Re: [ox] Freie Software und Eigentum an Informationsguetern
- From: Sabine Nuss <sabine.nuss prokla.de>
- Date: Tue, 29 Jul 2003 20:51:19 +0200
Hallo Stefan, hallo Liste,
Stefan schrieb,
Mein Problem an dieser Stelle: Mir kommt hier sofort die
sozialromantische "Wir-lieben-uns-doch-alle"-Vision in den Sinn.
Nee, Du meine Güte, bloß das nicht. Es ist ein bisschen auch Egoismus, wenn
ich den Apfel nicht aus der Hand schlage. Weil ich bei gesellschaftlichen
Umgangsformen, auf die ich mit meinem Verhalten Einfluss habe, keine
Maßstäbe setzen will (weil die mich dann auch treffen würden). Aber
letztlich will ich mich eigentlich nicht so weit aus dem Fenster lehnen,
was die Skizzierung von alternativen Bewußtseinsformen betrifft, weil man
das nicht mit Bestimmtheit wissen kann. Aber man kann sich über die
herrschenden Bewußtseinsformen Gedanken machen, dann läuft man jedenfalls
nicht Gefahr, sie in alternative Visionen hinein zu tragen.
bezüglich der von mir erwähnten
Studien, die zeigen, dass Menschen in bestimmter Vergesellschaftungsform
bei natürlicher Knappheit (also in Notzeiten) ihre Vorräte teilen.
Und Deiner Frage:
Ja klar. Mein Bedenken / Frage ist: Wie kam da der soziale Kitt
zusammen, dass das so ging?
Hm. Das ist mir jetzt zuviel zum erzählen. Es gibt da aber ein
hervorragendes Buch dazu, was ich wirklich sehr, sehr empfehlen kann, grade
auch weil es nicht so verquast-wissenschaftlich geschrieben ist:
Wesel, Uwe: Frühformen des Rechts in vorstaatlichen Gesellschaften.
Frankfurt a.M., 1985
Bei kleineren Gemeinschaften, inbesondere
bei Überlebensgemeinschaften kann ich mir das gut vorstellen. Aber bei
größeren mit der entsprechenden Anonymisierung? Oder war das nicht
auch zumindest teilweise mit Gewaltmaßnahmen verbunden?
Ich weiß nicht genau, ob Anonymisierung unbedingt mit der Größe der
Gesellschaft zusammenhängen muss. Berlin ist riesig, aber in den jeweiligen
Kiezen kennt sich doch jeder. Es ist doch die Warenproduktion, die
anonymisiert und nicht die schiere Anzahl der Menschen. Aber egal. Find ich
jetzt nicht so wichtig.
Ich schrieb:
Naja - dennoch: Es ist schon einfacher, eine proprietäre Software zu
cracken (wenn man weiß, wie es geht), als auf einem proprietärem
Erdbeerfeld die Früchte zu klauen, dort kann mich jeder sehen, mir den
Hund auf den Hals hetzen, usw.
Stefan schrieb:
Na, na, da weichst du selbst auf.
Stimmt.
Stefan schrieb weiter:
Hier ist der Unterschied, dass das
Erdbeerfeld einfach eine größere Öffentlichkeit und bessere
Überwachungsmethoden hat, als der Debugger auf meinem heimischen PC.
Ok. Und wie ist das mit dem Maisfeld?
Aber das soll sich ja ändern, wenn mensch manchen TCPA-Bedenken
Glauben schenkt.
Ja eben.
Das hin-und her - "sie schaffen es, sie schaffen es nicht" ist ja nur ein
Spiegel der derzeitigen Situation. Sie sind eben gerade mitten drin, im
Tauziehen. Vielleicht kann man erst in 10 oder 15 Jahren mehr dazu sagen. --
Beste Grüße
Sabine
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