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Re: [ox] leben ohne geld: heidemarie s. :: u.a.





Christoph Reuss schrieb:

Hi Benni,

das wird lang, also das Fazit voraus:  Tauschen ohne Geld ist viel zu
umständlich und funktioniert mit zu Wenigen (Details weiter unten) --
da erscheint mir die GPL-Gesellschaft (jeder schöpft aus dem Vollen was
er braucht, ohne Tausch) doch realistischer !

Benni Baermann schrieb am 27.7.02:
Nichts was ein Mensch alleine macht, ist als gesellschaftliches Modell
geeignet. Das kann man ihr also kaum vorwerfen.

Momang.  Sie sagte "ich will die Welt verändern", sie schrieb ein Buch
und sie hält Vorträge und Talkshows, um möglichst viele Leute zur
Nachahmung ihres Modells anzuregen.  Wie soll's sonst gemeint sein --
"das Wasser trinken und den Wein predigen" ?

Ich dachte, das "Modell-Modell" sei auch der Sinn von [ox]:  "GPL" als
gesellschaftliches Modell, beginnend mit Einzelnen, aus denen dann
immer mehr werden, bis das System "umkippt"...


Hallo Christoph,
welcher Sache soll es dienen, wenn du eine Chimäre bekämpfst? Mir könnte es egal
sein, was du von Heidemarie oder mir hältst - aber wenn du - wie ich - daran
interessiert bist, die herrschende Geld- und Verwertungslogik zu entmachten, dann
bringt es doch nicht weiter, immer wieder die gleichen Vorurteile zu
reproduzieren, indem du dich philologisch immer wieder auf einzelne Sätze der
uralten Pressemitteilung beziehst oder Vermutungen äußerst. Schon damals hatte
Heidemarie in einem Brief an Karl die Mißverständnisse zu klären versucht.
Genau dein Eingangsstatement unterstütze ich. Genau darum geht es!
Heidemarie hatte sich vor Jahren in der Tauschringbewegung engagiert und in DO
Beachtliches auf die Beine gestellt. Hier ging es schon damals (zum Ärger vieler
MItglieder) nicht primär um Äquivalent- Tausch, sondern um neue Erfahrungen des
Zusammenlebens (eben ohne Geld). Es gab dort ein Haus, gemeinsame Feste,
regelmäßiges Kochen, Möglichkeiten, seine eigenen vielfältigen Möglichkeiten
anderen zugute kommen zu lassen und selber die zT neu entdeckten Fähigkeiten der
anderen selber zu genießen. Wie gesagt: dort gab es von Anfang an auch Kritik der
"Orga"- fraktion, die alles nach dem Tauschprinzip geregelt haben wollten.
Heidemarie hat den anderen Weg immer weiter verfolgt und sich dabei (wieder unter
zT heftiger Kritik der Tauschringleute) von der entsprechende Tauschlogik
entfernt.
Wir vertreten heute genau die oben von dir skizzierte Position (das schrieb ich
aber jetzt schon mehrfach als Antwort)
Ich selbst hatte mit Tauschringen übrigens nie was am Hut, kann mich seit 30 Jahre
nicht mit privatisierenden Lebensformen abfinden, habe nie in bürgerlichen
Familienverhältnissen gelebt, sondern zB. mein Haus immer mit andren geteilt und
zur Verfügung gestellt (= eine ehemalige Dorfkneipe, die abgerissen werden sollte
und die ich in 10 Jahren selber wiedre aufgebaut habe).
Diese Freiheit, die durch den Verzicht auf die Verführung- und Zwangslogik des
Geldes entstehen kann, ist unter der herrschenden Dominanz dieser Logik immer nur
punktuell und experimentell zu erreichen. Aber auf solche "Keimform"- Erfahrungen
sind wir doch (als GPL- Fans) dringend angewiesen. Diese gilt es doch liebevoll zu
beobachten, zu hegen und zu pflegen!
Ich habe viele alternartive Lebensmodelle besucht und zT daran teilgenommen und
bin sicher, daß es ein regelrechtes MODELL für die Zukunft noch nicht gibt. Statt
dessen suche ich möglichst vorurteilslos eben ANSÄTZE, die entweder dazu geeignet
sind, Legitimationsphrasen der herrschenden Logik zu entkräften (zB" die
menschlihen Bedürfnisse sind unendlich...")
oder eben neue Erfahrungen bieten.
Hier hat Heidemarie jede Menge zu bieten. Wer wirklich interessiert ist, kann an
ihren Erfahrungen und Reflexionen viel lernen.
Es zeigt sich nämlich sehr anschaulich, wie weit die Wirkungen der Geldlogik bis
in die scheinbar entferntesten Lebensbereiche reichen (Kommunikation, Konsum,
Liebesbeziehungen, Familienstruktur, Geschlechter- Rollen, Wahrnehmung von Raum
und Zeit) - All das gehört zu den ERfahrungen, die für unsere Vision (einer "GPL"-
Gesellschaft- für mich auch neben Geld jenseits von Markt, Staat, "Demokratie"
usw) wichtig sind.
Ich glaube auch nicht, daß noch irgendeine Forderung an irgendeine Instanz
sinnvoll- weil unrealistisch ist. In den Diskussionen hören wir immer wieder die
interessantesten Forderungen (zB. dem Geld die Vermögensfunktion nehmen, Zinsen
abschaffen, Bodenreform durchführen usw) - ABER: WER soll denn das betreiben ? Nie
können die Leute, die die entsprechenden Vorschläge machen sagen, wie das von oben
nach unten gehen soll.
Ich sehe nur die Möglichkeit, neue Strukturen neben oder trotz der alten von unten
nach oben von den einzelnen Menschen aus (aber nicht vereinzelt) anzufangen, zu
experimentieren und Erfahrungen zu sammeln. das tu schon recht viele, sie nehmen
sich nur noch nicht in ihrer Wichtigkeit richtig gegenseitig wahr. Viele bekämpfen
sich sogar- als wenn es um das alte Problem des richtigen Weges gegen sämtliche
falsche gehen würde. So statisch ist doch das Leben nicht, sondern ein Prozeß, in
dem die für mich wichtigen "Wahrheiten" sich auch ändern können, bei dem ich
wachse, auch experimentiere, kommuniziere (sehr wichtig) und natürlich auch
theoretische Ansttrengungen des Begreifens mache.
Mach´s gut!
(leider bin ich unter Zeitdruck, da ich morgen losfahre, um Freunde zu besuchen!)

Uli


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Organisation: projekt oekonux.de


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