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[ox] EuroMold - spannender als LinuxTag



Liebe Liste,

gerade fahre ich von der EuroMold nach Hause. Es war *superspannend*!!
Das Ganze fühlte sich an wie ein Besuch in der Zukunft :-) . Was wir
hier über Fabber / Rapid Prototyping / Rapid Tooling nachdenken - dort
war es Realität.

Ok Hype beiseite ;-) . Was habe ich eigentlich gesehen. Ich versuche
es mal ein bisschen zu klassifizieren.

* 3D-Messmaschinen

  Eine sehr interessante Maschinengattung fand ich die
  3D-Messmaschinen, die es in allem möglichen Formen und Größen gab.
  Fast alle arbeiteten mit Laser-Abtaster, aber es gab auch welche,
  die mit Lichtstreifen und einer (IIRC) oder zwei Kameras arbeiten,
  einer vergleichsweise einfachen Technik also.

  Mit diesen Maschinen ist es möglich, ein beliebiges Objekt
  (berührungsfrei) abzutasten und daraus ein Datenabbild in Form einer
  sog. Punktwolke zu generieren. Diese Punktwolke, die natürlich auch
  alle unerwünschten Details wie Dreck und Unsauberkeiten enthält,
  kann dann mittels Software in ein sauberes Dreiecksnetz verwandelt
  werden, das die abgetastete Oberfläche dreidimensional beschreibt.

  Solche Maschinen werden u.a. zum Reengineering verwendet - was die
  Hersteller auch ganz offen so sagen. Das verwundert mich als
  Softwerker deswegen, weil Reengineering für mich wie Disassemblieren
  klingt - und das ist bei (proprietärer) Software i.A. streng
  verboten. In der materiellen Welt sieht mensch das aber offenbar
  lockerer und es wurde z.B. hervorgehoben, dass damit eine Form
  dauerhaft gespeichert werden könne.

  Diese 3D-Messmaschinen gibt es wie erwähnt in allen Größen. Dabei
  waren auch solche, die explizit für den Feldeinsatz (nicht der Acker
  sondern "in the field" also im Außendienst) gedacht sind. Sie sind
  relativ handlich und könnten z.B. problemlos mit einem Auto
  transportiert werden. Dadurch, dass sie so transportabel sind, ist
  also so etwas wie ein "Lohn-Scannen" denkbar - d.h. es könnte
  Anbieter geben, die ins Haus kommen und 3D-Daten von beliebigen
  Objekten aufzeichnen.

  Die Handhabung schien mir relativ einfach zu sein, da der Laptop in
  dem Beispiel, das ich gesehen habe, genau angezeigt hat, welche
  Teile des Objekts schon erfasst worden waren, während die nicht
  erfassten Teile als Löcher erschienen. Damit konnte ganz intuitiv
  nach und nach das Objekt mit dem Laser im Messkopf abgescannt
  werden. Die Maschine, bei der ich das gesehen hatte, bestand aus
  mehreren über Gelenke verbundenen Gliedern. In den Gelenken waren
  vermutlich Winkelmesser eingebaut, so dass die Lage des Messkopfs im
  Raum immer genau erfasst werden konnte.

* Fräsmaschinen

  An ca. jedem dritten Stand waren Fräsmaschinen zu sehen. Die Dinger,
  wie ich sie ähnlich neulich schon mal beschrieben hatte - da war es
  wohl allerdings eine Drehmaschine. Oh, ich kenne mich zu wenig mit
  den Details aus ;-) . Jedenfalls gibt es für diese Maschinen viele
  verschiedene spezielle Werkzeuge, mit denen sie verschiedene Dinge
  ausführen können.

  Die Fräsmaschinen gab es ebenfalls in Größen vom etwas groß
  geratenen Mikrowellenherd bis hin zur realen Größe eines Autos. Sie
  fräsen aus verschiedenen Materialien Formen heraus. Allerdings
  dürften mit dieser Technik nur eingeschränkte Objekte geformt werden
  können (keine beliebig konvexen würde ich mal tippen).

* Industrieroboter

  Industrieroboter standen auch zwei, drei rum. Die finde ich
  irgendwie immer noch am faszinierendsten ;-) . Aber da sich ein
  Aufenthalt in deren Arbeitsbereich nicht gerade empfiehlt ;-) , sind
  sie für solch ein Messe wohl weniger gut geeignet als die anderen
  erwähnten Maschinen.

