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[ox] Interview mit Alan Cox



Hi once more!

Einen habe ich für heute noch aus der c't 25/99 (S. 34). Ein Interview
mit Alan Cox - noch einer wichtigen Person für Linux. Im Web unter
`http://www.ix.de/ct/99/25/004/' zu finden.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan

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c't 25/99, S. 34: Interview mit Alan Cox



Dr. Oliver Diedrich

In den Tiefen des Kernel
Interview mit Linux-Entwickler Alan Cox

Stargast des zweiten Bremer Linuxtages Ende November war Alan
Cox, einer der zentralen Kernel-Entwickler. Am Rand der
Veranstaltung konnte c't mit ihm sprechen.

c't: Wie bist du zu Linux gekommen?

Cox: Ganz ohne Absicht. Ich entwickelte
damals ein Multi-User-Spiel namens AberMUD auf einem
Unix-Rechner. Dann wurde 386BSD angekündigt, und ich entschied,
dass ich jetzt auch auf einem PC arbeiten könnte. Zu der Zeit
erschien auch die erste Linux-Release. Linux benötigte keinen
Gleitkomma-Coprozessor, aber BSD brauchte einen.

c't: Wo steht Linux im Moment?

Cox: Ich bin mir nicht ganz sicher, es ändert sich so viel.
Mittlerweile stecken große Firmen Geld in Linux. Das
Debian-Projekt wird größer und größer, das Internet wächst, und
immer mehr Leute arbeiten mit. Es tut sich viel mehr bei den
Anwendungen als beim Kernel, was ich gut finde. Eine Menge
Linux-Anwender kommen von Windows oder Mac OS und sagen: Ich
benutze ein großartiges Windows-Programm, das es ärgerlicherweise
nicht für Linux gibt - und dann schreiben sie es einfach. Sie
beginnen, die Lücken auf dem Linux-Desktop zu schließen.
c't: Hat sich der Prozess der Linux-Entwicklung mit dem
Linux-Hype der letzten Zeit verändert?

Cox: Es gibt einige Veränderungen. Viel mehr Leute werden jetzt
für die Linux-Entwicklung bezahlt, und ich kriege eine Menge
Patches von Firmen. Große Chip-Hersteller sind jetzt mit dabei
und reden mit uns über Linux-Treiber; und Firmen wie 3Com haben
schon eigene Linux-Treiber entwickelt.

Linux-Programmierer werden regelmäßig gefragt, ob sie in einer
Firma arbeiten wollen, und sagen dann: `Nein, ich will das
weiterhin als Hobby betreiben.' Aber wenn beispielsweise der
Hersteller eines SCSI-Controllers erfährt, dass ein bestimmtes
CD-ROM-Laufwerk nicht läuft, kann er dem für den Treiber
zuständigen Entwickler Geld anbieten, um den Fehler zu beheben;
oder er kann ihm zum Beispiel das CD-ROM-Laufwerk für die Arbeit
geben.

Es gibt eine Menge Leute, die unabhängig bleiben wollen, aber mit
Linux Geld verdienen möchten. Und es gibt Hersteller, die ein
Problem mit ihrer Hardware haben, aber nicht die Möglichkeit, es
innerhalb ihrer Firma zu lösen. Solche Auftragsarbeiten werden
weltweit vergeben - eine gute Sache für Leute, die nicht im
Silicon Valley leben, sondern sonstwo in der Welt.

c't: Wie stellt ihr dabei die Qualität des Codes sicher?

Cox: Das ist nicht so schwierig, da der Kernel sehr modular ist.
Größtenteils schreiben die Leute Gerätetreiber, die die anderen
Teile des Codes nicht stören. Die meisten existierenden Treiber
sind sehr gut, und die Leute nutzen deren Quellen, wenn sie neue
Treiber schreiben - die Treiber stehen ja unter der GPL. Wenn wir
dann in einem Treiber einen Bug entdecken, kann man ihn sehr
leicht auch in den ganzen davon abgeleiteten Treibern reparieren.
Wir haben zum Beispiel einen Fehler in dem Basis-Treiber für die
serielle Schnittstelle gefunden, und derselbe Fehler war dann
auch in acht oder neun anderen Treibern.

c't: Wie ist die Entwicklung des Linux-Kernel organisiert?

