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Re: [ox] Freie Kooperation & Wertkritik



Hallo Stefan und alle!

On Fri, Nov 09, 2001 at 12:56:22PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Meretz wrote:
ein sehr schöner Text:-) Viel leichter lesbar als z.B. mein abgehobenes
Zeug... Halt anders.

Danke. Ich hatte auch erst was eher in Deinem Stil angefangen, bin aber dran
gescheitert. Außerdem bin ich auf den Trichter gekommen, dass es in unserem
Kontext eigentlich nur die Ich-Perspektive sein kann, die Sinn macht.
Deswegen die vielen Ich´s in dem Text, nicht das jemand da Egomanie
reininterpretiert ...

Hab' ich gleich an die Krisis-Liste weitergegeben  (war doch ok, oder?)

Logisch. Ich bitte Dich!

- aber ob die Wertkritiker/innen reagieren werden?

Sag mir Bescheid. Ich werd mich auf jeden Fall nicht wieder auf die
Krisisliste setzen. Gebranntes Kind scheut den Flamewar oder so.

Meine Idee ist auch, den Text in ot zu veröffentlichen, 

Kannst Du natürlich machen, ich werde das dann aber nicht maintainen,
insofern ist es fraglich, ob das Sinn macht. Thomas Kalka hat den Text aber
dankenswerterweise schon ins Wiki gestellt:

http://co-forum.de/index.php4?Warum_genau_Arbeit_Schei%DFe_ist

und vielleicht
hat auch die "Contraste" Interesse - da würde es gut passen.

Ich denke, das ist kein Problem.

Ein paar Fragen/Anmerkungen habe ich da noch....;-)

Sehr schön.

 > Im Alienbuch und im nachfolgenden ``Gleicher als Andere'' in denen das
 > Konzept der Freien Kooperation vorgestellt wird, geht es zunächst um
 > was anderes, es geht um das allgemeine Konzept von Emanzipation, um
 > die Frage was erzwungene von freien Kooperationen unterscheidet und
 > vor allem immer wieder darum, was wir tun sollen.

...tun sollen oder tun _können_?

Ja, "können" ist besser. Werd ich ändern.

 > Für mich als Softwareentwickler zeigt sich dieser Trend auch schon
 > ganz gegenständlich und nachvollziehbar: Es gibt den Fall, dass ich
 > in einem Lohnarbeitsverhältnis Freie Software produziere. Was dann?
 > Jetzt stimmt der Scheidungspreis. Wenn ich gehe kann ich zumindestens
 > große Teile meiner Arbeit mitnehmen, nämlich den Sourcecode meiner
 > Programme, da das Ergebnis meiner Arbeit von Begin an als Freie
 > Software der Algemeinheit zu Gute

Ich kann nicht nur meine Programme "mitnehmen", sondern das gesamte
freie Softwareprojekt - also auch die Teile, zu denen ich nicht
beigetragen habe. Denn mit "meinen" Teilen kann ich u.U. gar nix anfangen.

Ack. Werde ich auch präzisieren.

 > kommt. Solche Jobs sind zwar noch rar, aber das Freie Software auch
 > innerhalb von Firmen produziert wird, greift immer weiter um sich.

Tut es das? 

Ich hab die Erfahrung gemacht, dass wenn man nachfragt es gelegentlich den
Auftraggebern egal ist. Ausserdem zeigen IBM, Suse, Redhat et al ja schon,
dass es da eine Entwicklung in die Richtung gibt.

Ist das gut oder schlecht?

Siehe dazu in der anderen Mail.

Die sozialen Sicherungssysteme sind nicht nur abstrakt, sondern sie
speisen sich auch aus dem, aus dem du raus willst.

Ja, schon. Aber ist das wirklich ein Problem? Freie Software speist sich
auch aus dem, aus dem ich raus will.