  Industrieroboter unterscheiden sich m.E. von den anderen Maschinen
  dadurch, dass sie noch universeller sind. Mit ihnen können ja nicht
  nur dreidimensionale Objekte geformt werden - was wohl auch eher die
  Ausnahme für Industrieroboter ist -, sondern aufgrund ihrer vielen
  Freiheitsgrade sind sie zu sehr vielen Arbeiten zu gebrauchen. So
  können sie auch montieren und spritzen und zusammensetzen und messen
  und und und... Letztlich kommt es bei ihnen nur auf die passenden
  Werkzeuge und das zugehörige Teach-In / Programmierung an.

* Silikonform im Vakuum

  Eine Sache, für die ich mir näher interessiert hatte, war eine
  Technik, bei der aus einer Flüssigkeit (Polymer?) und zwei Lasern
  ein Teil in Schichttechnik aufgebaut wurde. Dieses Teil wird dann in
  Silikon eingegossen. Wird dieses Silikon aufgeschnitten, so entsteht
  eine Silikonform, die dann für Spritzguss mit vielen verschiedenen
  Materialien eingesetzt werden kann. Darunter waren z.B. auch
  flexible Kunststoffe (Gürtel, Gummiaufhängungen). Diese Technik
  eignet sich nur für kleine Serien oder Einzelstücke, da die
  Silikonform nicht sehr haltbar ist. Irgendwie war auch Vakuum
  beteiligt - aber ich weiß nicht wie.

  Die Firma, bei der ich gefragt hatte, macht - wie viele andere
  Firmen auch - auch Lohnfertigung. D.h. sie stellen im Kundenauftrag
  dreidimensionale Objekte her. Dazu brauchen sie einen
  (STL-)Datensatz (zu STL später mehr), der dann auf ihrer Maschine
  materialisiert und an den Kunden ausgeliefert wird. Sie können aber
  auch einen Abguss direkt von einem Original machen. Diese Firma hat
  mir sogar ein Programm mitgegeben, auf dessen Basis sie eine
  Fertigung in 24h anbieten.

  Hier habe ich auch mal gefragt, was so etwas kostet. Konkret habe
  ich nach so einem Gummiteil gefragt, das etwa handtellergroß ist.
  Ein ähnliches Teil musste ich aufgrund von Verschleiß schon mehrfach
  nachbesorgen - und es ist abzusehen, dass der Originalhersteller es
  irgendwann nicht mehr liefern kann. Die Form käme so auf ca. 250EUR
  und das Stück - je nach Stückzahl - bis zu 50EUR. Klar, das sind
  keine Preise für jeden Tag. Aber wenn du ein Teil damit wieder
  einsatzklar kriegst, dass selbst 2500EUR Wert ist, dann rechnet sich
  das sogar für Privatleute!

  Mit dieser Technologie ist es möglich, völlig beliebige - auch hohle
  - Objekte herzustellen. Auch ein wichtiger Aspekt: Die Komplexität
  eines so hergestellten Objekts hat *überhaupt keinen* Einfluss
  darauf, wie kompliziert die Herstellung ist. Hierin unterscheiden
  sich diese ganzen schichtorientierten Techniken m.E. fundamental von
  den üblichen verformenden bzw. spanabhebenden Techniken. Bei diesen
  Techniken schlägt sich die Komplexität eines Objekts ja direkt in
  der Komplexität seiner Herstellung nieder.

* Laser-Sintern

  Noch beeindruckender fand ich die Ergebnisse, die mit
  Laser-Sinter-Technik erzielt werden können. Hier wird ein feines
  Pulver Schicht für Schicht von einem Laser an den gewünschten
  Punkten erhitzt, so dass es schmilzt und mit der darunter liegenden
  Schicht verschmilzt. Am Ende kommt dann ein Block mit Pulver raus,
  in dem das gewünschte Objekt praktisch eingebettet ist. Ist ein
  bisschen wie ein Wunder ;-) (woraufhin mein Gesprächspartner
  übrigens meinte, dass es sich nicht um ein Wunder, sondern nur um
  Technik handele ;-) ).

  Auch die Firma, wo ich ein kurzes Gespräch geführt habe, macht
  übrigens Lohnfertigung - d.h. Kunde liefert Daten und sie
  materialisieren auf ihren Maschinen. Sie hatten dort ein Schachspiel
  stehen, dass sie aus Jux (d.h. Selbstentfaltung :-) ) mal entworfen
  hatten. Dieses Schachspiel (d.h. 32 Figuren) läge so ca. bei 300EUR.
  Auch (noch) nicht wirklich billig, aber in besonderen Fällen
  durchaus interessant. Und dafür, dass du dir wirklich
  super-exklusive Spielfiguren bauen kannst, könnte ich mir
  vorstellen, dass SchachliebhaberInnen hier evt. sogar bereit wären
  zu zahlen.

