Re: [ox] Freie Software und Eigentum an Informationsguetern
- From: Alois Kellerich <kellerich gmx.de>
- Date: Wed, 30 Jul 2003 12:40:45 +0200
On Tue, 29 Jul 2003 01:07:44 +0200, Stefan Merten <smerten oekonux.de>
wrote:
-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
Hi Alois-Markus und Liste!
Ich stimme deinen Bemerkungen zur Polizei etc. voll zu. Aber...
Yesterday Alois Kellerich wrote:
zurück zur bemerkung, die meinen einspruch provozierte: ich halte es
nicht nur für naiv und gefährlich, bei der suche nach 'wie komme ich aus
der eigentumsordnung hinaus' ausgerechnet auf apparate zu setzen, deren
zweck die letztendlich mit allen mitteln gewaltsame aufrechterhaltung
des eigentumsregimes ist. sondern ich halte es auch für analytisch zu
kurz gegriffen, die 'gewaltmittel' als mittel zum schutz von eigentümern
zu sehen. das passiert nur nebenbei. der zweck dieser mittel ist der
schutz der eigentumsordnung. und da ist dann plötzlich ein eigentümer
gleicher als der andere.
...die Frage, die ich habe, ist die: Gibt es in dieser Sache nicht
einen sachlichen Kern, der im bürgerlichen Staat eben so ausgebaut
wird, wie du es dargestellt hast?
dahinter steckt die frage nach dem natürlichen, biologischen kern sozialer
gewalt. diese frage wird in der verhaltensforschung (ethologie) diskutiert
im zusammenhang mit dem 'aggressionstrieb'. neuerdings spielen vermehrt
hypothesen aus der genforschung in diese diskussion. ich halte vor allem
auch im hinblick darauf, worums in dieser liste geht (soweit ich das
beurteilen kann) einen beitrag des *linguisten* chomsky für erhellend, mit
dem ich mich zunächst aus der affäre ziehe:
"Es scheint mir, daß [Konrad] Lorenz' Ansichten über die menschliche
Aggression fast bis zur Absurdität erweitert wurden. Es ist zweifellos
wahr, daß es in der psychischen Konstitution des Menschen angeborene
Tendenzen gibt, die unter spezifischen sozialen und kulturellen Bedingungen
zu Aggressivität führen. Aber es besteht wenig Grund zu der Vermutung, daß
diese Tendenzen uns so beherrschen, daß wir uns für alle Zeit am Rande des
Abgrunds eines Krieges aller gegen alle im Sinne Hobbes' bewegen - worüber,
nebenbei bemerkt, sich zumindest Lorenz völlig im klaren ist, falls ich ihn
richtig gelesen habe. Es ist sicherlich eine gewisse Skepsis am Platze,
wenn eine Lehre von der »inhärenten Aggressivität« des Menschen in der
Gesellschaft an die Oberfläche dringt, die den Wettbewerb glorifiziert, in
einer Zivilisation, die sich durch die Brutalität der Angriffe auszeichnet,
den sie gegen weniger vom Glück begünstigte Völker gerichtet hat." Chomsky
(1970): Sprache und Geist: Mit einem Anhang: Linguistik und Politik.
Theorie, Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 157.
Was ist mit dem, was du als in der
bürgerlichen Vergesellschaftung nur als nebenbei passierend
dargestellt hast, in einer emanzipatorischen Vision?
wenn ich eine gesellschaft zu erahnen versuche, in der bedürfnisse frei
befriedigt werden, warum sollte sich aggression dann noch im konflikt um
etwas äussern, was wir heute noch als eigentum meinen schützen zu müssen?
vielleicht wird es räume geben, die es erlauben, den aggressionstrieb
gemeinsam und in spielerischer form zu bewältigen, weil das viel mehr spass
macht, kinder tun das heute schon und jugendliche, die gute freunde sind
und miteinander z.b. sportfechten (den sport also nicht betreiben, um
erster zu werden bei einem wettkampf - sondern um sich mal wieder richtig
die keulen um die ohren zu schlagen). heute wird der aggressionstrieb eben
in die objektiv zwingende konkurrenzförmige vergesellschaftung kanalisiert,
weil es sich dort eben mehr lohnt als im spiel...
Denkst du, dass
es ganz ohne Gewalt abgeht?
nein. wie gesagt. mit aggressionen wird umzugehen sein.
Wenn nicht, wie könnte sie organisiert
sein?
ich will mir keine gedanken machen, wie gewalt zu organisieren ist. dafür
ist mir meine wenige institutionelle phantasie zu schade. sondern wie ich
gewaltorganisationen abwickele. phantasie bei gewaltfreien
organisationsformen und mut bei deren anwendung. ausdauer bei deren
langsamer durchsetzung und der verdrängung der derzeit dominierenden
gewaltträchtigen organisationsformen.
gruss
markus
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de