[ox] Re: Was ist Kompetenz?
- From: Hans-Gert Gräbe <graebe informatik.uni-leipzig.de>
- Date: Tue, 13 Jun 2006 17:16:34 +0200
El Casi wrote:
Das würde ich ganz anders formulieren: Eine Institution kann
handeln, weil eine Institution sich immer (im umgangssprachlichen Sinn
von Institution) aus Menschen zusammensetzt. Allgemeiner gesagt:
eine Institution ergibt sich aus dem Handeln von Menschen, aus
der Verfestigung bestimmter Handlungsweisen (unter anderem aus den
Handlungsweisen Überordnung und Unterordnung).
Auch das kannst du nur in der Werdensdimension verstehen, denn dieses
"institutionelle Handeln" ergibt sich aus dem KOORDINIERTEN Handeln von
Menschen und geht nicht ohne diese Koordinierungsleistung. Wie weit du
dabei allein mit dem Konsensprinzip kommst kannst du an der Praxis
dieser Liste studieren. Aber koordiniertes Handeln verlangt (belastbare)
Absprachen, wobei institutionelle Verhältnisse im Wesentlichen geronnene
frühere Absprachen sind. Gestrige solche Absprachen haben "materielle
Gewalt", weil ich mich darauf in meiner heutigen Praxis ähnlich
verlassen kann wie auf die Wirkung "natürlicher" Sachzwänge. Und wenn
ich gar nicht verstehe, wie diese Absprachen = Verhältnisse überhaupt
zustande kamen, sondern nur noch deren Wirkung sehe, dann ERSCHEINEN sie
wie Naturgesetze (deren Wirkung ich mir oft auch nicht erklären kann;
ich weiß nur, dass sie mit hoher Sicherheit eintreten).
.... Und dadurch enthält der Satz ``Institutionen könnten
nicht handeln...'' in meinem Verständnis keine verständliche
Aussage, sondern suggeriert, es würde Institutionen auch ohne
Menschen geben, welche dann im Namen dieser Institutionen handeln.
Und genau hier wird dann die Differenz tragend: Im oben erwähnten Sinne
der ERSCHEINUNG können dann Institutionen tatsächlich "handeln". Wenn du
auf der Straße geblitzt wirst, dann "handelt die Institution" und du
kriegst nach einiger Zeit einen "netten Brief". Oftmals kriegst du das
nicht mal mehr auf Menschen runtergebrochen ("dieses Schreiben wurde
maschinell erstellt und ist deshalb auch ohne Unterschrift gültig").
Natürlich ist das Macht.
Wonach der Mensch strebt, das ist für Dich Realität? Also hier
scheinen wir uns auch mißzuverstehen... Wenn alles, wonach ich
strebe, Realität wäre, dann sähe mein Leben irgendwie ganz anders
aus...
Nun ja, bei mir heißt das "GestaltungsANSPRUCH". Dass es von anderen
durchaus als MACHT ("Machtspielchen satt") wahrgenommen wird, brauche
ich dir sicher nicht mit expliziten Links zu belegen.
Hm, in meinen Augen wäre genau das auch Macht. Aber da habe ich
einfach einen weiteren und vielfältigeren Begriff von Macht, der
Dir offenbar unnütz erscheint. Ich fürchte, daß wir uns an dem
Punkt eher wundreiben als miteinander reden/diskutieren/streiten
können...
Nun ja, ist doch genau die OHA-Thematik, oder? Warum solls da diesmal
glatt abgehen?
Viele Grüße, HGG
--
Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53
tel. : +49 341 97 32248
email: graebe informatik.uni-leipzig.de
Home Page: http://www.informatik.uni-leipzig.de/~graebe
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de