  Bei den Objekten, die sie dort ausgestellt hatten, wurde auch
  nochmal klar, was mit Schichttechnik machbar ist. So war der Turm
  des Schachspiels im Innern mit einer winzigen Wendeltreppe(!)
  versehen - und oben eine Plattform auf dem Turm. Das ist bei einem
  Teil aus einem Stück mit einer anderen Technik wohl gar nicht
  möglich. Auch faszinierend fand ich eine Kette, die so wie sie war,
  als Kette gefertigt wurde - d.h. nicht die Kettenglieder einzeln
  gefertigt und zusammengesetzt, sondern alles auf einmal hergestellt.

  Auch auffallend bei dieser Technik: Die Korngröße des verwendeten
  Pulvers liegt bei 50 Mikrometern. Dies entspricht ungefähr
  Haushaltsmehl. Wenn ich es richtig verstehe, dann ist durch diesen
  Wert die maximale räumliche Auflösung des Verfahrens bestimmt. D.h.
  es ist möglich, filigranste Strukturen zu modellieren.

  Auch interessant an dieser Technik: Es sind verschiedene
  Ausgangsmaterialien verwendbar. Insbesondere sind auch Materialien
  verwendbar, die auch ansonsten für ganz normale Serienprodukte
  verwendet werden. Darunter z.B. auch flexible Materialien.

* Spritzgusstechnik

  Eine häufig eingesetzte Technologie ist die Spritzgusstechnik. Bei
  dieser Technik werden Formen, sog. Tools mit einer Masse des
  Zielmaterials ausgespritzt. Die Masse härtet dann aus - i.d.R. durch
  Abkühlung vermute ich -, die Spritzgussmaschine öffnet sich und
  entfernt das fertige Teil. Geht natürlich alles vollautomatisch.
  Sehr beliebt und in jedem zweiten Schaukasten zu sehen:
  Handy-Schalen.

  Die Stückzahlen, die mit einem solchen Tool erzielt werden können,
  hängen dabei stark vom Material des Tools ab. Für Kleinserien oder
  gar Einzelstücke spielt dies keine große Rolles, aber wenn eine
  Großserie gefertigt werden soll, sind natürlich möglichst haltbare
  Tools sinnvoll, da die Tools wohl durch den Produktionsprozess
  erheblich belastet werden. Einige Anbieter boten Aluminium-Tools an,
  die für kleinere Serien hinreichend sind. Ich weiß aber nicht, ob
  auch diese in Schichttechnik hergestellt werden.

* Metallsintern

  Definitiv in Schichttechnik hergestellt werden aber die Metall-Tools
  einer Firma. Diese Tools haben eine hohe Haltbarkeit und können so
  auch in Großserie eingesetzt werden (z.B. 50,000 Stück). Ein
  extremes Beispiel war ein Tool für einen Golfball, das für mehr als
  20,000,000 Golfbälle zum Geburtsort wurde.

  Mit dieser Technik ist es also möglich, direkt aus den CAD-Daten
  haltbare Tools zu generieren, die dann in einer Spritzgussmaschine
  für die Erzeugung entsprechender Objekte verwendet werden können.
  Wenn ich es richtig verstanden habe, dann bestimmen vor allem die
  Tools das Produkt. D.h. die Spritzgussmaschine selbst kann jederzeit
  auf ein anderes Tool umgerüstet werden und etwas anderes
  produzieren.

* 3D-Drucker

  Für Modelle, die keine besondere Präzision und/oder
  Materialeigenschaften brauchen, dafür aber schnell verfügbar sein
  müssen, gibt es sog. 3D-Drucker. Die arbeiten auch mit
  Schichttechnik, allerdings wird hier das Material entweder direkt
  über den "Druckkopf" aufgetragen - habe ich einmal mit Wachs gesehen
  - oder der Druckkopf feuchtet die gewünschten Stellen an und das
  Material wird später an diesen Stellen hart. Letzteres habe ich
  einmal auf der Grundlage eines organischen Materials (IIRC) gesehen
  - Gips war's wohl. Letzteres gibt's auf jeden Fall auch in
  Lohnfertigung.

  Interessant bei diesen Verfahren, dass hier ein Teil gleich mit
  mehreren Farben hergestellt werden kann. Während die anderen
  Verfahren einfach die Farbe des Basismaterials übernehmen, kann hier
  der Druckkopf Farbe ins Spiel bringen.

