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Re: [ox] Die sinkenden Grenzkosten der Information



Hallo Franz,

Franz Nahrada wrote:
Ich denke mir, wir sollten diese Debatte einfach aus Oekonux 
ausklammern und uns hier auf eine einzige Frage konzentrieren:

wie kriegen wir es hin, daß der geldfreie Modus des Wissen-Teilens 
zum dominanten Modus in der Gesellschaft wird?

Ja, wie kriegen *wir* (die Verfechter einer GPL-Gesellschaft) in einer
Gesellschaft, deren zentraler Motor gerade die "Verwissenschaftlichung
der Produktion" ist, das grundlegende Sozialisierungsprinzip von
"Wissen", den freizügigen Zugang, das "free as free speech", "bourgeois
freedom", zum dominanten Modus? In einer Zeit, wo diese Gesellschaft
selbst daran geht, über den Versuch der forcierten Einführung von IPR
diesen zentralen Motor aus Raison der "bourgeois property" zu demontieren?

Doch wohl nur, indem wir uns und das Konzept der GPL-Gesellschaft als
Element dieses umfassenderen Ringens zwischen "Owners and Creators"
verstehen, oder? Aber damit wiederhole ich dich nur:

Es geht um Keimformen, diesmal im Plural. Es geht um Arrangements
die im "Alten" ihre Funktionsfähigkeit (sprich gelingende Versorgung
und zugleich hohes kulturniveau) unter Beweis stellen und so zugleich
"Neues" signalisieren.

Freie Software ist ein Teil dieses Musters, kann aber unmöglich das 
ganze Muster sein. Das ist die Crux der Oekonux-debatte. Einige
wollen die ergänzenden Teile des Musters finden. Andere machen sich 
drüber lustig.

Und umgekehrt - auch über Oekonux machen sich sicher Leute lustig. Es
ist die Crux der psychischen Konstituierung der unter Druck geratenden
Warenmonade, mit derartigen "Techniken" das eigene Selbstwertgefühl zu
pushen. Und zwar weitgehend unbewusst und unreflektiert. Siehe das
"Beißreflex-bändigen" Paper von SMz. Auch für solche psychologischen
Muster sollten wir langsam mal Sensibilität entfalten.

Frithjof Bergmann hat meines Erachtens einen wichtigen anderen Teil 
des Musters gefunden. Es handelt sich um "High tech Self - providing"

Ich habe noch nicht viel von ihm gelesen, denke aber, dass wir es hier
unter der Achse Arbeit -> Gestaltungsanspruch mit Fokus auf
"Beherrschung der Macht der Agentien" eigentlich schon auf dem Tisch haben.

was eben auch eine ökonomische Gelegenheit für ganze Abteilungen
der kapitalistischen ökonomie darstellt. Ich kann einfach die Borniertheit
nicht fassen, mit der Stefan Mn die Dialektik von fortgeschrittenen 
Industrien (Tool-Builder) und Dezentralisierung wegdiskutiert. Anyway.

Das wäre *sehr* genau zu diskutieren, und ich glaube, wir treffen uns
hier bei regionalen Stoffkreisläufen und der Nachhaltigkeitsdebatte
wieder wie in meinem glob-Paper -
http://www.informatik.uni-leipzig.de/~graebe/projekte/infopapers/glob.html
- ausgeführt.

Es gibt genug Leute die sie sehen. Und auch den Zusammenhang mit
freiem Wissen als Existenzbedingung einer Wiedererweiterung des
Eigenarbeitsraums.

Dieser "Eigenarbeit" haftet mE etwas der Geruch einer Baumarktmentalität
des "Bastlers" an. Ich plädiere sehr dafür, in diesem Kontext das Wort
"Arbeit" durch "Gestaltungsanspruch" zu ersetzen.

Viele Grüße, HGG

-- 

  Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
  Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53	
  tel. : +49 341 97 32248
  email: graebe informatik.uni-leipzig.de
  Home Page: http://www.informatik.uni-leipzig.de/~graebe

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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