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Re: RE: [ox] Unterschied PC/"Molding" Kulturen? (war: EuroMold - spa



Thomas Pulina schreibt:
ich find die Frage, ob solche Rapid-Modelling-Maschinen für
Privatpersonen erschwinglich sind nicht wichtig. Egal welche Maschine
(Computer, Kaffeemaschine, Waschmaschine, usw.) im Besitz von
Privatpersonen stehen doch die meiste Zeit ungenutz in der Ecke und
`warten' bis irgendwann mal wieder in Arbeitsauftrag kommt. So finde
ich die Frage nach der Zugänglichkeit -- ohne eben selbst eine Maschine
zu haben -- wichtiger, und dafür Organisationformen zu finden,
die in der Gegenwart auch schon realisierbar sind, 
eben NutzerInnengemeinschaften, wie vielleicht z.B.
die Hostsharing eG, zubilden. 


gutn moagn thomas,

ich zitiere aus einem etwas älteren Text zum Konzept "virtuelle
Genossenschaft"

Man könnte dieses Extrakt "der Gießer und der Koch" betiteln....ich finde
diese Überlegungen beim "Finden" von Organisationsformen sehr
hilfreich....aber nicht nur nach Organisationsformen, sondern auch nach
Kriterien der technischen und sozialen Bewertung:

".....Man kann sich für die Vorstellung der richtigen Verhältnisse
folgendes Szenario selber weiter ausentwickeln:
Eine Gemeinschaft von Interessenten optimiert Arbeitsvorgänge - gemeinsam
wird eine Werkstatt betrieben - die Werkstatt fertigt die gegenständlichen
Voraussetzungen der konzipierten Optimierungen - der Leistungsanreiz liegt
im individuellen Vorteil der eigenständigen Problemlösung.
Es wird Spielraum in die Konzeption "investiert", um größeren Spielraum zu
errreichen. Die Fertigung ist triviales Marginal und braucht kaum Anreize
i.S. der Gewinnerzielungsmöglichkeit - sie braucht nur zugelassen werden.
Naheliegend ist eine kooperative Selbstversorgung auf der Basis eines
öffentlichen Maschinenparks. Der geringe Aufwand des Unterhalts wird durch
ein Institut sozialer Dienstleistung unterhalten.

(Anm: Absatzorientierte Spekulation belastet im doppelten Sinne: durch die
Dinge selbst und durch das zwangsläufige Behindern von Orientierung und
Wissensbildung. (Patente sind nur die Spitze des Eisbergs)  Monetäre
Investition, die ihre Amortisation lediglich auf monetäre Weise aufweisen
kann, und gar in der Verhinderung des einfachen Zulassens  durch
künstliche Enttrivialisierung von Fertigung basiert, zerstört fremdes,
nämlich allgemeines, Eigentum.)

....

Die nicht werkstattgebundene Vorarbeit (Modelle, Konzepte, Materialien)
wird der (kooperativen) Eigenarbeit sowie der Absprache mit der Werkstatt
(Telekooperation) zugänglich gemacht. Dadurch wird der nötige
Teilnehmerumfang für ein Werkstattsharing, für einen aspektuellen
Kreislauf, besser erreichbar.
Auch die Optimierung der Werkstatt selbst kann weitgehend
werkstattunabhängig gestaltet werden; das wäre eine weitere Stufe der
Extraktion konzeptioneller Arbeit aus dem Produktionsprozess.
(By the way: Ich erinnere mich hier an Stefan Mertens wunderbares
Containerbeispiel diesen Sommer: Werkstätten als industrielle Produkte)
Wichtig ist also, daß die Verfügbarkeit geeigneter Werkstätten und
Bausteine des Materials von gesamtgesellschaftlicher Kooperation zur
Entwicklung der Standards abhängen!!
(dies zur Ausräumung des Verdachtes, bei globalen Dörfern handle es sich
um einen Rückschritt hinter industrielle Produktion)

.....

Wie es in jedem Haushalt Werkzeugkästen gibt, jedes größere Haus seinen
Hausverwalter mit handwerklicher Ausstattung, jeder landwirtschaftliche
Betrieb Werkstatteinrichtungen zur Wartung der Gerätschaft hat, so sind
für jede Routine des Alltags übergreifende Werkstätten sinnvoll, die die
Entwicklung dieser Routine mit Anpassungen, Prototypen und Kleinserien
unterstützen.
Solche Werkstätten genossenschaftlich zu organisieren, ist mehr als
naheliegend.
Wir müssen auch den Begriff der Autarkie anders fassen, nämlich als
aspektuelle, prozeßorientierte Autarkie, nicht als "soziale" der
umfassenden Abschottbarkeit von Lebensgemeinschaften untereinander.
(das ist nicht nur eine reaktionäre, sondern vor allem eine unmögliche
Vision)
......

