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Wortwahl (was: [ox] Re: [ot:Linux-wertlos] Kommentar zu Abs. 47)



Hi Lutz!

8 days ago LutzH wrote:
On Wed, 26 Apr 2000 torsten_woellert web.de wrote:
In die Offensive gehen, aber wo? Wenn es irgendwo in der breiteren
Öffentlichkeit stattfinden soll, sollte man \"antikapitalistisch\" durch
\"emanzipatorisch\" umschreiben, meinetwegen auch durch irgendwas mit
\"Freiheit\", ansonsten hat man sofort die Kalten Krieger am Hals - und für
diese Art von Schlammschlachten ist das Thema zu schade.

Wieso zu schade? Ich glaube nicht, dass man den wahren Gehalt dieses
Aufsatzes, der für mich eindeutig antikapitalistisch ist, durch
Umschreibungen verwässern sollte.

Ich weiß nicht, ob eine Umschreibung eine Verwässerung sein muß. Ich
sage immer, daß es mir auf die Inhalte ankommt und nicht so sehr auf
die Labels, die auf den Inhalten draufbappen. Deswegen rede ich i.d.R.
z.B. nicht so gerne von "Sozialismus" sondern von "neuer
Gesellschaft".

In gewisser Weise sind das ja auch Fachsprachen, die wir - auch hier -
benutzen und selbst Worte wie "Entfremdung" bedürfen bei Publikum ohne
Vorkenntnisse schon einer Erläuterung.

Wenn die Zuhörer auf dem Kogress in
Stuttgart nicht bereits bei der "Verdammung" von ESR wissen woher der Hase
läuft, wäre der Vortrag ohnehin vergebens.

Ich mag die Leute aber gerne da abholen wo sie sind und versuche daher
meine Sprache an die Adressaten anzupassen. Beispiel ist das Abstract
von meinem Vortrag und Paper zum Vortrag (und auch der Vortrag
selbst). Im Abstract habe ich alle Register gezogen, um viele Inhalte
auf wenig Platz zu ballen. Im Paper / Vortrag habe ich mehr Raum und
möchte andere Leute ansprechen. Da habe ich mich mit Fachbegriffen
massiv zurückgehalten.

Bei vielen Leuten fällt halt schnell die Klappe, wenn sie von der
Sprache abgeschreckt werden - aus dem Computerbereich kennen sicher
viele dieses Phänomen mit weniger Computer-philen ZeitgenossInnen. Da
ich für meinen Teil aber gerade auch die Leute in der Linux-Szene
ansprechen möchte, wäre es mir wichtig, auf eine Wortwahl zu achten,
die zwar möglichst präzise ist, aber gleichzeitig möglichst wenige
abschreckt.

Ich hoffe auch, dass es nicht
so ist wie auf amerikanischen Linux-Sites, wo der Begriff "freedom" gleich
wütende "communism!"-Ausrufe hervorruft.

Na, diese Leute gibt es aber real - und warum soll z.B. ich mir meinen
Vortrag von solchen Leuten kaputtbomben lassen?


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan


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http://www.oekonux.de/



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