  Ein Nachteil übrigens aller dieser Schichttechnologien ist, dass die
  Herstellung eines Teils ziemlich lange dauert. Mensch muss sich vor
  Augen halten, dass ja Schicht für Schicht aus ziemlich dünnen
  Schichten aufgebaut wird und da die Mechanik nicht beliebig schnell
  ist, dauert das halt so seine Zeit. Ich könnte mir allerdings
  vorstellen, dass das bei Laser-basierten Verfahren auch ziemlich fix
  gehen kann. Außerdem ist solcherlei durch mehrere parallel
  arbeitende Maschinen zumindest was die Stückzahl betrifft zu kontern
  - nicht allerdings die Latenzzeit bis zum ersten Teil.

* Datentechnik

  Natürlich gab es auch einiges an Software zu sehen. Da hatte ich
  mich nicht so für interessiert, weil mir das nicht so unvertraut
  ist. Spannend allerdings, dass die CAD-Programme mittlerweile so
  weit sind, dass sie auch den Produktionsprozess selbst simulieren
  können. Da war dann teilweise zu sehen, wie später die Fräse in dem
  entsprechenden Rohblock rumhantiert.

  Wichtig auch gerade für unsere Debatten: Viele Programme können
  mehrere verschiedene CAD-Datenformate im- und exportieren. Mir
  schien es, als wenn sich sich ein Format namens STL als Standard zu
  etablieren scheint ([...googling...] sagt auch
  http://www.engineersedge.com/stl_rapid_proto.htm). Das bedeutet
  also, dass unterschiedliche Programme verwendet werden können, um
  die 3D-Daten zu bearbeiten. Auch die Lohnfertiger nehmen dieses
  Format wohl sehr gerne.

* Maschinengrößen

  Ich habe es schon mal erwähnt, aber ich fand es besonders
  beeindruckend, dass es die genannten Maschinen praktisch in allen
  Größen gibt. Eigentlich nicht verwunderlich, aber hat mich dennoch
  beeindruckt. Von Maschinen, die in der Größenordnung einer
  Mikrowelle liegen über eine komplette Spritzgussanlage, die etwa so
  groß wie zwei Kühlschränke ist, bis hin zu Anlagen, mit denen
  Objekte von der Größe eines Autos bequem bearbeitet werden können.
  Möglicherwiese gibt es auch noch größere, aber die waren (aus
  verständlichen Gründen ;-) ) nicht in den vier ziemlich riesigen
  Hallen zu sehen.

* Gespräche

  Ich habe auch ein paar kurze Gespräche mit den Leuten an den Ständen
  geführt. Ich habe i.d.R. erwähnt, dass ich nicht vom Fach bin und
  mich einfach für die Technologie interessiere. Am Ende des Gesprächs
  habe ich dann öfter erwähnt, dass ich viel mit Freier Software zu
  tun habe und ich habe ihnen auch die Vision erzählt, dass mit dieser
  Technologie ja Leute eigentlich beliebige Datensätze irgendwelcher
  Objekte aus dem Internet ziehen könnten, ggf. ein wenig anpassen und
  diese dann - z.B. bei ihnen - fertigen lassen könnten. Das fanden
  alle diese gestandenen IngenieurInnen völlig plausibel :-) :-) .

* Vision

  So, nach den ganzen Eindrücken noch ein paar Takte zur Vision.

  Mehr als je zuvor bin ich davon überzeugt, dass auf diesem Sektor
  der materielle Weg in die Zukunft liegt - der kapitalistische auf
  jeden Fall, aber auch und gerade der emanzipatorische. Auf einer
  Messe wie der EuroMold wird sichtbar, was es mittlerweile auf dem
  materiellen Sektor an Potential gibt, das voll kompatibel zur Logik
  Freier Software ist und die Verschiebung des Schwerpunkts der
  materiellen Produktion *kräftig* in Richtung der
  Informationsproduktion verschiebt. Mehr denn je habe ich den
  Eindruck, dass auch hier die ganz innerkapitalistische
  Produktivkraftentwicklung in eine Richtung geht, die eine andere
  Welt, die wesentlich auf der Informationsproduktion - und damit auf
  der Selbstentfaltung der Menschen - beruht.

  Mein Eindruck ist, dass die meisten dieser Materialisierer *selbst*
  auf einer verhältnismäßig einfachen und überschaubaren Technik
  basieren. So ein 3D-Drucker insbesondere ist im Grunde einem
  Tintenstrahldrucker nicht so unähnlich. Wahrscheinlich gilt bei den
  meisten Materialisierern, was ChristofB auf der Oekonux-Konferenz
  als These genannt hat: Die allermeisten Teile sind Standardteile und
  nur ganz wenige Teile sind sehr speziell - beim 3D-Drucker
  vermutlich der Druckkopf.

