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Re: [ox] Re: DDR und GPL-Gesellschaft



Stefan Seefeld wrote:

Ich stimme Dir zu das man mit Nostalgie nicht weiterkommt, insbesondere
nicht in einem Forum, das sich selbst als analytisch versteht.
Aber mit abgegriffenen Begriffen um sich zu werfen ist mindestens
genauso kontra-produktiv.

O.K. - Wenn meine Kritik zu harsch war oder der Tonfall etwas zu emotional,
entschuldigung, besonders an Thomas, es war nicht meine Absicht.
Man verliert sich in so einer eMail-Diskussion immer schnell in einer
angheizten Schreibweise.
Vielleicht wegen dem Mangel an Ausdrucksmöglichkeiten.
Ich bin durchaus an einer ganz sachlichen Diskussion interessiert.

Was weisst Du von der DDR ? Hast Du dort gelebt ? Warst Du mal da ?
Hast Du Verwandtschaft / Freunde dort gehabt ?

Ich will Deine Meinung nicht dis-kreditieren, ich will nur feststellen,
wieviel davon Meinung und wieviel Information ist.

Einer meiner Freunde hat wie gesagt, dort einiges erlebt.
Ich habe viele Gespräche mit ihm darüber geführt, die mir dummen Wessi erstmal
bewußt gemacht haben, was Osten war - und ich glaube ihm.
Sicherlich war nicht alles schlecht - und ich möchte mal (ich will damit nicht provozieren, nur festellen) behaupten, daß im dritten Reich auch nicht alles
schlecht war.
Aber wir können in einer Diskussion über eine alternative
Gesellschaftsform sicherlich nicht auf der Ebene einer soziologischen
"Neuformung", der direkten Vermittlung und dem Diktat von Werten sprechen,
lediglich den Effekt den Politik darauf hat.
Alles andere sollte jedem Menschen selbst überlassen sein - man stelle sich vor, eine Regierung schreibt Werte wie Freundschaft (mit wem?), Solidarität (mit was?), in einer Verfassung fest und ist ebenso praktisch bemüht diese Werte durchzusetzen,
und ggf. zu bestrafen, wenn dagegen verstossen wird.

Wenn man in einem Käfig sitzt, dann sind diese Dinge doch nichts wert.
Wenn Freundschaft nicht von Herzen kommt, sondern eine Illusion davon
aufdiktiert wird, ist das doch lächerlich.


Das ist absurd. Was weisst Du von Freundschaft zwischen Menschen im
Osten, das Dir so eine Bemerkung erlaubt ?

Reale Freundschaft meine ich nicht, die kann überall existieren und ein Urteil steht
mir darüber nicht zu.
Ich meine Freundschaft im Sinne eines vom Staat diktierten Wertes.

was ich bedenklich finde in einem Forum wie diesem ist Deine
Verschlossenheit. Wieso ist 'Freiheit' 'erstmal alles was z"ahlt' ?
(mal abgesehen davon, dass Du und ich mit Sicherheit einen
unterschiedlichen Freiheitsbegriff pflegen...

Vielleicht. Mein Freund, von dem ich erzählte sagte dazu einmal:
Wärst Du lieber ein Elefant, der im Zoo eingesperrt ist und Wasser bekommt,
oder einer in Freiheit, der verdurstet.
Für ihn stand die Antwort immer fest (letzteres), für mich ist das nach wie vor
eine schwierige Frage, obwohl ich dazu tendiere ihm recht zu geben.

Einspruch Euer Ehren.

Er kann sicher Erfahrungen anderer Art in die Diskussion einbringen.
Aber seine Erfahrungen werden nicht deswegen wesentlicher oder
wichtiger, weil sie Deinem Weltbild besser in den Kram passen.

Womit ich darauf hinweisen wollte, war der Satz: Man spürt seine Ketten nur,
wenn man sich bewegt.
Gregor Gysi führte sicherlich ein gutes Leben im Osten, genauso wie verschiedene Schauspieler und Sportler. Aber sind es wirklich deren Werte an denen wir uns orientieren sollten, wenn wir uns eine Gesellschaft wünschen, die auf der Achtung
des Individuums besteht.
Ich habe in einer Philosophie-Vorlesung mal den klugen Satz gehört:
Moral muß Allgemeingültikeit haben, d.h. was für den einen moralisch gut ist,
muß es auch für den anderen sein - um eben wirklich moralisch zu sein.
Konnten diese Menschen es moralisch vertreten, einen Sonderposition innezuhaben,
während andere neben Ihnen unter dem System litten?
Ich erwarte in meinem Utopia von jedem anderen, das er sich gewissen moralischen Grundsätzen unterordnet, dazu bereit ist, dafür einzustehen - auch wenn es ihm selbst
direkt nichts nützt.

bye,
Murphy


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