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Re: [ox] Potsdamer Denkschrift 2005



* Christoph Reuss <crox iac-research.ch> [2005-11-28 23:32]:
Stefan Seefeld schrieb:
Also nochmal: Wie wird man zum Predator ? Wie wird man zum Produzent ?

...das habe ich in diesem Thread recht ausführlich beantwortet.
Kurzgesagt: Indem man Predator- bzw. Produzenten-Werte annimmt
und "lebt".

Dank Stefans guter Frage hast Du den Gehalt Deines Begriffspaares hier
schoen in einem Satz zusammengefasst: Deine Analyse beschraenkt sich
allen Ernstes darauf, dass bestimmte Menschen aus irgendwelchen Gruenden
die richtigen oder falschen Werte annehmen. Wenn Du von Anwaelten
sprichst, fragst Du nach der persoenlichen Charakterschwaeche, nicht
nach dem Rechtssystem. Formanalyse interessiert Dich nicht. Entsprechend
gibt es, wie Du an anderer Stelle selbst sagst, ueberhaupt keinen
substantiellen Unterschied zwischen Jaegern & Sammlern, Mittelalter und
Kapitalismus. Gute und boese Menschen gab's ja immer. Dank dieser, aehm,
"enorm reduzierten Komplexitaet", reicht ein einziges Begriffspaar zur
Analyse und Kritik der gesamten Menschheitsgeschichte. Wo die Welt doch
so simpel zu erklaeren ist, waere es natuerlich reine Zeitverschwendung,
sich noch mit der Analyse von _Verhaeltnissen_ aufzuhalten.

Witzigerweise schliesst Du obendrein von Deinem Vorgehen auf diejenigen,
die Du kritisierst, indem Du Marx ernsthaft unterstellst, er wuerde
methodisch genau dasselbe tun wie Du, also gute und boese Menschen
unterscheiden, nur dass er bei seiner Einteilung natuerlich daneben
haut. Jeder blamiert sich halt, wie er kann, und Du machst das nicht
schlecht.

BTW haette, was diesen Punkt betrifft, vielleicht schon ein Blick in das
Vorwort zur ersten Auflage des ersten Bands des Kapital gereicht ...

| Zur Vermeidung möglicher Mißverständnisse ein Wort. Die Gestalten von
| Kapitalist und Grundeigentümer zeichne ich keineswegs in rosigem Licht.
| Aber es handelt sich hier um die Personen nur, soweit sie die
| PERSONIFIKATION ÖKONOMISCHER KATEGORIEN sind, TRÄGER von bestimmten
| Klassenverhältnissen und Interessen. Weniger als jeder andere kann mein
| Standpunkt, der die Entwicklung der ökonomischen Gesellschaftsformation
| als einen naturgeschichtlichen Prozeß auffaßt, den einzelnen
| verantwortlich machen für Verhältnisse, deren Geschöpf er sozial bleibt,
| sosehr er sich auch subjektiv über sie erheben mag.

[ http://www.ml-werke.de/marxengels/me23_011.htm (Herv. von mir) ]

Holger

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