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Re: [ox] Linux auf dem Desktop



At 16:49 14.01.00 [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan wrote:

Mich würde mal interessieren, was sich die Debian-Leute, auf deren
Distribution das Corel-Linux basiert, dabei gedacht haben. Die gelten ja

Ob sie die "freie Assoziation" im Sinn haben oder nicht ist doch völlig
egal, solange sie sie praktizieren (ob Debian das macht weiss ich
allerdings nicht), ebenso wie doch die Glaubenskriege z.B. zwischen der FSF
und der OSI (wobei mir beide Standpunkte einigermassen suspekt sind) doch
solange bedeutungslos, wie sie das 'richtige' praktizieren. 

Nein, das ist nicht egal!! Du brauchst einen _Begriff_ von der Sache, um
die es geht, sonst kannst Du sie nicht adäquat denken. Und schief
gedacht rutscht Dir die Sache bald durch die Hände. Aber gut, deswegen
gint's ja Oekonux: Das, was ist, auf den Begriff bringen - IMHO.

Der Kapitalismus funktioniert begriffslos ganz prima, nach seinen
Kriterien. Ein Vorbild ist er natürlich nicht. Aber geschichtsmächtig wird
letztlich doch die konkrete menschliche Praxis, nicht der Begriff als
solcher. Worin genau die Gefahr liegt: Ohne Begriff ist die Praxis immer in
Gefahr, auf's alte zurückzufallen.  

Man ist halt doch Materialist... 

...und weiss es besser als die "praktisch frei assoziierten Hacker",
behält's aber lieber für sich? Begriff und realer Prozess (=materielle
Grundlage des Begriffs) stehen nicht gegeneinander - so mal
materialistisch gedacht.

Ich glaube nicht, dass ich es besser weiss als die Hacker. Die Tatsache,
das sie sich frei asoziieren, und zwar nicht (nur) weil sie es für
politisch richtig halten, sondern weil sie merken, das es für die
Befriedigung ihrer Bedürfnisse besser ist, ist doch ein Erkennen.
'Aufklärung' findet hier *in der Praxis* statt, im Gegensatz zum
Agitprop-Modell, wo Theoriezirkel per Flugblatt oder ähnlichem dem
revolutionären Subjekt die wahre Linie verkünden. Natürlich ist es wichtig,
einen Begriff seiner Praxis (oder von was auch immer, ohne Begriff läuft
nichts) zu haben, aber der kann nicht von der theoretischen Avantgarde
verkündet werden, sondern muss selbst gefunden werden. Trotzdem habe ich
nicht vor, mir im stillen Kämmerlein meine Gedanken zu machen und
irgendwann zu sagen, ich hab ja immer gewusst. 
Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich möchte hier niemandem Avantgardismus
vorwerfen, sondern versuche nur einige spannende Punkt aufzugreifen.
 
Problematisch wirds natürlich, wo sich die Praxis
aufgrund der 'Ideologie' ändert, was IRL leider dauernd passiert. Um bei
deinem Beispiel zu bleiben: Ob die FSF meint, nichts gegen den Kapitalismus
zu unternehmen, ist solange egal, wie sie es trotzdem tun. Wenn sie aber
anfangen, z.B. die GPL zu verändern, ist das schon ungünstig.

Die "Glaubenskriege" sind genau wegen dieser Gefahr überhaupt nicht
egal. Natürlich kommt nix bei raus, weils eben nur um "Glauben" geht.

Genau das wollte ich doch sagen!

so long
Henrik


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