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Re: Unfähigkeit zur Selbstentfaltung (war: [ox] Paper Linux-ist-wertlos)



Hallo Steffen,


Inzwischen haben wir selber eine Tochter und spaetestens seit den ersten
Tagen mit ihr weiss ich, dass die Kinder neugierig, aktiv, nach
Selbstentfaltung draengend geboren werden

Ja. Kann ich auch, zumindest aus Beobachtungen, bestätigen, allerdings
nicht aus ur-eigener Erfahrung. :-)

Dieses Argument ist nicht ganz astrein, natürlich kennt auch jede/r
Kids, die fast von Anfang an ziemliche _Miststuecke_ sind... 
Aber ich denke doch, dass ein geeignetes Umfeld da ganz anders wirken
wuerde, als das heutzutage vorherrschende. Auch die Stimmung der Eltern
ist da ganz wichtig. Wir merken selber, daß wir in den letzten 10
Jahren, ziemlich viel gestresster sind. Wir federn das ganz gut ab, aber
wir sehen auch, wieviele Kinder darunter leiden. 

Dies wird immer einer Elite vorbehalten sein und es wird immer
irgendjemanden aus dieser kleineren elitären Menge geben, der sich
die Unfähigkeit zur eigenen Meinung und Selbstentfaltung der anderen
zunutze machen wird, um seine eigene Selbstentfaltung zu betreiben.

Ich muß übrigens betonen, daß ich das ganze auch nicht toll finde. Ich
bin also nicht dafür, daß es so ist, ich stelle nur inzwischen für
mich fest, daß es scheinbar tatsächlich *eben so ist*.

Ja, das hab ich mir schon gedacht, daß Du das selbst nicht gut findest.
Aber das "so-Sein" hat halt immer die Eigenschaft, sich zu verändern; es
ist selbst schon nicht einheitlich. Und es ist normal, daß etwas, was
später dominiert, vorher nur in Keimen vorhanden ist, also "eben nicht
war". Das muß noch gar kein Grund für Pessimismus sein. 

Aber schon, daß Du das beschreiben kannst, zeigt, daß Du
gedanklich eine gewisse Distanz dazu hast. Im tiefsten Innern findest Du
das nicht gut (oder?) - also gehörst Du schon zu jenen, die darüber
hinaus sind.

Jep, das denke ich schon von mir. Allerdings denkt vermutlich jeder
von sich, daß er das richtige denkt. Meine eigene Selbstbewertung
taugt also nicht viel.

Es geht gar nicht ums _richtige_ Denken. Du stehst in DISTANZ zum
(schlechten) So-Sein. Dass Du in dieser Distanz bis Kritik stehst, macht
auch einen Teil der Realität aus, die "so ist". 
Es ist Deine Entscheidung, ob Du diese Distanz/Kritik in Dir drin
schmoren läßt, verdrängst und Dich zufriedengibst mit einer einigermaßen
erfolgreichen Anpassung - oder ob Du diese Distanz/Kritik zuläßt und
schaust, wozu sie Dich drängt. Das kann auch lange nichts Besonderes
sein. Ich denke es ist vor allem wichtig, sich diese Distanz/Kritik
nicht zuschütten zu lassen.

Vielleicht ist diese Erkenntnis ja auch gar nicht gut und ich stelle
irgendwann fest, daß ich nur anderen ein Ziel zu geben brauche und
schwupp laufen sie alle hinter mir her.

Ich glaube, das würde nicht funktionieren. Zumindest nicht mit Zielen,
die ich auch unterstützen würde. Mein Ziel - und ich denke, das steht
auf der Tagesordnung und ist nicht bloss ein Wunsch von mir - besteht ja
gerade darin, dass niemand mehr anderen hinterherlaeuft, sondern jede/r
seinen eigenen Interessen nachgeht und sich DABEI selbstbestimmt mit
anderen in Bezug setzt...

Was hält mich eigentlich davon ab? Sicher nicht die Erkenntnis als
solche. Erziehung? Das Fehlen von eigenen Zielen? Das Aufgeben von
eigenen Zielen zugunsten von irgendwas?

Tja, Zielgeben brauchst Du wirklich nicht. Was schon wichtig wäre, wäre
das Beibehalten der Distanz/Kritik und evtl. dies anderen im Alltag
vermitteln. Das hat bei mir immer ganz gut funktioniert, wenn ich meine
Tage z.B. in Umschulungen oder ABMs versaß. 

Ahoi Annette 


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*   Annette Schlemm			*
*   URL: http://www.thur.de/philo	*
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