Re: [ox] Zur Kritik der Freien Kooperation
- From: Benni Bärmann <benni obda.de>
- Date: Thu, 4 Oct 2001 19:38:15 +0200
Hallo Ralf und Mitleser,
On Thu, Oct 04, 2001 at 06:20:41AM -0400, RalfKrae aol.com wrote:
"Es ist eine andere Sprache, eine andere Diskurs- und Theorieform. Btw auch
nicht die Meine. Wenn ich nur feststelle: Das ist nicht so, wie ich es haben
will ("nebulös": es ist kein scharf-analytischer Text), dann habe ich nix
davon."
Das läuft aber hier auf eine Immunisierung gegen Kritik hinaus.
Das Gegenteil ist wahr. Auf einem Stil zu beharren, z.B. einem
"wissenschaftlichen" ist eine Immunisierung gegen Kritik. Das wäre der Fall,
wenn Christoph oder sonstwer nur nicht-wissenschaftliche Kritik an seinem
Text zulassen würde.
btw erfüllen Christophs alle formalen Vorraussetzungen für einen
wissenschaftlichen Text, Nennung der Quellen von Zitaten, etc...
Und außerdem
muss es als Kritik möglich sein, festzustellen, dass ich mit diesem aus
meiner Sicht feuilletonistischen und eben nicht theoretischen, nach
irgendwelchen Kriterien wissenschaftlich kritisierbaren, Stil, einfach
Probleme habe, weil eine ernsthafte Auseinandersetzung damit schwierig ist,
weil nicht klar gesagt wird, wie etwas denn nun gemeint ist.
Ja, das ist erlaubt. Du hast damit Probleme. Nur ist es zwar erlaubt, Deine
Probleme zu verallgemeinern, nur darfst Du dann auch anderen nicht
verbieten, dass nicht als Argument gelten zu lassen.
Wenn man ein Beispiel aus der Kindererziehung nimmt, muss man auch über
Kindererziehung diskutieren in der Kritik und Antikritik.
Das sehe ich auch so.
Und m.E. ist es
einfach Unsinn, Kriterien der FK an das Eltern-Kind-Verhältnis anzulegen bei
kleineren Kindern. Und da dieses Verhältnis auch mit Demokratie wenig zu tun
hat, taugt es sowieso nicht als Beispiel für "Herrschaftspropapganda im
demokratischen Zeitalter".
Was mit Demokratie zu tun hat und was nicht ist selbst schon wieder Teil der
demokratischen Propaganda. Beliebtestes Beispiel ist, dass Marktwirtschaft
nur dann etwas mit Demokratie zu tun hat, wenn der Markt wo durchgesetzt
werden soll, aber nicht umgekehrt, wenn im Markt demokratisiert werden soll.
Mit kleinen Kindern kann man nicht ernsthaft
diskutieren
"ernsthaft diskutieren" ist keine Vorbedingung für FK. Ich kann mich auch
ganz banal und irrational streiten, dass ist trotzdem Verhandlung. Du
verwechselst da jetzt irgendwie FK mit Zivilgesellschaft oder Habermaßschem
Kommunikationskram oder so.
Im Alienbuch gibt es ein sehr schönes Beispiel: Da wird der "Babyblues" -
also das Mütter nach wenigen Tagen ein Problem mit der Beziehung zu ihrem
Neugeborenen kriegen - als erstes Beispiel von FK geschildert.
"Die FK spricht doch nicht von "Regellosigkeit". Im Gegenteil: Es geht um
Regeln, aber eben solche, die zwischen den Beteiligten vereinbart werden und
nicht sakrosankt sind."
Aber im realen Leben befolgen wir in jeder Minute zig Regeln, ohne das
überwiegend überhaupt zu reflektieren, und es ist völlig illusorisch und
kontraproduktiv, das so undifferenziert zu verlangen.
Ich sags nochmal. Beim ersten Mal ist es ja scheinbar nicht bei Dir
angekommen: Auch unter Bedingungen FK sind 99% aller Regeln nicht
hinterfragt. Es geht ja nur um die problematischen Regeln. Die müssen eben
hinterfragt werden. Wenn wir das sowieso jeden Tag immer alle und völlig
unreflektiert tun, dann ist das eben gar kein Fall in dem FK zum Zuge kommen
muß. Das funktioniert dann ja auch von selbst ganz herrschaftsfrei. Wenn
aber jetzt jemand anfängt darin ein Problem zu sehen, hilft es auch nichts
zu sagen, wir haben das aber schon immer so gemacht, dann muß man sich eben
damit auseinandersetzen.
Man muss sich
konzentrieren auf bestimmte Regeln, die man ändern will und damit faktisch in
Kauf nehmen, die meisten anderen erst mal gelten zu lassen, weil sonst kommt
man überhaupt nicht weiter.
Das ist eine rein taktische tagespolitische Frage. Die sagt über die
Strategie garnichts aus. Das kann man auch unter einer FK-Strategie so
handhaben.
Grüße, Benni
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