 > Dennoch denke ich, dass Freie Kooperation, wenn man sie denn zu Ende
 > denkt, auch hierfür einen Weg zeigen kann oder zumindestens mal einen
 > Kompaß, damit wir die ungefähre Richtung rausfinden. Denn: Sind denn
 > diese Schlußfolgerungen nichts anderes als die Erkenntnis, dass unter
 > den Bedingungen der Wertvergesellschaftung zwangsläufig alle
 > Kooperationen erzwungene sind?

Alle? Nein IMHO. Aber alle, die mit Existenzerhaltung zu tun haben.

Auch nicht. Es hindert mich ja keiner mir ein Stück Land zu kaufen (Ok, das
schon, aber das ist ja dann vielleicht nur eine einmalige Aktion) und
komplett auszusteigen. Wobei man da sicherlich auch an Grenzen stößt.
Schulpflicht, medizinische Versorgung, ...

Eine bessere Formulierung ist vielleicht "tendenziell alle" statt
"zwangsläufig alle". Werd das mal dahin ändern.

 > * Wer ist das eigentlich, der oder die Freie Kooperationen eingeht?
 >   Was unterscheidet ihn oder sie vom ``bürgerlichen Subjekt''. In
 >   der Ökonuxdiskussion ist in diesem Zusammenhang oft von
 >   ``Selbstentfaltung'' die Rede. In Gleicher als andere heisst es,
 >   die einzige Möglichkeit ``jemand zu sein'', sei es in Freien
 >   Kooperationen zu sein. Das geht auch in die Richtung.

Das scheint mir eine wichtige Frage zu sein, auf die wir mehr und mehr
stossen. Ich frage mich nur wie wir an die systematisch rangehen können,
so dass ein blosses Nebeneinanderstellen von verschiedenen
"Menschenbildern" überschritten wird.

Ich denke wir sollten uns erstmal das bürgerliche Individuum und vor allem
seine Entstehungsgeschichte genauer angucken. Hab dazu ja schon mehrfach
eine Zusammenfassung versprochen. Ich hab auch schon ungefähr ein Drittel
und hoffe - jetzt wo ich den FK-Text endlich fertig hab - das nächste Woche
zu Ende bringen zu können.

 > * Soziale Sicherungssysteme sind eine Möglichkeit auf dem Weg Freier
 >   Kooperation, aber sie taugen nicht für den letzten notwendigen
 >   Schritt: Die Abschaffung des Wertsystems. Insbesondere ist darauf
 >   zu achten, dass diese Systeme einerseits Emanzipation fördern, was
 >   nicht selbstverständlich ist, und andererseits das Wertsystem nicht
 >   noch verfestigen.

Können soziale Sicherungssysteme unter unseren Bedingungen Emanzipation
fördern? Da habe ich so meine Zweifel, mir scheinen sie eher die
staatlich-repressive Kehrseite der Wertmedaille zu sein - also genuin
anti-emanzipativ.

Wieso denn das? Ist es anti-emanzipativ, wenn man Dank sozialer
Sicherungssysteme sich mehr auf seine Selbstentfaltung konzentrieren kann?
Ganz im Sinne der andernmails diskutierten Zeitsouveränität ist das doch,
oder? Wobei bei ihrer aktuellen Gestaltung davon natürlich schon fast nicht
mehr die Rede sein kann.

 > * Was genau sind die Eigenschaften der Wertvergesellschaftung im
 >   vokabular Freier Kooperation? Eine erste Formulierung könnte so
 >   aussehen:
 >
 >     Die Wertvergesellschaftung ist eine gesamtgesellschaftliche
 >     verdeckte Kooperation mit Zwangsmitgliedschaft unter
 >     existentiellen Bedingungen mit verselbstständigten Regeln.
 >
 >   Das genauer anzugucken wäre vielleicht eine Möglichkeit Wertkritik
 >   mit Freier Kooperation ins Gespräch zu bringen

Jep.

Dazu hatte ich einen Text angefangen aber bin immer wieder steckengeblieben,
deswegen jetzt der Ich-Text.

Grüße, Benni
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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