Re: [ox] Re: Un(?)fähigkeit zur Selbstentfaltung
- From: Steffen Schwigon <ss5 ophon.sax.de>
- Date: 10 May 2000 01:09:36 +0000
Generell erstmal viel Zustimmung, ohne das hier nochmal unter jeden
Absatz drunterzuschreiben.
Trotzdem noch ein paar Bonus-Kommentare (==off-topic):
Thomas Uwe Gruettmueller <sloyment gmx.net> writes:
Hm, daran zweifle ich allerdings etwas. Ich beobachte oft, daß
Programmierer untereinander in ähnlichen Strukturen denken, aber diese
Denkstrukturen überhaupt nicht nach außen transportierbar sind.
Das Hauptproblem sind vor allem die Fachwörter.
Ich denke, das Problem liegt eher in der unterschiedlich starken Art,
ein Problem abstrahieren zu können. Deswegen gibt es soviel
leistungsfähige aber unverständliche Branchen-Software von
Informatikern und gleichviele schwächere aber verständliche
Branchenlösungen von Branchenkennern, die keine Informatiker sind,
nicht aber die Kombination "leistungsfähig" und "verständlich".
(Und daß außerdem mit "schwacher" *und* "unverständlicher"
Software am *meisten* Geld verdient wird, ist noch eine ganz andere
Sache... :-)
Ich steige dann aus meinen Tiefen auf und werde immer verwaschener und
ungenauer in meinen Aussagen, und irgendwann, wenn ich eigentlich
selber nichts mehr mit meiner eigenen unkonkreten Aussage anfangen
kann, dann, hoppla, verstehen sie mich plötzlich.
Das ist ein guter Anfang. Von dort ab müßtest du dann wieder weiter
ins Detail gehen.
Gelingt mir nicht. Ich bleibe schwammig nach außen und "innen" konkret.
Diese Arbeit wird mehr oder weniger verschwinden, so daß die
Leute einmal vor der Wahl stehen werden, entweder schöpferisch zu
arbeiten oder gar nicht zu arbeiten.
Tja, sowas wollen wir ja alle eigentlich schon immer. Aber irgendwie
fehlt mir da der Optimismus, aber das sagt ich ja schon mal. :-)
Problematisch wird es erst, wenn jemand so
schöpferisch ist, daß seine eigenen Werke, sogar seine eigenen
Gedanken so unterhaltsam für ihn sind, daß er keine Langeweile mehr
empfinden kann.
Gibt's sowas? Und gibt's dafür ein Fachwort unter dem ich dazu was
nachschlagen kann. Das habe ich ja noch nie gehört, daß jemand *keine*
Langeweile empfinden kann, klingt aber interessant.
Was mich an dem "Elite"- Begriff stört, ist, [...]
"Elite" ist definitiv das falsche Wort gewesen, weil es schon
vorbelegt ist mit "Charlie Sheen"-oiden Elite-Einheiten-Filmen,
Eliteschülern, und so weiter.
Ich hatte ihn gewählt, weil ich durchaus die Fähigkeit zur
Selbstentfaltung als besondere Eigenschaft sah. Egal, ich will daraus
ja keine Riesen-Theorie bauen, deswegen brauche jetzt auch nicht mehr
nach einem neuen Begriff zu suchen.
Wenn es dann noch so weit geht, daß man "die Elite" in
Spezialschulen verfrachtet, hat noch nicht einmal die Allgemeinheit
etwas davon, d.h. die stärkeren Schüler können den schwächeren schon
durch die räumliche Trennung keine Hilfe anbieten und sie ebensowenig
an kulturellen Beiträgen teilhaben lassen.
Das ist tatsächlich eine furchtbare Entwicklung, die nach meinem
Eindruck auch immer mehr verschärft wird, indem man z.B. zunehmend
früher für seine Kinder einen der vielen Wege durch das elend
verkomplizierte Schulsystem wählen muß. Man will, daß seinem Kind
später nichts verwehrt wird, aber ich wollte meine Kinder (wenn ich
welche hätte) nicht in der 4.Klasse von den Freunden wegreißen und in
eine "elitäre" Schule stecken. Macht man das aber nicht, dann denkt
die restliche Gesellschaft gleich, daß es ein Looser-Kind ist, daß den
hohen Anforderungen nicht genügt usw. usf.
Dann lieber Deine oben beschriebene Zusammenarbeit verschieden starker
Kinder. Da lernen sie wenigstens das Zusammenleben. Und auch die
"schwachen" sind früher irgendwie durch die 10.Klasse-Abschlußprüfung
gekommen. Da kriegen sie wenigstens etwas Selbstvertrauen, weil sie
eigentlich alle gleichwertig sind. Und nach einer schlechten Note
fragt später niemand mehr.
Jetzt treffe ich immer häufiger jüngere Jugendliche, die noch nie eine
Prüfung geschrieben haben, weil die nach der 8. Klasse raus sind. Die
sind von Anfang an "weniger wert". So ein Quatsch, so ein Blödsinn,
davor hab' ich Schiß, wenn's mich mal als Elternteil betreffen sollte.
Egal, Schluß mit off-topic. Wird schließlich alles archiviert auf
teuren Speichermedien.
GreetinX
Steffen
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Steffen Schwigon
<schwigon innocent.com>
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http://www.oekonux.de/