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Re: [ox] Freie Kooperation & Wertkritik



Hi Hans-Gert!

Last week (10 days ago) Hans-Gert Graebe wrote:
SMn schrieb
Ich habe mir nun das Konzept Freier Kooperation angeschaut um meine
ursprünglichen Fragen an das Arbeiten erklärt zu bekommen. Auf den ersten
Blick ist es offensichtlich: Lohnarbeit ist erzwungene Kooperation, da der
Scheidungspreis nicht stimmt. Wenn ich kündige, bin tendenziell immer ich
der Gelackmeierte, weil meine Arbeitsergebnisse weiter Profit abwerfen aber
ich nicht weiter meinen Lohn erhalte.

Das ist letzlich die Sichtweise des ungerechten Lohns, den der
Arbeiterbeweguns-Marxismus und die Sozialdemokratie incl.
Gewerkschaften vertreten und die die Krisis so vehement - und zu Recht
- - kritisiert.

Ich würde sagen, daß es hier letztlich um das *Eigentum* an deiner
Arbeitskraft - oder in diesem Fall: deinen Arbeitsergebnissen - geht.
Dein Unbehagen stammt daher, daß du meinst, dein Eigentum nicht
gerecht hergetauscht zu haben.

Oekonux-logisch würde ich da mit völlig anderen Kategorien rangehen.
In der Freien Software gibt es kein Eigentum im bürgerlichen Sinne -
auch kein Gemeineigentum würde ich übrigens meinen. Und in diesem
großen Pool von Nicht-Eigentum geht auch deine Mühe ein. Da es nicht
um Eigentum geht machst du dir auch keine Sorgen um irgendeinen
gerechten Lohn. Die Dinge fließen eben einfach.

...
Ist es nicht auch (und sogar stärker?) der
Wettbewerbsgedanke, das "ich bin besser als du", "du bist der
Angeschmierte, hast für mich was gemacht und nun nichts davon", was
Benni hier aufstößt und aus dem die kooperative Weise, FS zu
produzieren, (etwas) die Luft nimmt? Das ginge aber tiefer ans
"Eingemachte" als der Eigentumsbegriff, denn auch ein großer, nicht
wertförmig organisierter Teil etwa des Wissenschaftsbetriebs gründet
sich auf dem Prinzip des Wettbewerbs.

Nun, ich finde es immer schwieriger, irgendetwas im
Wissenschaftsbetrieb als *nicht* wertförmig organisiert zu sehen.
Gerade heute, konkurrieren doch alle um die (in aller Regel) immer
knapper werdenden Töpfe und auch wenn der Kernbereich vielleicht noch
nicht völlig wertdurchseucht ist - d.h. es werden noch nicht immer nur
einzelne Ergebnisse bezahlt -, so setzt sich die Konkurrenzlogik eben
doch schon sehr stark durch. Und damit ist natürlich auch die ganze
Hauen-und-Stechen-Mentalität der Konkurrenz um knappe Ressourcen
sofort da - incl. der Verknappung von Erkenntnis und von
Nicht-Kooperation mit potentiellen KonkurrentInnen.

Wenn ich mir dagegen die Sonntagsreden anhöre, die über Wissenschaft
auch heute zuweilen noch gehalten werden, dann ist da von großartiger
internationaler Kooperation die Rede - und es gibt wohl auch immer
noch WissenschaftlerInnen, die das praktizieren. Und wenn du in der
Wissenschaft - oder in der Freien Software - an einem bestimmten
Ergebnis interessiert bist, ist es dann nicht zweitrangig, wer nun
aufbauend auf den Arbeiten anderer dieses Ergebnis konkret erzielt?


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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