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Re: [ox] notizen zur keimform



Hellau!

"Glatz" <lo.sen.glatz chello.at> said

"Die Epochen der Produktivkraftentwicklung bestimmen die Formen der
Vergesellschaftung". (aus: Gegenbilder 5.2.)

... Für mich schon immer unmöglich war auf diese Weise die Erklärung
Herausbildung feudaler Strukturen in der römischen Gesellschaft.

Warum denn?

Eine weitere Folge der Auffassung ist m.E. tatsächlich eine gewisse
nachträgliche "Sinnstiftung" für die kapitalistischen Gräuel.

Das sehe ich nicht als zwingend an. Durch die Darstellung von
Zusammenhängen hat man noch keinen Sinn gestiftet, nicht mehr Sinn
jedenfalls als man einem wilden Baum oder Strauch durch Essen der von
ihm hervorgebrachten Frucht stiftet. Es heißt ja nicht, daß jemand die
Gesellschaft nach einem Konzepte entwickelt, also den Erscheinungen
der Entwicklungsstufen und so einen Sinn gegeben hätte. Und wenn sie
ihn vorher nicht hatten, dann kann man ihn ihnen auch im Nachhinein
nicht zuschreiben.
(Wenn ich beim Überqueren eines Baches von Stein zu Stein hüpfe, dann
heißt das noch lange nicht, daß die Ankunft der Steine auf ihrem Platz
im Nachhinein einen (diesen) Sinn erhält. Wenn aber jemand diese
Steine bewußt gestreut hat, dann haben sie sehr wohl einen Sinn; wenn
er sie verloren hat nicht. Oder?)

Bis mir wer das Gegenteil erklärt, bleibe ich dabei, dass "Freie
Software"
keine "Keimform" ist (mit den Einschlüssen, die ich in meiner ersten
Mail
dazu genannt hab), sondern eine (sehr weitgreifende)
Handlungsmöglichkeit
für den Bruch mit der Wertvergesellschaftung. Andererseits ist sie
als
schlichte Open Source-Software ein Ergebnis der
"Verwissenschaftlichung" der
kapitalistischen Produktion, das auch in den kapitalistischen
Verwertungsprozess eingebunden werden kann und wird (siehe zuletzt
Sabines
Mail).

Das klingt wie die Frage nach der Rolle des Handels- und
Wucherkapitals, welches sich ja auch hervorragend in den Feudalismus
integriert hat, während es natürlich gleichzeitig eine
Handlungsmöglichkeit für den Bruch mit der persönlichen Abhängigkeit
und der damit verbundenen typisch-feudalistischen Ausbeutung
darstellte.
Würdest Du das als Keimform sehen?

Wenn sich die Keimform nicht "einbinden lassen" würde, dann müßte sie
ja ihren eigenen Nährboden hervorbringen (oder einen anderen
finden-??), sonst könnte sie ja nicht weiterkeimen.

Vielleicht bietet Freie Software aber auch beträchtliche
Handlungsmöglichkeiten für eine postkapitalistische Gesellschaft,
die
keineswegs herrschaftsfrei ist, sondern eine neue Art
quasipersonaler
Abhängigkeiten von Technokratien hervorbringt.

Wie stellst Du Dir das vor?

Wozu es kommt, ist, soweit ich mir das jetzt zusammenreime,
keineswegs von
einer "Epoche der Produktivkraftentwicklung" "bestimmt", sondern von
gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, von denen die "PKE" nur ein
(wie
großer?) Teil ist.
Hm, aber würdest Du nicht sagen, daß das, was da rauskommt, nicht doch
auch vom Niveau der Produktivkraftentwicklung zumindest abhängt?

Gruß,
Casimir.


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