Re: [ox] WOS2 -- Wohlstand
- From: Thomas Uwe Gruettmueller <sloyment gmx.net>
- Date: Sun, 4 Nov 2001 04:18:41 +0100
Hi, Dirk!
On Saturday, 3. November 2001 00:42, Dirk Herrmann wrote:
Güter in Warenform (=Produkte?) sind tatsächlich knapp, denn
wer soll denn alternativ die anfallenden Kosten des
Unternehmens decken, dass diese bereit stellt ?
Du unterscheidest Entwicklung und Herstellung nicht genug.
Wenn es um Unternehmen geht, die ein Produkt nur herstellen und
nicht entwickeln, dann ist das Produkt knapp, da jedes
Unternehmen nur eine bestimmte Herstellungskapazität hat. Wenn
so viele Unternehmen das Produkt herstellen, daß die Anzahl der
hergestellten Exemplare deutlich über dem Bedarf liegt, so
können diese nicht mit Gewinn verkauft werden, es geht ein
Unternehmen bankrott, und die Anzahl ist wieder kleiner oder
gleich dem Bedarf.
Bei M$ handelt es sich um ein Unternehmen, das in seine Produkte
in erster Linie Entwicklungsarbeit einbringt. Das Herstellen ist
also nicht das Hauptaktionsfeld von M$. Dennoch finanziert M$
die Entwicklungsarbeit durch den Verkauf von bunten Pappkartons
mit CD drin zu tausend Mark das Stück. Damit dies klappt, müssen
die Produkte durch IPR künstlich (d.h. nicht wie im Fall davor
durch den Markt) verknappt werden. (Da nahezu jeder PC-Benutzer
CDs selbst herstellen kann und bunte Kartons im Rahmen von
Müllvermeidung verzichtbar sind, kann man hier übrigens nicht
von der Gültigkeit des oben genannten Mechanismus ausgehen.)
Wovon soll MS
seine Programmierer bezahlen, wenn keiner mehr eine müde Mark
für MS-Software bezahlt, nur weil die Grenzkosten der
Verfielfältung bei digitalen Produkten nunmal Null sind ?
Die Herstellung einer Windoof-CD ist so billig und mit
CD-Brennern so einfach, daß das nahezu jeder selbst machen kann.
Dies untersagt jedoch M$, um die Entwicklung zukünftiger
Produkte durch Preise, die deutlich über den Herstellungskosten
liegen, querzufinanzieren. Es geht aber nicht um die
Finanzierung der Entwicklung der Version, die gerade
herumkopiert wird.
Tatsächlich könnte, wenn keiner mehr einen müden Euro an M$
bezahlen würde, M$ seine Programmierer nicht mehr bezahlen. D.h.
die Weiterentwicklung von M$-Software könnte nicht mehr durch M$
erfolgen. Aber wozu? Wenn alle zufrieden sind, selbst entwickeln
wollen oder lieber Geld an ein anderes Softwareunternehmen
bezahlen, warum muß dann gerade M$ diese Software
weiterentwickeln?
Betrachten wir einmal Brot. Die Entwicklung des Brotes ist seit
Jahrhunderten abgeschlossen. Jeder darf Brot herstellen, und
alle sind über die Qualität des Brotes recht zufrieden. Warum
also sollte man einem einzelnen Konzern ein Monopol auf die
Herstellung von Brot (oder auch nur einer Brotsorte) erteilen,
damit dieser durch überhöhte Preise die Entwicklung besseren
Brotes querfinanzieren kann? Dies scheint absurd bei Brot, nicht
aber bei M$; gibt es also einen Unterschied oder ist das
Gewöhnungssache?
Tschüß,
Thomas
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