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Re: [ox] Noch mal zur Freien Gesellschaft




Hallo Hans-Gert,

Dein Funktionsbeispiel gefällt :-)

Hans-Gert Gr�be (2006-01-20 16:16 [PHONE NUMBER REMOVED]):
Ich unterstreiche sicherheitshalber nochmal meine Einwand-Frage:
was heißt es genau, daß die Sicht des Menschen *GENAUSO* von
seiner Warenmonaden- WIE von seiner Nicht-Warenmonaden-Situtation
geprägt werde?

Nimm die Funktion isprime(n:integer). Arbeitet nun isprime(101)
*genauso* wie isprime(1009) (beides Primzahlen) oder wie isprime(1001)
(keine Primzahl)?  Die Antwort kann JA sein (ist ja dieselbe Funktion)
oder nur im zweiten Fall NEIN (für Nicht-Primzahlen macht sie intern was
anderes als für Primzahlen) oder auch im ersten Fall NEIN (für die eine
Primzahl eine kurze Schleife, für die andere eine lange Schleife).

Du merkst, worauf ich hinauswill - *genauso* ist ein relativer Begriff
und abstrahiert von gewissen für die gegebene Betrachtung unbedeutenden
Details.  Unser Missverständnis beruht also offensichtlich darauf, dass
wir unterschiedliche Sachen als "unbedeutend" betrachtet haben.
Holloway würde sicher sagen - genauso-und-nicht-genauso - um dieses
Problem der Differenzen im Setzen des "Unbedeutenden" zu beleuchten.

Und nun das Beispiel oben mit der Funktion.  Funktionen dienen ja dazu,
etwas, das immer "genauso" geht, durch einen Abstraktionsschritt ein für
allemal zu "erschlagen".  Und diejenigen, die nix davon wissen, kannst
du leicht beeindrucken, weil sie dasselbe immer noch "per Hand" machen.
Ihnen erscheint also nicht nur die Funktion, sondern selbst der Task,
der durch Aufrufen der Funktion mit einem konkreten Datum entsteht, als
herausforderung.

Natürlich kann man auch das Bauen von Funktionen abstrahieren und dies
über weitere Stufen treiben.  Und da sind wir bei dem, was ich als Kern
unseres Missverständnisses betrachte.  Ich sage *genauso*, weil ich den
Mechanismus im Auge habe, mit dem so was wie die Konstitution als
Warenmonade transportiert wird.  Und dieser Mechanismus wirkt eben
ähnlich auch auf dem "Datum", das durch das Sein als Nicht-Warenmonade
bestimmt wird.

Du sagst, NEIN, Transportmechanismus(Warenmonade) funktioniert GANZ
ANDERS als Transportmechanismus(Nicht-Warenmonade). Und hast damit
natürlich auch recht.

...aber ich versuche mal, es weiter zu entwickeln, indem ich es
wieder zurück zur Frage über die Prägung der Menschen in einer
Gesellschaft in Beziehung setze.  Das Prägen wäre dann die
Funktion, das Geprägt-Sein wäre das Resultat bzw. der
Funktionswert. Das Argument wäre die Situation (bspw. als eine
Menge von Einflußfaktoren), welche durch die Funktion umgesetzt
wird.  Der erste Aufruf also

  Mensch.Geprägtwerden( Warenmonaden-Situation );

resultiert in der Regel in einer stärkeren Ausprägung einer
Eigenschaft des Menschen (z.B. Mensch.WarenmonadenAnteil).
Dagegen wirkt sich die Anwendung der gleichen Methode als

  Mensch.Geprägtwerden( Nichtwarenmonaden-Situation ); 

anders aus. (Z.B. Mensch.Warenmonadenanteil wird kleiner.).

Offensichtlich sagt die Feststellung, daß auf ein
Objekt (sorry) zweimal dieselbe Methode angewandt wird, nichts
über dessen Veränderung aus.

Wenn diese Feststellung aber nichts über seine Veränderung
aussagt, dann ist diese Feststellung für die Frage nach der
Entwicklung des Objektes irrelevant.  Sie sagt ja nicht mal etwas
darüber aus, _ob_ (insgesamt) überhaupt eine Veränderung vorliegt
oder zu erwarten ist oder nicht, oder ob hier ein
Spannungsverhältnis vorliegen könnte oder nicht.

Daher hat diese Feststellung allein noch gar nichts mit Dialektik
zu tun.  Und wenn mich die Frage der Entwicklung, des Werdens
interessiert, dann hilft mir die Feststellung, daß es sich bei der
Prägung eines Menschen immer um den gleichen Mechanismus (bzw.
Algorithmus oder `Transportmechanismus') handelt, kein bischen
weiter.  (Die Feststellung, daß es mehrere Einflußfaktoren gibt,
ist Empirik, die Feststellung, daß sie auf die gleiche Weise
funktionieren, ist quasi Mechanik).

