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Re: [ox] Re: Wissens- und/oder Informationsgesellschaft?



Hallo Stefan,

Stefan Merten wrote:
Gerade wenn du LaTeX bringst, ist es in der Tat eine bewusste
Entscheidung, sich das zu geben. Allerdings dachte ich bei
Wordprocessor nicht an LaTeX...

Dann umso mehr. Warum gibt es die überhaupt? Muss doch ein
"Markt" dafür da sein, oder? Wieso schreiben diese Leute, die sich
nicht mal dafür interessieren, *dass* Textsatz eine Kunst ist, nicht
einfache txt-Dateien? Weil es gar nix anderes mehr gibt? Nun, mit
dem bekannten Wordprocessor - ich will hier mal keine
Schleichwerbung machen, obwohl ich eigentlich davon ausgehe, dass
die Leute auf dieser Liste dagegen immun wären - kann man ja auch
Dateien als txt-Dateien abspeichern. Wieso dann .doc? Weils der
Default ist? Weil man mehr damit machen kann? Sieht schöner aus?
Besonders, wie toll das Ding mit den fl-Kombinationen umgeht (eh,
hat er gemerkt, dass es überhaupt so was wie Ligaturen gibt - war
das vorher überhaupt "Information iSv SMn"?). Aber auch ohne das
Letztere: Welche Rolle spielen für dich diese unbewussten Elemente,
wenn wir hier über "bewusste Entscheidung" sprechen? Oder sollten
wir auch hier besser zwischen "bewusster Entscheidung iSv SMn" und
"bewusster Entscheidung iSv HGG" unterscheiden?

Aber der Wordprocessor hat dieses gesellschaftliche Wissen über
Satzregeln und damit Ligaturen intus. Und er operationalisiert es. Er
ist in diesem Sinne nichts anderes als eine Stanzform, die ebenfalls
gesellschaftliches Wissen über die zu stanzende Form enthält. Der
Unterschied - und das ist m.E. eben *der* Unterschied zwischen
Industrie- und Informationsgesellschaft - ist dieser: Während bei der
Stanze das gesellschaftliche Wissen noch in Materie vergegenständlicht
werden muss um operationalisiert werden zu können, ist diese
Vergegenständlichung bei Computern reine Nebensache. Das ist der
Unterschied um den es mir geht und das ist m.E. der Unterschied um's
Ganze!

Genau hier gehen unsere Begriffswelten ziemlich radikal
auseinander.  Für mich sind beides - Stanzform und Wordprocessor -
zunächst Werkzeuge, die Menschen für Menschen gemacht haben.  Erst
wenn diese Gemeinsamkeit ganz fest gesetzt ist bin ich bereit, über
Unterschiede nachzudenken (und mache dies dann auch gründlich,
Verweis etwa auf mein Mawi-Paper). Das hatte ich in meiner mail vom
4.8. (in reply auf dich) schon mal genauer ausgeführt.

HGG: Wie kann man Problem und Lösung auseianderdividieren?

Mir ist schleierhaft, wie mensch sie miteinander identifizieren kann.

Werden Probleme nicht erst zu Problemen, indem eine Lösung gesucht
wird? Und hat man eine gefunden, ist dann das Problem nicht gleich
viel "kleiner" geworden?

Nein. Mensch hat eben nur eine Lösung gefunden.

"Gibt es" eine Lösung oder ist die Lösung ein Prozess, der mit dem
Auftreten des Problems beginnt und über (gelegentlich) viele Etappen
bis zu einer in Code gegossenen Lösung führt (Buchbergers
"Trivialisierung" des Problems)? Womit aber die "Lösung", wie in meiner
Mail vom 15.8. dargestellt, noch lange nicht am Ende ist, sondern der
Integration in je lebensweltliche Praxen bedarf. "Trivial" aber doch
insofern, als diese Integration dann ein *anderes* "Problem iSv HGG"
ist? Meine Semantik dazu hatte ich ebenfalls bereits am 15.8. genauer
dargestellt.

Zu Sozialisierung vs. Sozialisation:

Das ist ja nicht erst seit dieser mail ein Thema zwischen uns beiden
(meinerseits etwa am 2.8., 26.7., 21.7., 27.6. - wo ich übrigens die
Begriffe Sozialisation und Sozialisierung bereits beide verwendet und
stets als weitgehend gleichbedeutend verwendet habe). Insbesondere in
meinen mails vom 21.7. und vom 27.6. (jeweils in reply auf dich) hatte
ich mich zu dem Thema schon klar positioniert, welche Semantik *ich* mit
diesem Begriff verbinde.  Deine weiter gehende Begriffsexegese ist
sicher interessant, aber nicht wirklich hilfreich für die Kommunikation
zwischen uns.

Viele Grüße, HGG

-- 

  Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
  Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53	
  tel. : +49 341 97 32248
  email: graebe informatik.uni-leipzig.de
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