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Re: [ox] notizen zur keimform



-------[Umweltbewußtsein und Materie <=> Bewußtsein]-------

Hallo!

Benni Baermann kommt nach einem philosophischen Diskurs über
materiells und ideelles zu folgendem Schluß:

... Will sagen: Im Prinzip lassen sich zwar alle
geschichtlichen Bewegungen auf materielle Ursachen zurückführen doch
entwickeln sich eben mit der Zeit auch Ideen und diese
verselbstständigen sich nicht nur in dem marxschen Sinne (modulo
mein mangelhaftes Verständnis von Marx natürlich), dass sie
der eigentlichen materiellen Bewegung im Weg stehen, sondern eben
auch in dem Sinne, das sie ihre eigene Dynamik gewinnen, die eigenen
Gesetzmäßigkeiten folgt, so dass schliesslich auch eine Rückwirkung
dieser ideelen Sphäre auf die materielle Sphäre wieder möglich ist.

Konnte mir bis hierhin noch jemand folgen? Macht das Sinn?

Vielleicht mal ein Beispiel, das jeder kennt: In der Ökologiedebatte
war ja immer viel von der Notwendigkeit eines "Umweltbewusstseins"
die Rede. Das ist natürlich ein rein ideeles Konzept. Das das
alleine nicht reicht, zeigt z.B. mal wieder Ch. Spehr sehr gut
("Ökofalle", etc...) aber auch schon einfache empirische
Untersuchungen in denen man festgestellt hat, dass faktisch die
Leute mit dem ausgeprägtesten Umweltbewusstsein die Umwelt am
meisten verschmutzen (aufgrund ihrer materiellen Situation). Aber:
Offensichtlich wird da ja schon etwas _bewirkt_. Es hat sich ja in
den letzten Jahren einiges bewegt (wenn auch natürlich nur viel zu
wenig usw, brauchen wir vielleicht jetzt auch nicht diskutieren mir
geht es nur um das erklärende Beispiel). Also obwohl
"Umweltbewusstsein" eigentlich konkret personal nicht wirkt, wirkt
es gesamtgesellschaftlich dann doch wieder irgendwie.

Aber gerade beim Beispiel Umweltbewußtsein wird doch (in meinen Augen)
sehr deutlich, daß das Bewußtsein allein so gut wie gar nichts
bewirkt.
- Äußerungen, ja sogar recht weitreichende Überlegungen und Warnungen
gibt es doch sicher schon lange (ich war z.B. einmal überrascht, wie
explizit und "aktuell" die Gedanken von John-Stuart Mill sind!). Und
was hat es genützt?
- Jetzt ist die Welt trotzdem (schon fast) im Eimer (materielle
Verhältnisse), aber das Umweltbewußtsein ist immer noch nicht stark
genug, auch nur eine Wende im "Gesamt-Bewußtsein" durchzusetzen,
geschweige denn den realen (materiellen) Zustand der Umwelt in
irgendeiner Weise nachhaltig zu verbessern.

Insofern hat das Beispiel für mich wahrscheinlich doch eher Verwirrung
gestiftet... --?

Gruß,
Casimir.


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