Re: [ox] Der wilde Dschungel der Kooperation
- From: RalfKrae aol.com
- Date: Thu, 4 Oct 2001 16:39:36 EDT
[1 <text/plain; ISO-8859-1 (quoted-printable)>]
Hallo Stefan Mz. und alle,
falsch finde ich an dem Text die Position, die bürgerlich-kapitalistische
Gesellschaft insgesamt und komplett als durch Warenform und Verwertung
strukturiert zu betrachten, stattdessen wirken in verschiedenen sozialen
Bereichen und Zusammenhängen auch andere Logiken und dominieren da z.T.,
wiederum ohne die gesamtges. Dominanz des Kapitals aufzuheben.
Damit hängt dann zusammen die abstrakte Gegenüberstellung einer Gesellschaft,
die dadurch gar nicht mehr, sondern durch freie Kooperation strukturiert ist.
M.E. wirken in realen Gesellschaften verschiedene Logiken in
widersprüchlicher Weise zusammen, wobei eine i.d.R. gesamtges. dominiert
(heutzutage die kapitalistische). Nur so kann ich mir auch eine andere,
nichtkapitalistische Gesellschaft und den Übergang dahin vorstellen: als
widersprüchlichen Prozess dahin, dass solidarische und demokratische
Gestaltung dominieren, was nicht ohne erhebliche Veränderung von
Eigentumsverhältnissen usw. geht. Aber absehbar geht es m.E. nicht um eine
Gesellschaft "ohne Ware, Wert, Geld, Markt und Staat", sondern mit all dem,
aber in sehr veränderten Verhältnissen zueinander.
Etwas ärgerlich finde ich in dem Zusammenhang Punkt (25) (wie auch ähnliche
Aussagen bei Spehr), weil um umfassende zentrale Steuerung wie im real
existiert habenden Sozialismus geht es dabei nicht, sondern um Rahmenplanung
und Steuerung, die sich auf die Entwicklung bestimmter strategisch wichtiger
allgemeiner Produktions- und Lebensbedingungen beschränkt und nicht den
Anspruch hat, alles zu planen.
Die Beschreibung einer "freien Gesellschaft" in Punkt (30) sind m.E. im
wesentlichen bloß schöne Worte, die nichts darüber aussagen, wie eine solche
Gesellschaft tatsächlich organisiert sein könnte, bzw. ob das so
widerspruchsfrei möglich ist. Ich behaupte, ist es nicht. Denken kann man
sich viel, auch dass zentrale Planung a la Realsoz. besser, krisenfreier etc.
funktioniert als Kapitalismus. Wurde ja auch behauptet, und die typisch
kapitalistischen Krisen gab es da auch nicht. Aber andere, letztlich
schwerwiegendere.
Haben wir schon mal diskutiert und brauchen wir nicht zu wiederholen, ich
wollte es aber trotzdem noch mal anmerken. Auf der theoretischen Ebene teile
ich Stefans Kritik an Spehr, dass personale Kooperation und
gesamtgesellschaftliche unterschieden werden müssen (wobei ich für letzteres
"Kooperation" für keine geeignete Bezeichnung halte). Aber es muss auch
unterschieden werden die Gesellschaft in der widersprüchlichen Totalität
ihrer vielfältigen Bestimmungen von Kapitalismus oder von
Wertvergesellschaftung im engeren Sinne der Bezeichnung einer bestimmten
Logik der Vergesellschaftung, die aber auch im Kapitalismus nie die einzig
relevante ist.
Viele Grüße
Ralf Krämer
Fresienstr. 26
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[2 <text/html; ISO-8859-1 (quoted-printable)>]
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