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Re: [ox] Die sinkenden Grenzkosten der Information



Hallo Franz und Christoph

Christoph Reuss wrote:
FranzN: Und jetzt macht sich der schmerzliche, unglaubliche Skandal
fühlbar daß unsere Lebenszeit so knapp ist und die freie
Kopierbarkeit prima facie unseren "Konkurrenten" nutzt, denn
Schrott läßt sich leichter kopieren als Sinnvolles, das muß man
anpassen. Natürlich haben wr enorme Vorteile, weswegen es überhaupt
so weit kommen konnte. Aber wenn es nicht gelingt, möglichst rasch
in möglichst großem Umfang an Quellen von disposable time zu kommen
wird sich die Entwicklung zur GPL-Gesellschaft nicht weitertreiben
lassen.

Es ist nunmal so dass es auch in einer GPL-Gesellschaft immernoch knappe
Güter geben wird (wie auch Boden und Rohstoffe).

Den Widerspruch gilt es aufzulösen, und ich glaube, das ist gar nicht so
schwer, wenn man den Begriff "Arbeit" (aus einer güterzentrierten Welt)
durch den Begriff "Gestaltungsanspruch" ersetzt, genauer gesagt in
dieser Richtung aufbohrt. Mit "disposable time" kann ich nämlich
überhaupt nichts anfangen jenseits der Aussage "Zeit dafür, eigene
Gestaltungsansprüche zu verwirklichen". Neben der Ressource Zeit brauche
ich aber dazu auch materielle Ressourcen etc. Alles sehr knapp.
Insbesondere auch Lebenszeit, wie Christoph für die non-couch-potatoes
ja schon angemerkt hat. (NB: Die Herausführung der couch-potatoes aus
ihrer "selbst verschuldeten Unmündigkeit", welche durch dieses System
des Tittytainments eher verstärkt wird, ist ein extra Thema)

Und diese Gestaltungsansprüche können konfliktär sein, in ihren
Wirkungsfeldern überlappen, sich aufeinander beziehen etc. Es kann also
nur darum gehen, diese Gestaltungsansprüche in ihrem Zusammenspiel
besser zu beherrschen, ohne jedes Mal gleich - und in weiterer
Perspektive überhaupt nicht - zu Gewalt und anderen Machtmitteln zu
greifen. Also "die Welt verändern, ohne die Macht zu ergreifen", kurz -
an einer nicht-handwerklichen Form der "Produktion unserer eigenen
Verkehrsformen" zu arbeiten, die nur weit jenseits eines allgemeinen
laissez faire liegen kann. Das ist für mich sowohl der Kern von
GPL-Gesellschaft (hier kommt der Gedanke aus dem Versuch einer
Verallgemeinerung konkreter Praxen, eben FLOSS) als auch von New-Work
(hier kommt der Gedanke, wenn ich es recht verstehe, aus den Praxen der
WSF-Bewegung)

Viele Grüße, HGG

-- 

  Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
  Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53	
  tel. : +49 341 97 32248
  email: graebe informatik.uni-leipzig.de
  Home Page: http://www.informatik.uni-leipzig.de/~graebe

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