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Re: [ox] Freie Software und Eigentum an Informationsguetern



On Tue, 29 Jul 2003 01:07:44 +0200, Stefan Merten <smerten oekonux.de> wrote:

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Hi Alois-Markus und Liste!

Ich stimme deinen Bemerkungen zur Polizei etc. voll zu. Aber...

Yesterday Alois Kellerich wrote:
zurück zur bemerkung, die meinen einspruch provozierte: ich halte es nicht nur für naiv und gefährlich, bei der suche nach 'wie komme ich aus der eigentumsordnung hinaus' ausgerechnet auf apparate zu setzen, deren zweck die letztendlich mit allen mitteln gewaltsame aufrechterhaltung des eigentumsregimes ist. sondern ich halte es auch für analytisch zu kurz gegriffen, die 'gewaltmittel' als mittel zum schutz von eigentümern zu sehen. das passiert nur nebenbei. der zweck dieser mittel ist der schutz der eigentumsordnung. und da ist dann plötzlich ein eigentümer gleicher als der andere.

...die Frage, die ich habe, ist die: Gibt es in dieser Sache nicht
einen sachlichen Kern, der im bürgerlichen Staat eben so ausgebaut
wird, wie du es dargestellt hast?

dahinter steckt die frage nach dem natürlichen, biologischen kern sozialer gewalt. diese frage wird in der verhaltensforschung (ethologie) diskutiert im zusammenhang mit dem 'aggressionstrieb'. neuerdings spielen vermehrt hypothesen aus der genforschung in diese diskussion. ich halte vor allem auch im hinblick darauf, worums in dieser liste geht (soweit ich das beurteilen kann) einen beitrag des *linguisten* chomsky für erhellend, mit dem ich mich zunächst aus der affäre ziehe:

"Es scheint mir, daß [Konrad] Lorenz' Ansichten über die menschliche Aggression fast bis zur Absurdität erweitert wurden. Es ist zweifellos wahr, daß es in der psychischen Konstitution des Menschen angeborene Tendenzen gibt, die unter spezifischen sozialen und kulturellen Bedingungen zu Aggressivität führen. Aber es besteht wenig Grund zu der Vermutung, daß diese Tendenzen uns so beherrschen, daß wir uns für alle Zeit am Rande des Abgrunds eines Krieges aller gegen alle im Sinne Hobbes' bewegen - worüber, nebenbei bemerkt, sich zumindest Lorenz völlig im klaren ist, falls ich ihn richtig gelesen habe. Es ist sicherlich eine gewisse Skepsis am Platze, wenn eine Lehre von der »inhärenten Aggressivität« des Menschen in der Gesellschaft an die Oberfläche dringt, die den Wettbewerb glorifiziert, in einer Zivilisation, die sich durch die Brutalität der Angriffe auszeichnet, den sie gegen weniger vom Glück begünstigte Völker gerichtet hat." Chomsky (1970): Sprache und Geist: Mit einem Anhang: Linguistik und Politik. Theorie, Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 157.

Was ist mit dem, was du als in der
bürgerlichen Vergesellschaftung nur als nebenbei passierend
dargestellt hast, in einer emanzipatorischen Vision?

wenn ich eine gesellschaft zu erahnen versuche, in der bedürfnisse frei befriedigt werden, warum sollte sich aggression dann noch im konflikt um etwas äussern, was wir heute noch als eigentum meinen schützen zu müssen?

vielleicht wird es räume geben, die es erlauben, den aggressionstrieb gemeinsam und in spielerischer form zu bewältigen, weil das viel mehr spass macht, kinder tun das heute schon und jugendliche, die gute freunde sind und miteinander z.b. sportfechten (den sport also nicht betreiben, um erster zu werden bei einem wettkampf - sondern um sich mal wieder richtig die keulen um die ohren zu schlagen). heute wird der aggressionstrieb eben in die objektiv zwingende konkurrenzförmige vergesellschaftung kanalisiert, weil es sich dort eben mehr lohnt als im spiel...

Denkst du, dass
es ganz ohne Gewalt abgeht?

nein. wie gesagt. mit aggressionen wird umzugehen sein.

Wenn nicht, wie könnte sie organisiert
sein?

ich will mir keine gedanken machen, wie gewalt zu organisieren ist. dafür ist mir meine wenige institutionelle phantasie zu schade. sondern wie ich gewaltorganisationen abwickele. phantasie bei gewaltfreien organisationsformen und mut bei deren anwendung. ausdauer bei deren langsamer durchsetzung und der verdrängung der derzeit dominierenden gewaltträchtigen organisationsformen.

gruss
markus



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