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Re: [ox] Re: Kapitalismus ohne Monopole?



Hallo Thomas und andere "Konkurrenten",

sorry, hab die Mail übersehen. Ist ja schon ´ne Weile her. Vielleicht ist es
aber dennoch interessant. Ich quote wegen dem zeitlichen Abstand mal etwas
ausführlicher, ich hoffe ihr seht mir das nach.

On Wed, Aug 29, 2001 at 06:27:03AM [PHONE NUMBER REMOVED], Thomas Uwe Gruettmueller wrote:
1. Freie Software wird erstmal nicht dem Kapitalismus,
sondern dem Monopolkapitalismus etwas anhaben.

Nach meinem Verstaendnis - es mag falsch sein - ist ein
Kapitalismus ohne Monopole ein Ding der Unmöglichkeit. Das
Kapital hat doch quasi so einen inneren Magnetismus eingebaut,
der es dazu verleitet, sich mit seinesgleichen
zusammenzuballen eben weil man mit viel Kapital noch mehr
Kapital generieren kann und mit wenig eben nur wenig und was
ist das anderes als die quasi automatische Herausbildung eines
Monopols.

Hierzu hat Stefan eine klasse Idee geliefert:

"Hierzu" kann ich da nicht finden. Das hat doch nix miteinander zu tun. Du
gehst überhaupt nicht ein auf mein Kernargument, das sich Monopole
automatisch rausbilden.

On Sunday, 26. August 2001 18:37, Stefan Merten wrote:
| Daß sie Konkurrenz systemlogisch erzwungen wird ist ein
| Problem. Darauf können wir uns verständigen. Inwieweit
| Konkurrenz aber jenseits *sportlichen* Wettstreits sinnvoll
| sein kann - zumindest auf einer gesellschaftlichen Ebene (um
| mal den ganzen Psycho-Kram kurz draußen zu lassen ;-) ) -, das
| sehe ich noch nicht.

Wie wäre es denn mit einer Form des Kapitalismus, in der 
Konkurrenz einen sportlichen Wettstreit darstellt? 

Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Konkurrenz im Kapitalismus ist notwendig
eine Konkurrenz um das universelle Kontrollmittel Kapital. "Sportlicher"
Wettstreit würde bedeuten, dass das, was es in der Konkurrenz zu erringen
gäbe nicht wirklich wichtig wäre, sondern nur "Spielgeld". Wenn Geld
Spielgeld wäre, gäbe es aber keinen Kapitalismus mehr.

Es gibt allerdings wohl schon Branchen und Zeiten in denen
Monopole stärker sind und solche, in denen sie schwächer sind.
Die wichtigste Größe dabei ist wohl der Innovationsgrad.

Das war früher so. Ein hochtechnisierter Papierhersteller kann 
wohl Konkurrenten ausschalten, aber nicht alle, sonst kommt das 
Kartellamt.  

Das Kartellamt kommt aber nicht, wenn das das Produkt 
urheberrechtlich oder patentrechtlich geschützt ist. D.h. man 
kann heute nicht mehr Monopolist in der Herstellung von 
rechteckigem Zellstoffpapier werden, wohl aber von exotisch 
zugeschnittenem oder mit verschiedenen Materialien beschichtetem 
Papier.

IPR sind - was Monoople angeht - nur eine ganz spezifische Form von "PR"
also Eigentumsrechten. Jedwede Eigentumsrechte werden dazu benutzt um
Monopole zu bilden. Ob jetzt intellektuelles Kapital oder reales angehäuft
wird ist da nur eine Nuance. Heutzutage, wo IPR immer wichtiger wird, mag es
so scheinen, dass diese die Ursache von Monopolen sind, aber das ist IMHO
ein Irrtum.

Das Kartellamt ist nur dafür da die schlimmsten destruktiven Auswirkungen zu
verhindern und ist im Zeitalter der Globalisierung völlig ineffektiv.

Ich hab Dir ja auch schonmal im Chat gesagt, dass ich Deine Argumentation zu
legalistisch finde. Um es (möglicherweise zu) platt auszudrücken: Die
Gesetze sind die Gesetze des Kapitals.

In
hoch innovativen Industrien haben Monopole quasi noch keine
Zeit sich herauszubilden. Wobei mir da jetzt nicht ganz klar
ist, was Ursache und was Wirkung ist...

versteh ich nicht.

Ich bin mir nicht sicher, ob in "jungen" Industrien die hohe Innovationsrate
zu den vielen kleinen Firmen führt oder die vielen kleinen Firmen zur hohen
Innovationsrate. Wahrscheinlich beides.

Grüße, Benni
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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