Cox: Eine Reihe Leute sammeln die verschiedenen Patches, testen
sie, und geben sie dann vorgefiltert an Linus Torvalds weiter. Er
trifft dann zwar die letzte Entscheidung, aber einige Leute,
denen Linus vertraut, treffen Vorentscheidungen.

So etwas wie ein offizielles Entwicklerteam existiert nicht, aber
es gibt fünf oder sechs zentrale Leute. Dave Miller etwa kümmert
sich um den gesamten SPARC-Port. Alles, was das Dateisystem
betrifft, geht an Stephen Tweedie, und ich kümmere mich um die
ganzen allgemeinen Dinge, speziell im Hinblick auf den Kernel
2.2. Es gibt auch Leute, die nicht in dieses Modell passen, aber
sehr wichtig sind, und mir beispielsweise einen Bugfix nach dem
anderen schicken. Immer, wenn ich von diesen Leuten einen Bugfix
bekomme, weiß ich, dass da auch ein Bug ist.

c't: Wie sieht deine persönliche Beziehung zu Linus Torvalds aus?

Cox: Ich schicke ihm Patches, und wir mailen miteinander. Ich
glaube nicht, dass ich ihn wirklich kenne. Er erzählt nicht viel
von sich. Wir haben uns mehrmals getroffen, aber auch dann ist er
sehr still.

c't: Siehst du eine Perspektive für Linux auf dem
Unternehmens-Desktop?

Cox: Das ist ein Markt, den man sich nach den Servern und den
`embedded systems' ansehen muss. Das Problem ist, Linux einfach
genug zu machen. Corel wird hier sicher helfen, genau wie
StarOffice oder Applix. Man kann unter Linux inzwischen mit
Windows-Rechnern kommunizieren und Word-Dokumente lesen.

Entscheidend ist die Kommunikation. Ich denke, in Zukunft werden
immer mehr Firmen auf offene Standards setzen. Im Moment sind
viele wichtige Firmendaten in proprietären Formaten gespeichert;
und allmählich stellt sich die Frage: Wie lesen wir diese Daten
in 20 Jahren - oder auch schon in sieben? Wenn sie beispielsweise
mit einer Software erstellt wurden, die nicht Jahr-2000-fest ist
oder die es gar nicht mehr gibt? Proprietäre Dokument-Formate
sind ein viel höheres Risiko als proprietäre Software.

c't: Was fehlt Linux am dringendsten?

Cox: Zurzeit ist das wahrscheinlich ein `journaling file system'.
Mittlerweile sind Festplatten mit 20 oder 30 GByte Standard auf
dem PC; das war vor wenigen Jahren die Kapazität eines größeren
Datencenters. Daher ist SGIs XFS so wichtig, das ja ursprünglich
ein Mainframe-Dateisystem war. Auch bei der 3D-Grafik tut sich
jetzt viel, weil das die Anwender wollen; ebenso bei der
Unterstützung von DVD-Playern und TV-Karten - der ganze Bereich
des `home entertainment'.

c't: Wovon lebst du selbst?

Cox: Ich erledige seit fast zwei Jahren Auftragsarbeiten für Red
Hat. Jetzt, nach der Gründung der europäischen Niederlassung,
werde ich direkt für Red Hat arbeiten - wahrscheinlich ab dem 1.
Dezember. Bislang habe ich nur Auftragsarbeiten übernommen, weil
Red Hat eine amerikanische Firma ist und ich in England bleiben
wollte. (odi)

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Kommentare:
Linux STOP! (Nico Schottelius, 30.12.1999 12:18)
Re: cooler roter Hut ALAN... (Patrick, 8.12.1999 13:53)
Re: cooler roter Hut ALAN... (Henning, 4.12.1999 17:55)
mehr...


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