Gerade der Gedanke universeller Zweckbetriebe legt die Einsicht nahe:

Werkstattbetrieb und Werkstatteinrichtung können nicht als partieller
isolierter Kreislauf betrachtet werden, unabhängig von einem ebenfalls
isolierten partiellen Kreislauf der (zu produzierenden) Produkte und deren
Verwendungsroutinen; und beides ist nicht unabhängig zu sehen von den
Ergebnissen wiederum dieser Verwendungroutinen u.s.w.
Auch wenn uns der "Markt" solches Denken abzuerziehen versucht, ist doch
die gesamte Wirtschaftskette in ihrer Schnittstellenphänomenologie zwar
historisch gewachsen aber als solche methodisch kontingent.
Der Benutzer einer Sache ist Produzent P2 in einer Mittelstellung P1 - P2
- P3; die Produkte G1 von P1 die P2 in seinen Routinen verwendet,
verfließen mit den offenen Arbeitsvorbereitungen von P2, die Produkte G2,
die P2 in seinen Routinen mit Hilfe der G1 von P1 herstellt, verfließen
wiederum mit den Arbeitsvorbereitungen von P3, usw.
Daß Produkte und Arbeitsvorbereitungen verfließen - wenn sie abstrakt aus
der Perspektive der ständigen Suche und Auswahl von Handlungsalternativen,
d.h. der fortschrittsorientierten Handlungspraxis gesehen werden - heißt
daß Kompetenz, Gestaltungsverantwortung verfließt, und zwar ** um so
intensiver, je flexibler ** die Produktion im allgemeinen wird !!!!!!

Jeder produzierbare Gegenstand bedeutet eine Festlegung im Bereich von
produktionsseitigen und nutzungsseitigen Offenheiten - eine Festlegung von
Handlungsvorbereitungen und Handlungsoptionen. Der Gießer und der Koch,
sowie der Koch und der Essensempfänger haben jeweils hinsichtlich des
Objekts >Pfanne< überlappende Kompetenzbereiche, und zwar bereits mit der
"Funktion" >Pfanne<! Die zweckrationalen Variationen aller drei Ebenen
bedingen sich, und schon im Vorfeld der Erkundung (der Möglichkeiten). Und
es bedingen sich auch die Bewertungen von Angemessenheiten der
Durchsetzung der Optionen der beteiligten Rollen.

Die Kompetenzen von Gießer, Koch und Essensempfänger laufen wohl
auseinander, allerdings frühestens bei der allgemeinen Konzeption von
Gießerwerkstatt (dem Gießerei-metawissen), Küche und Ernährungsplan (dem
Küchen-metawissen). Die Kompetenzen trennen sich also vielleicht bei der
Gestaltung, keinesfalls bereits beim Betrieb der jeweiligen Institution.

Der Gießer hat Gießer-werkstatt-erzeugungs-Kompetenz; 
der Koch hat Küchen-(Werkstatt)-erzeugungs- Kompetenz; 
b e i d e haben PfannenFunktions-(Findungs)-Kompetenz; 
der Koch hat dabei die aktive Pfannenverwendungs( Kontext)-Kompetenz und
die passive Pfannen-erzeugungs(kontext)-Kompetenz; 
der Gießer hat die passive Pfannen-verwendungs-Kontext-Kompetenz und die
aktive Pfannen-erzeugungs(kontext)- -Kompetenz.

Der Koch übergibt an die Gießerwerkstatt ein Programm zur Herstellung
einer Pfanne, nach seiner Planung der Qualitätsforderungen und seiner
Kenntnis der routinemäßig vorhandenen Herstellungsverfahren. Der Gießer
greift ein, wenn der Koch Variationen der Herstellungsverfahren fordert,
die eine Konfigurationsänderung der Töpferwerkstatt fordert, die ihre
Weiterentwicklung, die Aktivierung von Gießereimetawissen, erforderlich
machen.

Gießer und Koch theoretisieren zusammen über die beste Gestalt von
Gießerei und Küche aus der Sicht des Entwicklungshorizonts:

Wie kann die Werkstatt aussehen, so daß sie gleichzeitig sich am besten in
die allgemeinen Vorausetzungen der Werkstättenerzeugung fügt und am besten
auf die Anforderungen der Nutzer an die Erzeugnisse (aus der Werkstatt)
vorbereitet ist?:

welche Grundelemente braucht die Werkstatt um welche günstigsten Regeln
der routinemäßigen Erzeugung von Gegenständen zu ermöglichen und dabei
hinsichtlich der Bereitstellung der Grundelemente das allgemeine System
der Werkstättenerzeugung angemessen zu belasten?"


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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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