Re: [ox] Konkreteres zur Freien Gesellschaft?
- From: ulifrank <ulifrank t-online.de>
- Date: Sat, 10 Dec 2005 12:23:19 +0100
Christian Siefkes schrieb:
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Hallo Uli, hallo alle,
ulifrank wrote:
danke für deine "Prinzipien"! Ich glaube auch, dass die relativ geringe
das sind doch nicht "meine" Prinzipien, die hab ich nur aus den genannten
Oekonux-Texten extrahiert!
hab' ich auch so verstanden. Ich finde diese "Prinzipien" (und Fragen)
sehr hilfreich und gut
Von mir sind, wenn überhaupt, nur die Fragen...
öffentliche Resonanz auf unsere Ideen daran liegt, dass wir zwar gute
Analysen aber zu wenig Antworten auf praktische Fragen zu bieten haben.
Würd ich auch so sehn, deshalb ja auch die Fragen. Aber etwas später schreibst du:
Ich verwende immer weniger Zeit auf die Frage, wie "das" neue System
aussehen könnte (du machst ja auch den kritischen Einwand), sondern was
heute schon möglich ist - nicht im Sinne von Pragmatismus und Anpassung,
sondern von Schritten in die richtige Richtung.
Das _ist_ natürlich eine ganz zentrale Frage, und "Wege zu einer Frei(er)en
Gesellschaft" wäre mit Sicherheit noch ein lohnendes Thema für einen eigenen
Thread... Aber ein Grund warum ich nach konkreten Ausgestaltungsmöglichkeiten
für Freie Gesellschaften frage, ist das IMHO heute noch viel zu wenig Menschen
davon ausgehen, dass es sinnvoll und möglich ist, überhaupt in eine andere
Richtung zu gehen.
Da gebe ich dir völlig recht: Wir müssen überhaupt erstmal die Lähmung
des neoliberalen TINA- Prinzips und vom "Ende der Geschichte"-Fukuyama
überwinden. Ich möchte nur über die Ebene der reinen Reflexion hinaus-
zumal bei manchen dieser Theoretiker geradezu lebensfeindliche
Umgangsformen - mit sich und anderen üblich sind.
Und selbst wenn, wissen sie nicht unbedingt, welche
Richtung die richtige ist...
Wenn man das nicht weiß, wie eine alternative Gesellschaft aussehen und
funktionieren würde, kann man ja gar noch nicht beurteilen, ob man sie
überhaupt _will_, ob man sie besser findet als das bestehende.
Deshalb reicht's IMHO auch nicht zu sagen "Man wird da die
Freien-Software-Prinzipien schon verallgemeinert können" oder etwas ähnliches
schwammiges, sondern man sollte schon konkrete Modelle anbieten können. Nicht
als Bauplan (wie schon gesagt, wir können den Menschen der Zukunft ja eh keine
Vorschriften machen), aber auch nicht als bloße Utopie, sondern, sagen wir,
als Leitbild: wo will man hin.
s.o.
Wenn man das weiß, dann kann man auch die Frage nach dem Weg (wie kommt man da
hin) stellen. Vorher natürlich auch schon, aber dann erfordert sie einen Mut,
eine Bereitschaft zum vorsichtigen Herantasten, den viele nicht haben werden,
und den man auch nicht verlangen sollte.
Vielleicht lässt sich diese Methode weiter ausbauen, vielleicht hat auch
noch jemand Lust dazu:
1) Konkrete Zumutungen des Systems 2) konkrete Möglichkeiten, diese
konkreten Zumutungen des Systems in MEINEM Kopf, in meinem Leben
partiell ab/umzuschalten.
Ja, gerade (2) ist natürlich eine wichtige Frage, eine die mich auch umtreibt,
und wahrscheinlich noch viele andere Leute, die wir einerseits noch im
Kapitalismus leben und seinen Spielregeln unterworfen sind, aber andererseits
in unserer Lebensgestaltung auch gerne schon, sofern und soweit es geht, ein
bisschen eine freiere, bessere Gesellschaft vorwegnehmen möchten.
Wie gehn wir mit diesem Widerspruch um, ohne uns kaputt zu machen?
Eine fundamentale Frage, aber eine die die Frage nach
Ausgestaltungsmöglichkeiten einer Freien Gesellschaft nicht ersetzt oder
ausschließt, sondern ergänzt.
ok!
Das klingt zwar etwas subjektivistisch, politisch unkorrekt, wenn man
vom GROSSProjekt "Kapitalismuskritik" ausgeht, aber es ist m.E. das
beste, was wir zZt. machen können. Theoretische Arbeit (Wertkritik,
Oekonux usw) macht mir zwar weiterhin großen Spaß, aber ich glaube, dort
ist jetzt alles Wichtige gesagt worden.
ist das wirklich so? Wie siehst du den z.B. meine zweite Frage, die nach dem
Umgang mit natürlicher Knappheit? Dazu hat bislang noch niemand was gesagt...
Und selbst wenn schon alles gesagt würde, dürfte es durchaus sinnvoll sein, es
nochmal zusammenzutragen.
Die Entwertung/ Befreiung von der Warenform kann wohl kaum "mit einem
Schlag" gehen. Sie hat bereits im virtuellen Bereich, in der
Wissenschaft, Kunst, "Care- economy " usw. begonnen und kommt vielleicht
nie aber jedenfalls erst viel später in den Bereich der "positionellen
Güter" (wie die VWL das nennt) also der schwierigen Reproduzierbarkeit
(Villa am Meer usw). Ich stelle mir vor, dass im Zuge der
Produktivitätsentwicklung und der hoffentlich massenhaften
Bewußtseinsveränderungen der wertbefreite Bereich sich immer weiter
ausdehnen kann bei gleichzeitig (mehr oder weniger) funktionierender
Wertverwertung. Es ist wie eine ständige Verschiebung der Übergangszone
zwischen FS und kommerzieller (Aus-) Nutzung: zB. ein Programm, ein Text
ist frei im Internet erhältlich. Wenn ich den Text als schönes Buch
haben will, muss ich vorläufig noch dafür zahlen. Wenn es die ersten
freien Drucker gibt, die Lust haben solche schönen Ausgaben frei
herzustellen, könnten auch hier die Waren freie Güter werden usw.
Wo wirklich noch "natürliche" Knappheit verwaltet werden muss, ließen
sich auch einfache Abstimmungsverfahren bei der Verteilung denken (wie
die Abstimmungen in der Schweiz). Denn die Verteilung über Geld und
entsprechende Ansprüche ist ja auch nicht sooo elegant wie es auf den
ersten Blick aussieht (Verwaltungsaufwand, juristische Abwicklungen,
emotionale Friktionen (Unzufriedenheit, Neid, Aggressionen) mit dem
entsprechenden Behandlungsaufwand....
OK, soweit erstmal. Zu deinem Text werd ich später noch was schreiben, wenn
ich dazu komme -- so viele spannende Fragen, so wenig Zeit nebenbei...
Ciao
Christian
Ja danke für die schnelle Antwort!
Uli
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