institutio = Einrichtung, Erziehung,
   Anleitung) ist in der Soziologie eine mit Handlungs-Rechten,
   Handlungs-Pflichten oder normativer Geltung belegte soziale
   Wirklichkeit, durch die Gruppen und Gemeinschaften nach innen und
   nach außen hin verbindlich (geltend) wirken oder handeln.
   
   Umgangssprachlich wird unter einer Institution auch eine
   Organisation (s. dort) verstanden.

   http://de.wikipedia.org/wiki/Institution

Das heißt für mich, daß Institutionen überhaupt nicht unabhängig
von Menschen betrachtet werden können, weil es sie ohne diese
nicht gibt.  Und dadurch enthält der Satz ``Institutionen könnten
nicht handeln...'' in meinem Verständnis keine verständliche
Aussage, sondern suggeriert, es würde Institutionen auch ohne
Menschen geben, welche dann im Namen dieser Institutionen handeln.
Entspricht das wirklich Deinem Verständnis von Institution?

Strukturelle Gewalt kann uns nur solange beherrschen, wie wir in 
unserer erzwungenen Persönlichkeitsentwicklung der äußeren 
Ordnung die Macht dazu einräumen. 

-- Oder solange wir ohne Unterordnung unter diese strukturelle
Gewalt nicht in der Lage sind, uns als Menschen zu reproduzieren.
Dieser Aspekt spielt in Deiner Darstellung des Über-Ichs bislang
keine Rolle oder?  Für mich aber ist die Tatsache, daß Menschen
sich nicht außerhalb des gegebenen gesellschaftlichen und
natürlichen Rahmens ernähren können, einer der Gründe für die
Entstehung und die (jeweils) konkrete Gestalt des Über-Ichs (wie
auch des Menschen überhaupt).

Diese strukturelle Gewalt ist in 
uns - in Gestalt des 'Über-Ich' - nicht irgendwo da draußen. Ohne 
dieses 'Über-Ich' wären wir in den meisten Fällen von Sachzwängen 
oder struktureller Gewalt in der Lage, kreativ aus dieser Situation 
auszubrechen.

Gibt es denn für diese Annahme Beispiele, die auf `uns' im
allgemeinen übertragbar sind?  Also nicht nur auf den einen oder
anderen von uns?  Ich muß zugeben, daß mir das sehr illusorisch
erscheint.

Daß schon das pure _Bestreben_, 
jemanden zu etwas zu zwingen, schon Macht sein soll, ist mir
gänzlich unverständlich.  

Natürlich ist das Macht. 

Wonach der Mensch strebt, das ist für Dich Realität?  Also hier
scheinen wir uns auch mißzuverstehen... Wenn alles, wonach ich
strebe, Realität wäre, dann sähe mein Leben irgendwie ganz anders
aus...

Es wäre keine Macht, wenn man ihn über-
zeugen würde, es aus freien Stücken zu tun, wenn man ihm die
Wahl lassen würde, ein gewünschtes Verhalten an den Tag zu
legen oder es eben  bleiben zu lassen.

Hm, in meinen Augen wäre genau das auch Macht. Aber da habe ich
einfach einen weiteren und vielfältigeren Begriff von Macht, der
Dir offenbar unnütz erscheint.  Ich fürchte, daß wir uns an dem
Punkt eher wundreiben als miteinander reden/diskutieren/streiten
können...  Und mir ist nicht klar, wie ich meinen Begriff von
Macht nennen könnte, so daß wir eventuell weiter miteinander reden
könnten, ohne permanent aneinander vorbeizureden oder aufeinander
rumzuhacken, wie es ja hier zunehmend zum Standard wird :-(

Du gehst auch irgendwie im folgenden nicht auf meine Sichtweise
ein, sondern behauptest einfach wieder das Gegenteil (-- so daß
mir gar nichts anderes übrigbleibt, als entweder Deine
"Definition" kritik- und gedankenlos zu übernehmen, oder auf die
Fortführung der Diskussion zu verzichten):

Macht drückt mangelnden Respekt sich selbst und anderen
Menschen gegenüber aus, mangelnde Einsicht in die Freiheit
und das die eigene Freiheit an der Freiheit anderer endet. 

Daß sich das in meinem Verständnis von Macht höchstens auf eine
Facette von Macht beziehen kann, die ich nicht losgelöst von dem
Rest betrachten kann noch will hatte ich ja schon versucht
auszudrücken...  Aber für mich ist Macht eben keine Psycho-Macke,
sondern ein Aspekt des realen Verhältnisses von Menschen zu ihrer
menschlichen und auch sonstigen Umwelt.  Wenn bspw. jemand keine
Macht über das Wetter hat, ist das für mich kein psychisches
Phänomen, sondern einfach eine Tatsache.  Und als solche höchstens
ein Ausdruck seiner Ohnmacht gegenüber dem Wetter, auf die er so
oder so reagieren kann, oder auch nicht.  Aber sonst nichts.

Schade.

Grüße,
El Casi.

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