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Re: [ox] Freie Software und Eigentum an Informationsguetern



Hi Sabine und Liste!

Spannend :-) ! Und weitreichend!

BTW: Deine Erläuterungen zur Unterscheidung zwischen Eigentum und
Besitz spiegelt genau meinen Wortgebrauch wider. Zumindest für jetzt.

Yesterday Sabine Nuss wrote:
Stefan schrieb,

Mein Problem an dieser Stelle: Mir kommt hier sofort die
sozialromantische "Wir-lieben-uns-doch-alle"-Vision in den Sinn.

Nee, Du meine Güte, bloß das nicht.

Gut.

Es ist ein bisschen auch Egoismus, wenn
ich den Apfel nicht aus der Hand schlage. Weil ich bei gesellschaftlichen
Umgangsformen, auf die ich mit meinem Verhalten Einfluss habe, keine
Maßstäbe setzen will (weil die mich dann auch treffen würden).

Wo wir gerade beim Aufdecken unhinterfragter Annahmen sind: Nimmst du
hier nicht auch den Mechanismus an, nach dem - wie erinnern uns an
Kant - die Maxime deines Handels jederzeit als allgemeines Gesetz
gelten kann? Und hast Sorge, dass dieser Mechanismus sich gegen dich
wenden könnte?

Ich bin mir da inzwischen nicht mehr völlig sicher, ob das
unhinterfragt bleiben kann. Das allgemeine Gesetz ist schon mal etwas
ziemlich Abstraktes und damit tendenziell ziemlich von den konkreten
Menschen entfremdet.

Wichtig ist so etwas, wenn Gleichheit ein wichtiges Ziel ist. Dann
muss der konkrete Mensch weg definiert werden.

Wenn ich mir aber anschaue, wie Bedürfnisorientierung funktioniert,
ist Gleichheit eigentlich nicht sonderlich hilfreich. Einfach
deswegen, weil die Bedürfnisse eben unterschiedlich sind. Ok, das
"Wie-du-mir-so-ich-dir" hat wohl schon in bestimmten Bereichen
anthropologische Wurzeln. Aber in vielen anderen eben nicht.
Insbesondere da, wo Menschen sich freiwillig in sehr ungleiche
Verhältnisse begeben - z.B. bei der Kindererziehung.

Kurz und knapp: Diese Denkweise scheint mit geeignet für
Massengesellschaften. Ich tendiere aber dazu, dass mit dem Ende des
Kapitalismus auch die Massengesellschaften zu Ende gehen. Gundolf
Freyermuths Vortrag [s.
http://www.oekonux.de/liste/archive/msg06424.html incl. Link zur
MP3-Datei] hat mich da ziemlich inspiriert. Na, alles sehr
unausgegoren.

Aber gehen wir doch noch mal zur Freien Software. Gleichheit spielt da
auch keine große Rolle - z.B. in dem Sinne, dass einige entwickeln und
viele konsumieren. Und diese Ungleichheit wird nicht mal über den
Tausch vermittelt sondern existiert einfach weil es eben individuell
unterschiedliche Arten der Selbstentfaltung gibt.

Aber
letztlich will ich mich eigentlich nicht so weit aus dem Fenster lehnen,
was die Skizzierung von alternativen Bewußtseinsformen betrifft, weil man
das nicht mit Bestimmtheit wissen kann. Aber man kann sich über die
herrschenden Bewußtseinsformen Gedanken machen, dann läuft man jedenfalls
nicht Gefahr, sie in alternative Visionen hinein zu tragen.

Voll d'accord.

Dennoch denke ich, dass wir uns nicht vor den ganz schwierigen Fragen
wie Gewaltanwendung drücken sollten. Das fände ich ein bisschen zu
billig.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
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Organisation: projekt oekonux.de



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