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Re: [ox] Re: Wissens- und/oder Informationsgesellschaft?



Hi Liste!

Hier möchte ich noch einen Gedanken hinzu fügen.

Yesterday Stefan Merten wrote:
Aber der Wordprocessor hat dieses gesellschaftliche Wissen über
Satzregeln und damit Ligaturen intus. Und er operationalisiert es. Er
ist in diesem Sinne nichts anderes als eine Stanzform, die ebenfalls
gesellschaftliches Wissen über die zu stanzende Form enthält. Der
Unterschied - und das ist m.E. eben *der* Unterschied zwischen
Industrie- und Informationsgesellschaft - ist dieser: Während bei der
Stanze das gesellschaftliche Wissen noch in Materie vergegenständlicht
werden muss um operationalisiert werden zu können, ist diese
Vergegenständlichung bei Computern reine Nebensache. Das ist der
Unterschied um den es mir geht und das ist m.E. der Unterschied um's
Ganze!

Nochmal anders betrachtet handelt es sich sowohl bei der Stanzform als
auch beim Wordprocessor um ein Produktionsmittel. Eine zentrale
Forderung der ArbeiterInnenbewegung war bekanntlich die Sozialisierung
/ Vergesellschaftung der Produktionsmittel. Der sog. Realsozialismus
hat das durchgeführt, indem er die Produktionsmittel im Wesentlichen
verstaatlicht hat.

Zur Zeit wechselt das zentrale Paradigma bei den Produktionsmitteln
aber von der Verarbeitung von Materie zu der Verarbeitung von
Information. Da Materie und Information völlig anderen Gesetzen
unterliegen - Information kann im Gegensatz zu Materie weiter gegeben
und gleichzeitig behalten werden - gilt dies auch für die jeweiligen
Produktionsmittel. Insbesondere ist eine Sozialisierung des
Produktionsmittels Information sehr viel nahe liegender, als das für
Materie der Fall ist. Es ist eben kein Zufall, dass das Ganze mit
Freier Software, also einem Informationsprodukt, und nicht mit Freien
Bohrmaschinen, also einem materiellen Produkt, begonnen hat.

Vielleicht hatte die alte ArbeiterInnenbewegung mit Marx an der Stelle
sogar Recht - nur, dass sie einfach noch nicht die Voraussetzungen
hatten, die sich heutigentags so reich entfalten.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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