  Wenn ich jetzt mal die Analogie zur Freien Software weiterspinne,
  dann wäre es so langsam an der Zeit, dass das RMS-Analogon unter den
  Maschinenbauern aufsteht und sagt: "Ich will eine Freie
  Rapid-Prototyping-Maschine haben!" und das Projekt ARM (ARM is a
  Rapid prototyping Machine) gründet, das das Ziel hat, einen Freien
  Entwurf mit möglichst vielen Standardteilen zu erzeugen. Wäre diese
  erst mal da, so könnte sie selbst die Spezialteile fertigen - oder
  zumindest vorbereiten - die für sie gebraucht werden. Sie könnte
  sich quasi selbst reproduzieren :-) .

  Aber auch die heute schon existierenden Maschinen sind locker dazu
  in der Lage, eine Community mit Spezialteilen zu versorgen. Oder -
  wo das immer noch zu teuer ist und auch das wohl immer noch nötige
  Know-How fehlt - eben entsprechende Teile in Lohnfertigung
  herstellen lassen. Das einzige, was dazu nötig wäre, ist eine gut
  organisierte Datenbank im Internet, die erfolgreiche Designs zur je
  eigenen Verwendung bereithält - so wie die FSF die GNU-Software
  bereithält.

  Eine solche Rapid-Prototyping-Maschine stelle ich mir als einen
  Ergänzung, vielleicht sogar als Ersatz für die handwerkliche
  Werkstatt vor, die viele Leute aus Hobbygründen einrichten.

  Was ich auch spannend finde, ist, dass mit diesen Techniken völlig
  individuelle 3D-Objekte möglich sind. Auch auf der Messe zu sehen
  waren schon Anwendungen in der Medizin, bei denen z.B.
  hochindividuelle Prothesen einfach hergestellt werden können. Aber
  auch in der Kunst kann ich mir vorstellen, dass solche Technik doch
  ein interessantes neues Gebiet werden könnte - oder? Hier ist m.E.
  auf jeden Fall eine Menge individuelle Selbstentfaltung möglich.

  Wenn ich nochmal neu drüber nachdenke, dann kommt mir auch eine
  Parallele zum Übergang aus dem Feudalismus in den Kapitalismus. War
  es damals nicht so, dass z.B. die Erfindung des Kunstdüngers aber
  auch die Bergwergstechnik die vormals den Gesamtprozess
  beherrschende Bearbeitung des Bodens revolutioniert haben? Und die
  Bearbeitung des Bodens damit gleichzeitig zum Anhängsel der
  industriellen Produktion machten? Und damit selbst zum Katalysator
  für die bürgerliche Gesellschaft wurden? M.E. haben die heute
  entwickelten Maschinen in den Bereichen, die auf der EuroMold
  ausgestellt waren, das gleiche Potential für die industrielle
  Fertigung. Interessant auch der universalistische Faktor dieser
  Technologien: Abgesehen von einigen Materialfaktoren spielt es für
  einen Laser-Sinterer praktisch keine Rolle mehr, was genau
  inhaltlich für ein Produkt hergestellt werden soll. Er kann genau so
  alles (re)produzieren, wie es das `cp'-Kommando für digitale Daten
  beliebigen Inhalts kann.

  Noch ein Vergleich der mir einfällt: Zu Beginn der Computerei war es
  so, dass du dein Programm im stillen Kämmerlein in Lochkarten
  gestanzt hast. Den fertigen Lochkartenstapel hast du dann zur
  Berechnung beim Rechenzentrum abgegeben. Nachdem der Batch-Job
  durchgelaufen war, hast du dann die Ergebnisse in Form eines
  Ausdrucks abholen können. Das, was die Lohnfertiger heute machen,
  klingt für mich sehr ähnlich. Nun ja, heute hat jedeR sein
  Rechenzentrum unter'm Schreibtisch stehen und die Lochkarten sind
  Maus, Tastatur und Joystick gewichen ;-) ...


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

PS: Bitte verzeiht mir alle fachlichen Fehler, die da oben drin
    stecken können. Ich bin kein Maschinenbauer und habe mir das alles
    mit Laienaugen angeschaut.

PPS: Bei dieser Gelegenheit auch Dank an die netten Leute an den
     Ständen, die mir Vieles erklärt haben :-) .

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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