Re: [ox-de] Re: [ox] Re: Der eigentliche Dissenz
- From: Jac <sortesindet marsmail.de>
- Date: Sat, 29 Jul 2006 07:18:48 +0200
Hallo Stefan,
Am Freitag, 28. Juli 2006 05:19 schrieb Stefan Seefeld:
Mir ging es nie darum meinen Kindern jegliche Entscheidungsfreir"aume
zu nehmen. Im Gegenteil ! Aber zum Entscheiden muss man qualifiziert sein,
d.h. es setzt voraus dass man die Verantwortung f"ur eine getroffene
Entscheidung auch tragen kann, sowohl technisch als auch moralisch.
Sonst ist es keine echte Entscheidung.
So - und nun die Differenz. Ich habe Menschen kennen und schätzen
gelernt, die selbst kleine Kinder dazu fähig fanden, zum Entscheiden
qualifiziert zu sein, die Verantwortung für eine Entscheidung tragen
zu können und dabei moralisch diese Entscheidung zu begründen.
Die nicht zu überwindende Differenz liegt darin, daß etliche Kinder
in vielem dazu nicht in der Lage sehen und beispielsweise vom
"Kleinen Commenwealt" von H. Lane bis zur Schuldemokratie in
etlichen skandinavischen Schulen und Kindertagesstätten, von der
Kinderbewegung in Dänemark und ihren selbstverwalteten Kinder-
häusern bis zur Kinderselbstverwaltung in Summerhill nicht zu
überzeugen sind, Kinder für qualifiziert zu Entscheidungen zu halten.
Freiräume meint im Grunde Entscheidungsgettos - abgezirkelte
Bereiche, in welchen Kinder z.B. über ihre 10 Euro Taschengeld
entscheiden dürfen. In den Slums von Bombay ernähren Kinder des
gleichen Alters ihre Familien, die man hier für nicht fähig hält,
qualifiziert z.B. darüber zu entscheiden, wo bzw. bei welchen
Erwachsenen sie leben wollen, wie sie ihr Zimmer gestalten und
wie lange sie aufbleiben wollen - und dies war jetzt kein Statement
für die Einführung von Kinderarbeit. Kindheit jedoch ist nicht nur
eine bürgerliche, sondern vor allem eine Erfindung von Erwachsenen.
Gruss,
Jacob
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