Und ebenso, wie die Frage, ob eine Zahl eine Primzahl ist oder
nicht, praktisch irrelevant ist, wenn ihre Beantwortung keine
praktischen Auswirkungen hat, verhält es sich mit der Frage nach
den Einflußfaktoren, welche einen Menschen prägen, und nach dem
Mechanismus ihrer Wirkung.  Interessant wird die Frage nach der
Primzahl doch erst dann, wenn sich aus den unterschiedlichen
möglichen Ergebnissen der Funktion Unterschiede im weiteren
Programmablauf ergeben -- sonst würde man diese Funktion ja gar
nicht aufrufen (bzw. überhaupt erst implementieren), oder?

Deshalb sage ich nicht, »NEIN, Transportmechanismus(Warenmonade)
funktioniert GANZ ANDERS als
Transportmechanismus(Nicht-Warenmonade)«. Sondern ich sage, das,
was an diesem Funktionieren gleich ist, interessiert mich in
diesem Zusammenhang nicht, da es keinen Bedeutung für das Werden
hat. Ohne damit gleichzeitig zu sagen, daß es mich überhaupt nicht
interessiert ;-)  Denn spätestens auf der (Noch-)Meta-Ebene wird
er mich sehr wohl wieder interessieren, zum Beispiel, wenn (oder
ob) sich der Algorithmus und die Wirkung der Funktion
'Geprägtwerden' im Rahmen von anderweitigen Entwicklungen oder in
Abhängigkeit von den vorangegangenen Prägungen selbst ändert.  

Außerdem nicht "ist" - der zentrale Punkt bei Holloway (und
auch im PM): das Leben nicht als SEIN, sondern als WERDEN
wahrzunehmen. 

Genau dieses Problem der diffusen Mischung kritisiere ich ja
auch an Deiner Holloway-Wiedergabe.  Wenn schwarz und weiß
genau gleich (also _genauso_) wirken oder prägen, dann ist ihre
Unterscheidung in Hinsicht auf Entwicklung, auf Werden, auf
qualitative Veränderungen (``Sprünge'') doch müßig, oder?  

Hier kommt die Relativität des Begriffs "genauso" dann wirklich
zum Tragen. schwarz und weiß entwickeln sich ja nicht getrennt,
sondern ihr Spannungsverhältnis entwickelt sich.

Gleiches kann keinen Unterschied machen.  GENAUSO ist eine
Gleichsetzung, die quasi implizit behauptet, das hier als
gleich gesetzte wäre für die Betrachtung des WERDENs
irrelevant.

Gleiches als gleichzeitige und ähnliche Wirkung auf beide Seiten
eines Spannungsverhälltnisses auch nicht?

Nein.  

Zumindest, wenn Du mit der `gleichzeitigen und ähnlichen Wirkung
auf beide Seiten' nicht _unterschiedliche_ Richtungen oder so
meinst, wenn also diese gleichzeitig und ähnlich wirkenden
Faktoren nicht selbst auch in einem spannenden oder gespannten
Verhältnis zueinander stehen.  Oder aber, wenn der Bezugsrahmen
für die Feststellung eines Unterschieds ein äußerlicher ist (das
hatte ich ja schon eingeräumt), und wenn daher die gleichzeitig
und ähnlich auf den Gegenstand einwirkenden Faktoren zu einer
Veränderung seines Verhältnisses zum (zumindest hier noch als
äußerlich betrachteten) Bezugssystem führen.  Aber auch hier ist
für die Veränderung und für ihre inneren Triebkräfte nur der
Unterschied, das Ungleiche, das Spannungsverältnis, also die
Beziehung, interessant -- auch wenn es sich bspw. `nur' um einen
Widerspruch zwischen Gleich und Ungleich handelt. 

Nur mal ein Beispiel, weil mir das hier zu abstrakt wird: Ein Ast
wird vom Wind abgebrochen. Die Kraft, die auf den Ast wirkt ist an
allen Stellen gleich, gleich groß und gleich gerichtet.  Und
dennoch führt sie zu einer offensichtlichen qualitativen
Veränderung.  -- Nur, der hier zu beobachtende Unterschied kommt
gar nicht von dem gleichmäßig wirkenden Wind, sondern von der sehr
ungleich verteilten 'Gegenkraft' durch die Verankerung des Astes
am Stamm. Wäre er nicht verankert (oder wäre er, andersrum
betrachtet, mit allen seinen Punkten gleich und gleich stark
veranktert), dann würde er nicht brechen.

Falls ich hier irgendwo gedanklich feststecke, hoff' ich auf Deine
Hilfe ;-)  
Gruß, El Casi.
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